Die Corona-Pandemie ist das Thema schlechthin. Selbstredend auch bei der Bundeswehr, insbesondere deren Sanitätsdienst. „Wir bereiten uns intensiv vor“, sagt Matthias Frank, Pressesprecher des Kommandos Sanitätsdienst mit Sitz in Koblenz, das für die Gesundheitsversorgung der gesamten Bundeswehr verantwortlich ist.

Zwei große Einrichtungen in der Region

Mit dem Bundeswehrkrankenhaus (BWK) am Oberen Eselsberg und dem Sanitätsregiment 3 in der Dornstadter Rommelkaserne gibt es in der Region gleich zwei große Einrichtungen der Bundeswehr in der Region. Vor allem das Bundeswehrkrankenhaus ist gefordert, nicht zuletzt deshalb, weil dort laut Krankenhausbedarfsplan des Landes 323 Betten für die Zivilbevölkerung vorgehalten werden.

Beatmungsgeräte sind wichtig in der Corona-Krise

Bei der Corona-Krise geht es vor allem darum, weitere Intensiv- und Beatmungsplätze einzurichten. Denn Lungenentzündungen sind bei schwer verlaufenden Fällen der Atemwegserkrankung Covid-19 das größte Problem. In besonders kritischen Fällen müssen die Patienten künstlich beatmet werden. Alle derzeit laufenden Maßnahmen zielen darauf ab, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, das betont auch Bundeswehr-Sprecher Frank: „Damit nicht zu viele Schwerkranke gleichzeitig in die Kliniken kommen und für sie alle ausreichend Beatmungsplätze zur Verfügung stehen.“

BWK hat knapp 30 Intensivbetten

Knapp 30 Intensivbetten stehen am BWK in Ulm laut Frank zur Verfügung, weitere Beatmungsplätze können eingerichtet werden. Dafür bereite sich die Bundeswehr derzeit vor. Auch werden laut dem Pressesprecher an allen fünf Klinikstandorten der Bundeswehr in Ulm, Koblenz, Hamburg, Berlin und Westerstede Kapazitäten freigemacht, um im Notfall Platz für Corona-Patienten zu haben. Planbare Eingriffen werden überprüft, ob sie tatsächlich erforderlich sind oder verschoben werden können, sagte BWK-Sprecher Peter Scheck auf Anfrage. Einen Aufnahmestopp gebe es nicht.  Auch die Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung, die unabhängig von der Bundeswehr am BWK in den Abendstunden und am Wochenende von den niedergelassenen Ärzten der Region betrieben wird, läuft normal weiter.

Sanitätsregiment unterstützt

Das Sanitätsregiments 3 „Alb-Donau“, das in der Dornstadter Rommelkaserne stationiert ist, ist eigentlich für die Gesundheitsversorgung bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr zuständig. Die 650 Soldatinnen und Soldaten können innerhalb kurzer Zeit im Ausland ein mobiles Krankenhaus aufbauen und betreiben. Das Regiment ist aber auch in die zivil-militärische Zusammenarbeit in Süddeutschland eingebunden.

Pflegepersonal hilft aus

„Bei uns wurde unter anderem abgefragt, welche Fähigkeiten wir sowohl für das Bundeswehrkrankenhaus als auch für zivile Krankenhäuser vorhalten und bereitstellen können“, sagt Daniel Lamparska, Sprecher des Sanitätsregiments 3 – vor allem Beatmungsgeräte und Personal. Knapp ein Dutzend Beatmungsgeräte könne das Sanitätsregiment zusätzlich zur Verfügung stellen. Auch arbeiten Pflegekräften aus Dornstadt im BWK. Und sie stünden bereit, in zivilen Kliniken auszuhelfen – wenn die entsprechende Anforderung eingeht (siehe Info-Kasten).

Beatmungsplätze für Coronapatienten: Infrastruktur ist vorhanden

Beim derzeitigen Stand der Dinge mache es wenig Sinn, in Deutschland ein mobiles Krankenhaus aufzubauen, sagt Matthias Frank vom übergeordneten Kommando Sanitätsdienst. „Die Infrastruktur in den Krankenhäusern ist ja vorhanden.“ Es gehe letztlich um Beatmungsplätze – und um das Personal, das die Geräte bedienen kann. Das dürfte nach Franks Einschätzung das größere Problem werden. Punktuell arbeite die Bundeswehr bereits mit zivilen Kliniken zusammen: „In Koblenz haben wir zum Beispiel in einem Zelt ein Fieberzentrum eingerichtet.“

Coronavirus: Soldaten gehören nicht zur Risikogruppe

Mit Corona-Infizierten in den eigenen Reihen hat die Bundeswehr noch wenig Probleme, in der Rommelkaserne gibt es keinen einzigen Fall, auch nicht am Bundeswehrkrankenhaus. Die Soldaten dürfen am Abend nach getanem Dienst nach Hause. Kasernen zu sperren, davon halte er nichts, sagt Matthias Frank und verweist auf einen anderen Aspekt: „Alleine aufgrund der Altersstruktur gehören Soldaten nicht zu den Risikogruppen.“

Personal ist das große Thema

Reservisten Der Sanitätsdienst der Bundeswehr sucht Reservisten zur personellen Verstärkung an ihren Bundeswehrkrankenhäusern und hat einen entsprechenden Aufruf veröffentlicht: für Plegepersonal und Ärzte. Bei ihm hätten sich bereits zahlreiche gemeldet, sagt Peter Scheck vom BWK Ulm. Man prüfe nun deren Qualifikationen, nehme ihre Daten auf, so dass sie im Falle eines personellen Engpasses aktiviert werden können. „Im Moment kommen wir aber klar.“
Amtshilfeverfahren Will ein ziviles Krankenhaus auf Unterstützung durch Pfelgepersonal der Bundewehr zurückgreifen, geschieht dies über ein Amtshilfeverfahren. Dazu muss der entsprechende Landkreis beim Kommando Territoriale Aufgaben in Berlin einen Antrag stellen. Dort wird er geprüft und an das Sanitätskommando weitergeleitet – und im Normalfall genehmigt.