Die CDU hat die Nase vorn. So würde das Ergebnis der Bundestagswahl lauten, wenn es nach Ulmer Kindern und Jugendlichen ginge. Die CDU bringt es auf 169 Stimmen, die Grünen folgen mit  146 Stimmen und die SPD mit 135 Stimmen. Die nächsten Plätze belegen die AfD (53 Stimmen), die FDP (37), die Linke (35) – und die Tierschutzpartei (31).
So haben am Freitag 672 Kinder und Jugendliche in Ulm gewählt. Sie hatten ihr Kreuz bei der „U 18-Wahl zum Deutschen Bundestag am 15. September 2017“ gemacht, wie es oben auf den Stimmzetteln steht.
155 Wahllokale landesweit
Im Wahllokal im Albert-Einstein-Schulzentrum gehen morgens die Realschüler ein und aus, nach der dritten Schulstunde die Gymnasiasten, die im gleichen Gebäude lernen. Die Schulsozialarbeiter Laura Mücke und Patrick Jekeli erklären jeder Schulklasse aufs Neue das Prozedere der Wahl. Sechs Wahlkabinen sind aufgebaut. Schüler Jonathan (13) findet es jedenfalls „interessant zu sehen, wie so eine Wahl ist“. Seine politischen Interessen sind klar: „Ich bin mehr für Parteien, die sich für die Umwelt einsetzen.“ Einige seiner Klassenkameraden müssen sich noch orientieren. „Was für Parteien gibt es denn?“, fragen manche die Sozialarbeiter. Jonathan meint, dass es in seiner Klasse  wenige gebe, die sich für Politik in Deutschland interessieren. „Sie kennen sich mehr mit der Politik in ihren eigenen Ländern aus.“
155 Wahllokale hatten landesweit für Kinder und Jugendliche geöffnet, in Ulm waren es drei, die sich alle in Wiblingen befanden. Das hat mit Andrea Eichhorn zu tun, Sozialarbeiterin im Bürgerzentrum Wiblingen. Sie hat die U 18-Wahl, gefördert vom Familienministerium und der Bundeszentrale für politische Bildung, nach Ulm geholt, weil „ich es wichtig finde für die politische Meinungsbildung“, sagt sie. Die Jugendwahl am Freitag war die fünfte, die sie für Ulm organisiert. Die Wahlbüros waren in der Sägefeldschule, im Jugendhaus Tannenplatz und im Albert-Einstein-Schulzentrum geöffnet. Dort konnten alle Ulmer Kinder und Jugendliche abstimmen.
Nicht alle wollen wählen
Zwei Schulstunden plus der Wahlomat im Internet, so hat Stefanie Fetzer, Klassenlehrerin der 9b der Einstein-Realschule, die Schüler vorbereitet. Nur: Nicht alle wollen wählen, drei Mädchen halten sich abseits. Eine von ihnen bekennt: „Ich kenn’ mich zu wenig aus und hab’ nicht so ein Interesse daran.“ Hingegen kommen andere Schüler freiwillig in der Pause, um ihre Kreuze auf dem Wahlzettel zu machen, wie Moritz aus der 11d. „Wenn man die Chance hat, seine Stimme abzugeben, dann will ich das tun“, sagt er. Obwohl er politisch interessiert ist, sich TV-Duelle der Kanzlerkandidaten anschaut und Parteiprogramme liest, ist er gegen das Wahlrecht mit 16. „Hart gesagt haben in dem Alter nicht so viele was in der Birne.“ Seiner Einschätzung nach wäre die Beteiligung an einer Wahl für unter 18-Jährige nicht hoch.
Diese Woche hat die Schule erst wieder begonnen. Viel Zeit blieb den Lehrern nicht für Politikunterricht. Aber, ist Eichhorn optimistisch, „die Jugendwahl bietet auch Stoff für den Unterricht in den nächsten Wochen“. Ihr ist es ein Anliegen, dass politische Themen in der Schule besprochen werden. Denn: „Im Elternhaus diskutiert man anders.“

Dicht am endgültigen Ergebnis

Stella und Sarah aus der 9d machen ebenfalls ihre Kreuze. Stella sind Parteien wichtig, die sich um bezahlbare Wohnungen kümmern wollen, Sarah kommt es auf Parteien an, die in Bildung investieren und für ein ordentliches Einwanderungsrecht sorgen. Bildung und Umwelt – nach den Themen sucht auch Cornelius (16) aus der 11f in den Programmen der Parteien.
Die Stimme der Jugend ist übrigens laut Organisatorin Eichhorn nicht zu unterschätzen. „In den vergangenen Jahren waren wir immer ganz dicht dran am endgültigen Ergebnis.“

Bundesweite Ergebnisse der U18-Wahl

CDU/CSU: 28,27 %

SPD: 19,64 %

Bündnis 90/Die Grünen: 16,36 %

Die Linke: 8,19 %

AfD: 6,80 %

FDP: 5,68 %

Sonstige: 15,07%,