Flickflacks, Spagate oder Handstände macht Lea Toran Jenner mit links. Die 26-jährige, gebürtige Ulmerin ist Zirkusartistin. Gemeinsam mit ihrem Duo-Partner Francis Perreault hat sie vor Kurzem beim Circus Festival im spanischen Albacete nicht nur die Jury begeistert, sondern auch das Publikum: Die beiden holten sich die Goldmedaille und gewannen auch den Publikumspreis.
„Zirkusartistin zu sein, war ein Kindheitstraum, seit ich fünf Jahre alt bin“, erzählt Lea Toran Jenner. Ihren Traum zu erfüllen, war jedoch zuerst einmal gar nicht leicht. Denn die 26-Jährige stammt nicht etwa aus einer Zirkusfamilie, sondern aus einem Akademiker-Haushalt. Mit fünf Jahren fing Lea mit dem Turnen beim SSV Ulm 1846 an. Mit elf Jahren wechselte sie dann zum Aerobic, war im Nationalteam, bis sie 19 Jahre alt war.
Ihr Glück: Als Lea Toran Jenner 15 Jahre alt war, zog die Familie für ein halbes Jahr nach Montreal in Kanada. Dort entdeckte sie per Zufall die Zirkusschule „École Nationales de Cirque“. Es wurden Sommerprogramme für Kinder angeboten und Lea nahm zwei Wochen an einem Sommercamp teil. Ihr war klar, dass sie dort ihre Ausbildung machen möchte. Sie verbrachte jede freie Minute mit trainieren und bereitete sich auf die Prüfung vor.
Nachdem die Ulmerin ihr Abitur am Schubart-Gymnasium absolviert hatte, flog sie mit 19 Jahren nach Montreal, um dort ihre Prüfung als Zirkusartistin abzulegen. „Die Prüfung ist recht schwierig“, erklärt sie. Von 130 Bewerbern in Montreal wurden nur 30 angenommen. Sie war eine davon. Mit 22 Jahren hatte sie ihr Zirkusdiplom in der Tasche und bekam sofort einen Vertrag in Kanada. „Es läuft wunderbar“, sagt sie. Seit rund fünf Jahren zeige sie ihre Künste auf der ganzen Welt.
Ihre Spezialität ist das Akrobatikgerät „Cyr-Rad“. Das ist ein Reifen aus Aluminium. Die charakteristische Grundbewegung gleicht der einer Münze, die sich um ihre eigene Achse dreht. Zusammen mit Francis Perreault, der ein Jahr weiter in der Ausbildung war als sie, testeten sie diese Disziplin zu zweit aus. „Wir wollten unser eigenes Vokabular entwickeln, weil es keine Herangehensweise gab, an der wir uns orientieren konnten.“ Ihre Nummer sei etwas Besonderes.
Zurzeit lebt die Zirkusartistin in Paris und bleibt dort eine Weile. Auch wenn eine weitere Ausbildung beendet ist: Sie hat die Filmschule besucht ihren Bachelor of Arts gemacht. Ihre Karriere, hofft sie, ist noch lange nicht auf ihrem Höhepunkt.