Die Corona-Krise bedroht auch die Existenz der lokalen Friseurbetriebe. Seit Samstag müssen die Salons in Folge des bundesweiten „Corona-Shutdowns“ vorerst geschlossen bleiben. Marc Befurt, Geschäftsführer des gleichnamigen Ulmer Familienunternehmens, hat bereits am Mittwoch die Notbremse gezogen und eine vorübergehende Schließung aller sechs Filialen verkündet. „Zum Schutz der Kunden und Mitarbeiter“, sagt Befurt. Für seinen Betrieb gehe es in dieser Zeit ums nackte Überleben: „Wir versuchen, das Unternehmen zu retten“.
Marc Befurt: „Es geht ums Überleben“
Befurt beschäftigt derzeit 72 Angestellte, die im März noch ihr reguläres Gehalt beziehen und anschließend in Kurzarbeit gehen. Diese Maßnahme sei allerdings nur ein Anfang. „Im Vergleich zum Vorjahresmonat fehlen uns Einnahmen in Höhe von 100.000 Euro. Das wird im April nicht besser, da wir ja vorerst keinen Cent umsetzen können.“
Daher gehe es jetzt darum, die Liquidität des Unternehmens zu sichern. Befurt habe mit den Vermietern seiner Salons gesprochen und Mietstundungen vereinbart. „Glücklicherweise ist das Verständnis in dieser Zeit groß“, erzählt Befurt. Zudem habe sich der Unternehmer bei seiner Bank über einen KFW-Kredit informiert. Ob er diesen tatsächlich beantragen werde, müsse er noch entscheiden. Trotz der prekären Lage betont Befurt, dass es in seinem Unternehmen vorerst nicht zu Entlassungen kommen werde: „Wir wollen die Krise gemeinsam meistern.“ Eines ist für Befurt schon jetzt klar: „Die vergangenen Tage waren die intensivsten und emotionalsten der Unternehmensgeschichte.“
Su Misura in Neu-Ulm: Inhaber hält Kundenkontakt über Facebook und Instagram
Dario Pedicillo hat seinen Salon „Su Misura“ in Neu-Ulm bereits am vergangenen Dienstag bis auf weiteres geschlossen. „Ich habe Verwandtschaft in Bergamo. Dort sieht man, was passiert, wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird“, begründet er seine Entscheidung. Als Selbstständiger müsse sich Pedicillo nun auf eine harte Zeit einstellen: „Ein oder zwei Monate kann man diesen Zustand mitmachen. Wenn es aber länger gehen sollte, geht man irgendwann unter.“
Den Kopf in den Sand zu stecken, sei allerdings keine Option. Pedicillo habe bereits staatliche Soforthilfe und Kurzarbeitergeld für seine vier Angestellten beantragt. Darüber hinaus wolle er die kommenden Wochen nutzen, um mit seinen Kunden weiterhin in Kontakt zu bleiben. Er berät sie online über Instagram und Facebook, die Idee dazu hatte seine Frau Giuliana. „Wer sich während der Isolationszeit beispielsweise die Haare färben möchte, bekommt von mir Tipps für die Rezepturen“, erklärt Pedicillo. Das Angebot werde sehr gut angenommen.
Roberto Siciliano: „Maßnahmen sind absolut notwendig“
Auch Roberto Siciliano zeigt sich kämpferisch. Der Inhaber des Salons „Taglio Siciliano“ in der Ulmer Fischergasse sagt: „Wir werden diese Zeit überstehen.“ Seine vier Mitarbeiter habe Siciliano vorerst in den Betriebsurlaub geschickt. In den kommenden Tagen wolle er sich überlegen, ob er für sie Kurzarbeitergeld beantragt.
Für die ergriffenen Maßnahmen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, zeigt Siciliano Verständnis: „Sie sind absolut notwendig, damit wir schnell wieder Normalität herrscht.“ Der Friseur hofft, dass er seinen Laden möglichst bald wieder aufsperren kann.