Das Dach ist undicht, der Brandschutz nicht auf dem neuesten Stand, die Umkleideräume sind in schlechtem Zustand, der Küchenbereich verdient diese Bezeichnung nicht. Die Jahnhalle, die einzige ausgesprochene Sporthalle in der Kernstadt Erbach, ist knapp 40 Jahre alt, der Sanierungsbedarf unübersehbar. Vor der Entscheidung über eine Generalsanierung oder einen Abbruch mit anschließendem Neubau hat der Gemeinderat bereits im vergangenen Jahr eine Bedarfsanalyse in Auftrag gegeben: Wie viel Hallenkapazität benötigt Erbach heute und in naher Zukunft? Cathrin Dietz vom Büro Sport-Concept präsentierte das Ergebnis in der Gemeinderatssitzung am Montag.
Demnach stehen sowohl dem Schulsport als auch den Vereinen zu wenig Hallenzeiten zur Verfügung. 140 Wochenstunden benötige der Schulsport, in der Jahnhalle sowie in der für Sport nur eingeschränkt tauglichen Erlenbachhalle einschließlich des Fitnessraums dort seien aber nur 112 Stunden möglich. Ähnlich sei die Situation der Vereine, denen pro Woche 20 Hallenstunden fehlten. Vertreter von Schulen und Vereinen hätten den Bedarf in zwei Sitzungen einer Hallen-Arbeitsgruppe konkret nachgewiesen, sagte die Cathrin Dietz.
Bedarf dokumentiert
Die Stadträte zeigten sich von dem dargestellten Stunden-Defizit nicht überrascht. Gehört habe man es immer wieder, „jetzt haben wir nicht mehr nur ein Gefühl, sondern den Bedarf in Zahlen dokumentiert“, sagte Elmar Röhr (SPD).
Um das aktuelle Hallen-Defizit auszugleichen und den in absehbarer Zeit hinzukommenden Bedarf zu decken, benötige Erbach ein weiteres „Standard-Einfachfeld“, erläuterte die Planerin. Das bedeutet: ein 27 mal 15 Meter großes Spielfeld. Drei Möglichkeiten zeigte die Sport-Concept-Geschäftsführerin auf. Erstens: ein Anbau an die als Zweifeldhalle ausgelegte Jahnhalle. Zweitens: ein Anbau an die Erlenbachhalle, dafür müsste aber der Silchersaal abgerissen werden. Drittens: Abbruch der Jahnhalle und Neubau einer Dreifeldhalle am selben Platz. Die Überlegung, an anderer Stelle im Stadtgebiet zu bauen, hatte die Verwaltung ausgeschlossen. Auch die Planerin hält den zentralen Standort in unmittelbarer Nähe zum Schulzentrum für gut geeignet. Dort bestehe Potenzial für eine Weiterentwicklung.
Auch die klare Mehrheit der Stadträte favorisiert das Festhalten am jetzigen Standort, zumal der Schulsport eine Pflichtaufgabe der Kommune sei, sagte Ulrich Eberle (Freie Wähler): „Damit ist klar, wo die Halle stehen wird.“ Gleichzeitig machte er darauf aufmerksam, dass im Sinne einer guten Nachbarschaft zu den angrenzenden Wohngebieten um 22 Uhr mit dem Hallenbetrieb Schluss sein müsse. August Weber (Freie Wähler) forderte, in der Gesamtbetrachtung auch die Hallen in den Teilorten zu berücksichtigen, insbesondere für Veranstaltungen wie Sportturniere. Ringingen beispielsweise biete hierfür gute Bedingungen.
Verwaltung und Gemeinderat waren sich einig, zeitnah zu handeln. Sofort den Abriss und einen Neubau zu beschließen, das wollte jedoch niemand. Wenngleich Stadtrat Weber die Jahnhalle als „Dauersanierungsfall“ bezeichnete. Als nächstes wird Sport-Concept zusammen mit Fachplanern (zum Beispiel für Statik und Brandschutz) in einer Studie die drei genannten Möglichkeiten und die jeweiligen Kosten ausloten, „um das komplexe Thema sauber und zügig aufzuarbeiten“, sagte Bürgermeister Achim Gaus. Knapp 39.000 Euro kostet diese Studie, die nach der Sommerpause vorliegen soll. Diesem Vorgehen stimmte der Gemeinderat geschlossen zu.