Wer Alois und Elsa Koch in Staig-Altheim besuchen will, braucht meist gar nicht erst zu klingeln. Ein liebevoll gestaltetes Schild „Wir sind im Garten“ verweist den Besucher hinter das schmucke Haus. Dort machen es sich die beiden Senioren fast täglich in der Pergola gemütlich. Hier wird gefrühstückt, werden Freunde mit
Kaffee und Kuchen bedient, wird das Wetter genossen – auch bei Regen. Und Elsa Koch (82) legt sich gern für ein Stündchen in die Hollywood-Schaukel. Mit einem von der „Gewollten Donau“ übriggebliebenen Häkelband wiegt sie sich selber in den Schlaf.
Kaffee und Kuchen bedient, wird das Wetter genossen – auch bei Regen. Und Elsa Koch (82) legt sich gern für ein Stündchen in die Hollywood-Schaukel. Mit einem von der „Gewollten Donau“ übriggebliebenen Häkelband wiegt sie sich selber in den Schlaf.
Alois Koch macht sich derweil an die Arbeit. Und die geht dem 86-Jährigen das ganze Jahr nicht aus. Am Steingarten gilt es etwas zu verändern, der Gelbe Sonnenhut braucht einen Topf, die Rosen einen Schnitt. Selbst im Winter gibt es mit dem Anziehen von Tomaten und Gurken ständig etwas zu tun. Zum Leidwesen seiner Frau. „Da wartet er, bis ich aus dem Haus bin. Danach steht der Küchenschrank wieder voll mit Töpfen“, sagt sie und schmunzelt. „Da oben ist es halt am wärmsten“, kontert ihr Alois. Dann gibt es noch die Königsdisziplin eines jeden Obstgärtners: das Pfropfen. Zwei Apfelbäume in Kochs Garten tragen zehn verschiedene Sorten. Goldparmänen, Schweizer Glockenapfel, Jonagold und was noch alles. Und als der Zwetschgenbaum einige Meter weit austrieb, ließ er ihn noch einige Zeit wachsen, kappte anschließend ein Stück und setzte eine Ringlotte an den Ast. Auch der im Kompost aufgegangene Pfirsich-Stein wartet schon auf seine Veredelung.
Bei den Kochs gedeiht es so prächtig, dass sie in manchen Jahren „die halbe Straße“ mitversorgen: Äpfel, Zwetschgen, Aprikosen und Tomaten sowie Gurken. Sie wachsen in solchen Mengen, dass man um das Gewächshaus fürchten muss. Selbst eher im Süden vermutete Pfirsiche und Feigen reifen. Diese Vielfalt hat Koch nicht zuletzt seiner Elsa zuliebe angepflanzt. „Ich bin in Südungarn geboren. Da gab es alles im Garten. Das hat mir immer gefehlt.“ Nun ist Staig nicht Südungarn – es wird auch die schwäbische Türkei genannt – und so muss Koch mit pfiffigen Ideen nachhelfen. Den Pfirsichbaum zum Beispiel hat er erst vor vier Jahren gepflanzt. Um ihn vor kalten Nächten zu schützen, hat er eine Stellage mit einem dicken Tuch gebastelt. Das kann er je nach Wetterlage wie eine Jalousie mit Fäden hochziehen – ebenfalls ein Überbleibsel der „Gewollten Donau“.
Die Feige wuchs zunächst im Topf, überwinterte im Haus. Nun ist sie dafür zu groß und hat daher einen Platz in einer geschützten Ecke zwischen Haus und Garage. Die Arbeit im Garten verrichtet Alois Koch allein, darauf besteht er. „Ich brauch’ nur im Ring herumlaufen und ernten“, sagt Elsa. Sie vermutet, dass ihr Mann deshalb so erfolgreich ist, „weil er mit den Bäumen spricht“. Der Hobbygärtner hingegen meint: „Ich bin ja die ganze Zeit da. So können die Bäume gar nicht anders als ich will.“
Reiche Ernten sind die Kochs gewohnt. Was aber dieser Sommer hervorgebracht hat, haben sie noch nicht erlebt. Früh schon zeigte sich, dass die Apfelernte reichlich sein wird: Die Äste musste der 86-Jährige nach und nach mit Stangen abstützen – zu schwer wurde die Last der Früchte. Bei einem Baum zum Nachbargrundstück hin hielt Koch das nicht für nötig. Vor einigen Wochen traute der Hobbygärtner seinen Augen kaum: Der Baum begann sich samt Wurzeln aus dem Erdreich zu heben. Der Zwetschgenbaum war voller Früchte und so blau, dass man kaum die Blätter sah, an der Feige reifte Frucht um Frucht. Am meisten überrascht ist Koch vom Pfirsichbaum: Vergangenes Jahr trug der gerade mal drei Früchte. Diesen Sommer hingen die Äste voll wie Traubendolden. „Ich musste jedes Ästle sichern.“ Natürlich mit Häkelband. Körbchenweise wurden Pfirsiche abgeerntet, noch in der Pergola verkostet – oder zu Marmelade verkocht.
Bis auf die Apfelernte sind die Kochs „am Ziel“. Die Gefriertruhe und die Einmachgläser sind voll, die Nachbarn versorgt, die Pergola wird nur noch zum Faulenzen aufgesucht. Langeweile kennt Alois Koch aber nicht. Schließlich muss der wilde Pfirsich auf dem Kompost im Frühjahr umgesetzt werden.
Sonne sorgt für süße Früchte
Sommer Klagten die Landwirte über einen zu trockenen Sommer und damit einhergehende Ernteeinbußen, waren Obstbauern zufrieden. Gold wert war die Sonne für das Reifen der Früchte und nicht zuletzt einen hohen Zuckergehalt. Nicht nur bei den Kochs, sondern in den meisten Privatgärten hingen die Bäume voller Früchte, besonders mit Zwetschgen. Immer beliebter wird es, mediterrane Früchte im Garten zu ziehen – von der Avocado bis zur Zitrone. Die meisten dieser Pflanzen sind jedoch nicht frostsicher. Fachleute empfehlen daher Pflanzkübel. So können Orangenbaum und Co. im Haus überwintern.