Mit einigem Abstand betrachtet, sind dem Turm der St.-Ulrich-Kirche in Dornstadt seine 49 Jahre kaum anzusehen. Aus der Nähe macht das 37 Meter hohe Bauwerk allerdings einen angegriffenen Eindruck. Stellenweise ist der Sichtbeton geplatzt, die Armierungseisen rosten, ebenso der stählerne Glockenstuhl, die Vorkehrungen zur Arbeitssicherheit sind verbesserungswürdig, der Taubenkot ist ein Problem. Diese Mängelliste hat Architekt Walter Kramer am Dienstag im Bauausschuss des Gemeinderats vorgetragen und gleichzeitig einen Sanierungsplan vorgelegt. Demnach soll der Turm bis zum Kirchenjubiläum im Herbst 2018 saniert sein.
Die Ulrichskirche selbst ist im Jahr 2014 mit erheblichem Aufwand saniert worden. Die Kosten summierten sich auf 1,1 Millionen Euro. Nun ist der Turm an der Reihe. „Wir müssen ran, um die Substanz zu erhalten“, sagte Peter Schönfelder als Vertreter des Kirchengemeinderats im Ausschuss. Außer der Betonsanierung – es geht um insgesamt 1400 Quadratmeter Fläche – und der Verbesserung der Arbeitssicherheit steht der Austausch des Glockenstuhls an. Die Stahlträger werden durch solche aus Eichenholz ausgetauscht. Auch die Elektrik und die Steuerung des Geläuts müssen erneuert werden.
Es bleiben Risiken
In der ursprünglichen Kostenschätzung war die Kirchengemeinde von etwa 390.000 Euro ausgegangen. Inzwischen rechnet Architekt Kramer mit 470.000 Euro. Für einige der umfangreichen Gewerke gebe es schon Angebote, trotzdem blieben „gewisse Risiken“. Eine Unwägbarkeit betrifft das Fundament des Turms mit dem Grundriss eines dreizackigen Sterns. Dieses sei noch nicht auf mögliche Schäden überprüft worden, sagte Kramer auf Nachfrage von Gemeinderätin Beate Happold (Freie Wähler). Was passiert, wenn sich herausstellt, dass die Standsicherheit des Turms gefährdet ist?, fragte Frank Glöggler (CDU/BWV). Statikprobleme seien nicht zu befürchten, sagte Peter Schönfelder. Das Fundament, neun auf siebeneinhalb Meter groß und zwei Meter stark, sei für einen ursprünglich geplanten 54 Meter hohen Turm ausgelegt. Auch Bürgermeister Rainer Braig hält gravierende Schäden am Fundament für unwahrscheinlich: „Davon muss man nicht ausgehen.“
Anteil der Kommune steigt
Die Gemeinderäte hatten natürlich nachgefragt, weil steigende Kosten den Anteil der Kommune in die Höhe treiben würden. Dieser beträgt exakt 66,67 Prozent, nach der aktuellen Kostenberechnung also 313.000 Euro. Grundlage ist ein Vertrag aus dem Jahr 1891, an den die Gemeinde gebunden ist. „Haben wir überhaupt etwas zu entscheiden?“, fragte Andreas Engels (SPD) deshalb. Für seinen Fraktionskollegen Paul Anhorn steht die Vertragstreue der Kommune außer Frage, „wir sind ja nicht bei Trump“. Doch sollte man damit rechnen, dass die tatsächlichen Kosten die Berechnung übertreffen: „Stellen wir uns darauf ein.“
Im September 1968 eingeweiht
Gebäude Nachdem der Turm der Vorgänger-Kirche aus dem Jahr 1897 am 14. April 1967 gesprengt worden war, begann am 17. Mai der Bau der Ulrichskirche. Die Planung stammt von den Ulmer Architekten Manfred Wacker und Erich Niederbacher. Am 29. September 1968 weihte der damalige Diözesanbischof Carl Josef Leiprecht die Ulrichskirche ein