Nach einem SWP-Bericht über Auseinandersetzungen an der Uni-Klinik über eine mögliche Krebstherapie mit Methadon hat es am Montagnachmittag ein Treffen der betroffenen Ärzte gegeben. Nach der Darstellung von Prof. Udo Kaisers, Leitender Ärztlicher Direktor des Ulmer Universitätsklinikum, kam es zu einer Aussprache mit der Chemikerin Dr. Claudia Friesen, die seit Jahren an einem Methadonprojekt forscht, und Prof. Erich Miltner, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin. Dabei sei vereinbart worden, dass die Klinikleitung die Wissenschaftlerin „aktiv unterstützt“, vor allem bei der Erbringung der Testreihen, ohne die kein Medikament eine Zulassung erhalten könne.
Aufgrund mehrerer Medienberichte über eine mögliche wachstumshemmende Wirkung von Methadon bei Krebszellen sei die Telefonanlage des Klinikums wegen der großen Zahl an Anrufen zeitweise lahm gelegt worden, so Direktor Kaiser. Es habe viele Nachfragen gegeben, etwa ob man mit Methadon Krebserkrankungen heilen könne. Oder welche Nebenwirkungen bei einer Behandlung mit dem Drogenersatzstoff auftreten könnten.
Lesen Sie hierzu: Fragen und Antworten zu Methadon

Drohungen von Patienten

Allerdings seien auch sehr unerfreuliche Anrufe darunter gewesen, so Udo Kaisers, etwa Drohungen und Beschimpfungen. Er verweist zudem auf Berichte von niedergelassenen Krebsärzten, die von Patienten ultimativ aufgefordert worden seien, Methadon anzuwenden. Im Gegenzug hätten Erkrankte „Therapien, die als wirksam bekannt sind“, abgelehnt. Kaisers warnt: „Der Glaube, Methadon könnte das erhoffte Allheilmittel sein, ist gefährlich.“ Schließlich gebe es derzeit „keine kontrollierten klinischen Studien, die eine Wirksamkeit von Methadon bei Krebserkrankungen nachweisen.“ In der Medizin fehle es nicht an Beispielen, wie angebliche Wundermittel großen Schaden anrichteten.
Nun sollen die Bemühungen verstärkt werden, Methadon in Testreihen als Mittel gegen Krebs zu testen. Parallel dazu bemühe sich auch Dr. Claudia Friesen um Forschungsgelder aus der pharmazeutischen Industrie, um Tests zu beginnen. Bis solche vorliegen, soll das Verfahren nicht öffentlich beworben werden.
Klinikchef Kaisers dementierte Annahmen, das Medikament könnte von der Industrie abgelehnt werden, weil es nicht die Umsätze wie aktuelle Krebsmedikamente bringen könnte: „Für diese Behauptungen gibt es keinerlei Rechtfertigung.“
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