Bushaltestellen müssen bis Ende 2021 behindertengerecht gestaltet sein. Der Staiger Ortsbaumeister Thomas Bailer hat in der jüngsten Gemeinderatssitzung auf die entsprechende EU-Verordnung hingewiesen. Für die Gemeinde bedeute dies, zwölf Haltestellen umbauen zu müssen. Das sei problemlos möglich. Bailer schlug vor, jedes Jahr vier Haltestellen in Auftrag zu geben. Das koste pro Vierer-Paket voraussichtlich etwa 84 000 Euro. Hinzu kämen etwa 20 Prozent Planungskosten.
Gemeinderätin Regina Rehm zweifelt am Sinn der Umbauten. Aus Erfahrung wisse sie, dass Betroffene oft gar nicht bis zur Bushaltestelle kommen. Zudem seien kaum Niederflurbusse im Einsatz, die Rollstuhlfahrern den Einstieg ermöglichen. Bis in drei Jahren dürften die Busunternehmen ihre Flotten bestimmt nicht umrüsten können. „Barrierefreie Bushaltestellen bieten meiner Ansicht nach keinen Mehrwert für die Betroffenen“, sagte die Gemeinderätin. Ihr Gegenvorschlag: Mit dem Geld könne die Gemeinde einen Kleinbus kaufen und einen Fahrdienst anbieten.
Die Gemeinderäte befanden sich im Zwiespalt. Einige sympathisierten mit Rehms Sichtweise. Andreas Schneider schlug vor, „guten Willen“ zu zeigen und mit einer Bushaltestelle zu beginnen. Schließlich wurde die Beschlussfassung vertagt. Bürgermeister Martin Jung will zunächst Regina Rehms Frage nachgehen, welche Konsequenzen auf die Gemeinde zukommen, wenn die Haltestellen nicht umgebaut werden. Jung: „Wenn wir das wissen, ist vielleicht eine weitere Diskussion hinfällig.“
Auf Nachfrage betonte Regina Rehm, dass es ihr darum gehe, „dass bei den Behinderten etwas Vernünftiges ankommt“ und nicht blindlings eine EU-Vorschrift befolgt werde: „Wenn ich falsch liege, bin ich die Letzte, die dem Umbau nicht zustimmt.“