Für eine Gemeinde mit knapp 3200 Einwohnern kein alltägliches Projekt: Kinderbetreuung und Seniorenwohnungen mit Pflege­angebot unter einem Dach. Ein solches „Generationenzentrum“ will der Arbeiter-Samariter­-Bund (ASB) in Staig bauen. Am Dienstag ist das im Neubaugebiet „Hinter den Tannen IV“ geplante Vorhaben im Gemeinderat präsentiert worden.
Nach den Worten von Architekt Martin Maslowski sind zwei jeweils zweigeschossigen Gebäude geplant. Der Trakt für Senioren biete im Erdgeschoss zwölf Einzelzimmer, gruppiert um ein großes Wohnzimmer mit Küchenzeile. Die Zimmer sind Maslowski zufolge 16 Quadratmeter groß, plus Nasszelle. Wie in einer WG könnten die Bewohner gemeinsam Zeit verbringen, etwa kochen, und sich bei Bedarf in die privaten Räume zurückziehen. Im Obergeschoss sind Ein- und Zweizimmer-Wohnungen geplant, aber keine Gemeinschaftsräume. Die Zugänge seien barrierefrei, aber nicht rollstuhlgerecht, sagte Maslowski. Hierzu wären größere Maße notwendig, zum Beispiel bei den Duschen. Der ASB werde die Pflege anbieten, die je nach Bedarf gebucht werden könne, sagte Steffen Kübler, beim ASB Heilbronn-Franken Leiter der Jugend- und Behindertenhilfe.
Im Gebäude der Kinderbetreuung sind im Erdgeschoss die Räume für eine Krippengruppe mit zehn Plätzen und eine Ü-3-Gruppe mit 20 Plätzen vorgesehen. Im Obergeschoss sind die Schlafräume sowie die Räume für das Personal untergebracht. Eckpfeiler der Betreuung sind laut Kübler ein „hoher Betreuungsschlüssel“, flexible Öffnungszeiten und das Angebot von Logopädie und Ergotherapie im Haus. Weiter sei die Einbindung der benachbarten Senioren als „Generationenschatz“ vorgesehen.
Grundsätzlich begrüßten die Gemeinderäte die örtliche Seniorenbetreuung. Dass Menschen in der Gemeinde alt werden können „war mir immer sympathisch“, sagte Erich Kienhöfer. Harsche Kritik gab es jedoch dafür, dass der ASB entgegen früheren Aussagen nicht selbst als Bauherr auftritt, sondern einen Investor, den Unternehmer Roland Sailer, ins Boot geholt hat. „Ich fühle mich über den Tisch gezogen“, sagte Andreas Schneider. Regina Rehm befürchtet, dass nun zweimal die Hand aufgehalten werde und die Wohnungen teurer würden.
Dank des Investorenmodells müsse der ASB kein Kapital aufbringen, sagte Kübler. Damit sei aber keinesfalls eine Teuerung verbunden. Er versicherte, die Mietpreise seien „absolut marktüblich. Wir wollen hier keine elitäre Einrichtung.“
In der Gemeinde noch einen Kindergartenstandort zu eröffnen, das gefällt nicht allen Gemeinderäten. Mit zwei Kindergärten und zwei von Tagesmüttern betreuten Kleinkind-Gruppen in verschiedenen Gebäuden wäre das der fünfte Standort, rechnete Dominik Schebesta vor. „Ich bin kein Freund einer solchen dezentralen Betreuung.“ Ferner werde das Wohngebiet durch den zu erwartenden Verkehr zusätzlich belastet. Auch Erich Kienhöfer plädierte dafür, „nicht an jeder Ecke“ eine Kinderbetreuung zu eröffnen.
Ohne darüber abzustimmen, einigten sich Gemeinderat und Verwaltung darauf, die Pläne nun im Detail zu diskutieren. Dazu gehören auch die von Kübler genannten Kosten für die Kinderbetreuung. Demnach kommt auf die Gemeinde ein Betriebskostenzuschuss von jährlich 540 000 Euro zu. Der Betrag soll nun mit dem Defizit der Einrichtungen der Gemeinde verglichen werden. Kübler zufolge ist der ASB bereit, die Seniorenwohnungen auch ohne den Kindergarten-Teil zu bauen.