Eröffnung des ersten Corona-Test-Zentrums am Samstag in Ulm

Um schnell und sicher mehr Test auf das gefährliche Coronavirus durchführen zu können, ist seit Samstag, 21.03.2020 auch auf dem Ulmer Messegelände in der Friedrichsau ein Testzentrum aufgebaut und in Betrieb. Wir waren vor Ort - und so läuft es dort ab.

So geht es im ersten Corona-Test-Zentrum Ulms zu

So etwas kann man sich nicht ausdenken. Es ist genau 11.11 Uhr, kein Witz, und der Fahrer des schwarzen BMW in der Schlange nebenan muss pinkeln. Er winkt die Sicherheitskräfte heran, ruft aus dem Auto: „Ich muss mal!“ „Nein“, sagt der Sicherheitsmann durch seinen Mundschutz. „Wie soll ich das aushalten?“, jammert der Mann, „darf ich nicht kurz rüber an einen Baum?“ „Nein! Dürfen Sie nicht. Sie dürfen nicht aussteigen.“ Der BMW-Fahrer muss ausharren, in der Auto-Warteschlange auf dem Volksfestplatz. Nebenan auf dem Messegelände wird an diesem Samstagvormittag gerade das erste Ulmer „Corona Abstrich Zentrum“ in Betrieb genommen. Sozusagen ein Corona-Test-Drive-in.

Polizei bei Ulms erstem „Corona-Test-Drive-in“

Eine Viertelstunde zuvor. Auf dem Weg zur Messe ist das Testzentrum ausgeschildert. Es geht an den Fertigmusterhäusern vorbei, dann rechts von der Böfinger Straße ab: Richtung Volksfestplatz.
Doch, wer dort getestet werden will, braucht folgende Dinge:
  • eine Überweisung vom Hausarzt oder vom Gesundheitsamt
  • und sein Versicherungskärtchen.
Schilder mit dieser Information halten Sicherheitskräfte in folierten A3-Seiten an die Fensterscheiben der Autos, dann winken sie einen weiter.
Abstrich für den Test auf das Coronavirus ist in Ulm seit Samstag beim ersten Ulmer Corona-Test-Drive-in durch das Autofenster möglich.
Abstrich für den Test auf das Coronavirus ist in Ulm seit Samstag beim ersten Ulmer Corona-Test-Drive-in durch das Autofenster möglich.
© Foto: Lars Schwerdtfeger
Auf dem Volksplatz stehen um kurz nach 11 Uhr zehn Autos – es soll ja auch erst um 12 losgehen mit den Tests. „Scheiben bleiben oben!“, weisen die Sicherheitskräfte an. „Motor aus!“ Der Volksfestplatz ist als Rückstauraum gedacht, in fünf Reihen sollen dort die Autofahrer warten, Gitter und Absperrbänder markieren das Areal entsprechend. Es wird womöglich mit einem Ansturm gerechnet. Auch die Polizei ist präsent.

Vor dem Start des Corona-Test-Zentrums in Ulm warten 70 Autos

Ein trister, nasskalter Samstag: Es nieselt bei drei Grad. Nach und nach füllen sich die abgezäunten Spuren, um 11.30 Uhr stehen bereits an die 40 Autos in den Streifen. Mit der Zeit wird es frischer in den Autos, aber offenbar lässt keiner den Motor laufen. Bald sind es 50 Autos, dann 70.
Der Volksfestplatz in der Ulmer Freidrichsau dient seit Samstag als Wartebereich für Autos, die auf dem Weg zu Ulms ersten Corona-Abstrich-Zentrum (CAZ) sind.
Der Volksfestplatz in der Ulmer Freidrichsau dient seit Samstag als Wartebereich für Autos, die auf dem Weg zu Ulms ersten Corona-Abstrich-Zentrum (CAZ) sind.
© Foto: Lars Schwerdtfeger
Um 11.56 Uhr kommt erstmals Bewegung auf. Acht Autos in der ersten Spur dürfen losfahren. Auch der BMW-Fahrer mit dem Harndrang ist dabei. Alle 10, 15 Minuten ist der nächste Schwung an der Reihe, man rollte links durchs Tor vier aufs Messegelände. Dort heißt es wieder, in einer Schlange warten, aber diesmal in einer kurzen. Einer nach dem anderen darf am Test-Drive-in vorfahren.

Corona-Test in Ulm durch geöffnete Autofenster

Wer schließlich an der Reihe ist, lässt sein Fenster ein Stück weit runter. Das Testpersonal trägt von Kopf bis Fuß Schutzkleidung: kunststoffbeschichtete Anzüge mit Kapuze, Schutzbrille, Handschuhe, Maske. Jeder gibt aus dem Auto Überweisung und Versichertenkärtchen heraus, wird gefragt, warum er getestet werden soll:
  • War er in einem Risikogebiet?
  • Hatte er Kontakt zu einem Infizierten?
  • An welche Symptome leidet er?
„Wir müssen Ressourcen sparen“, erklärt eine Ärztin. „Daher gibt es Prioritäten, wer zuerst getestet wird.“
Dann wird durchs Fenster der Rachenabstrich gemacht. Rund zwei Minuten braucht die Prozedur pro Auto im Durchschnitt. Das sind 30 pro Stunde, von 12 bis 17 Uhr wären es also rund 150 Abstriche. Jeder Getestete hinterlässt noch seine Telefonnummer. „Wenn Sie positiv getestet werden, werden Sie angerufen.“ Vier Tage müsse man sich schon gedulden. Beim Hausarzt könne man dann auch anrufen.
Man bekommt das Versichertenkärtchen zurück, fährt nach Hause. Am Testzentrum haben Sie keine Zeit zu verlieren.
Auf dem Weg zurück in die Stadt steht ein schwarzer BMW am Straßenrand.