Natürlich hat das Höhlendrama in Chiang Rai auch die thailändische Community in Ulm und Neu-Ulm in Atem gehalten. Die Übersetzerin und Thai-Lehrerin Sumontha Och verfolgte das Geschehen um die eingeschlossenen Jugendfußballer und ihren Trainer über 17 Tage hinweg in Pfuhl vor allem im Thai-Fernsehen, das übers Internet empfangen werden kann – aber auch über Familie und Freunde in Bangkok, soziale Netzwerke wie Facebook und die vor allem in Asien verbreitete Kommunikations-App Line. „Alle bangen mit“, sagte sie und war sichtlich erleichtert, als gestern wie geplant nun alle Jugendlichen von spezialisierten Höhlentauchern gerettet werden konnten. Die Reaktionen im Netz kamen sofort: „Es gibt überall Freude und Erleichterung.“ Aus ihrer Sicht hat das australische Taucherteam um Narkosearzt Dr. Richard Harris neben den Thai Navy Seals maßgeblichen Anteil an der Rettung. Es sei nun ein Fest eigens für die ausländischen Helfer geplant.
Kindgerechte Tauchermasken
Sie konnten die zwölf Jungs im Alter von 12 bis 16 Jahren und ihren Fußballtrainer (25) im Labyrinth der weitläufigen Tham-Luang-Höhle nahe Myanmar retten. Die Kinder kannten die Höhle anscheinend recht gut, wollten eigentlich einen Geburtstag feiern und hatten dafür vorher noch für 700 Baht (knapp 20 Euro) in einem lokalen Markt eingekauft. Sie wurden jedoch offenbar von den Monsun-Regenfällen überrascht und mussten weiter vorangehen: bis zum Plateau, von dem sie nun gerettet werden konnten.
Dafür lief im Hintergrund eine enorme Logistik bis zur Bereitstellung der Sauerstoff-Flaschen: Entlang der mehrere Kilometer langen Strecke wurde alle 25 Meter eine Flasche für die Notversorgung aufgestellt. Die Flaschen wie auch kindgerechte Tauchermasken mit Mikrofon wurden von Firmen gespendet – die Regierung nahm keinerlei finanzielle Spenden an. Zwei illegale Spendensammler seien als „Trittbrettfahrer“ schon verhaftet worden, berichtet Sumontha Och. Der neue König Maha Vajiralongkorn habe eine Großküche für rund 4000 Menschen anfahren lassen und alle Krankenhauskosten der Kinder übernommen. Provinzgouverneur Narongsak, ein studierter Geologe, und das Militär hätten ihre Sache gut gemacht. Für Irritationen sorgte wohl vor allem eine Drohne, mit der Medien die im Helikopter ausgeflogenen Jugendlichen filmen wollten.
Die thailändische Presse hatte auch groß über die Hilfsbereitschaft örtlicher Bauern berichtet, auf deren Felder noch vor der Ernte viel Wasser aus dem Höhlensystem abgelassen wurde – um den Wasserstand in der kritischen Zone zu verringern.
Es handelt sich nach Sumontha Ochs Worten um vier Dörfer, in denen nicht nur Reis, sondern auch Gemüse und Obst angebaut werde. Weil das Umfeld der Höhle jedoch zum Katastrophengebiet erklärt wurde, könnten die Bauern womöglich noch mit Ausgleichszahlungen rechnen. Vor der Höhle sei wiederum Wasser aufgestaut worden, nicht zuletzt mit ausdrücklicher Zustimmung der Nachbarn in Myanmar.
Wasser von Felswänden trinken
Der Coach der Jungs habe ansonsten sichergestellt, dass keines der Kinder vorbeifließendes Wasser trinkt, sondern nur solches, das von den Felswänden fließt. Die lokalen Ärzte hätten auch befürchtet, dass sich die Eingeschlossenen über die Hinterlassenschaften von Ratten anstecken könnten und sie daher nach der Rettung zunächst auf die Isolierstation im 50 Kilometer entfernten Krankenhaus von Chiang Rai gebracht. Der Trainer habe sich überdies geweigert, etwas von dem mitgenommen Essen zu sich zu nehmen, und sei in der schlechtesten Verfassung. Er konnte aber wohl den Jugendlichen seine als junger Mönch erlernten Meditationspraktiken beibringen, so dass sie ruhiger bleiben konnten.
Sumontha Och spricht auch den deutschen Medien ein Kompliment aus: Sie hätten stets sachkundig und gut informiert über die Rettungsaktion berichtet.
Seit 40 Jahren hier
Vita Sumontha Och lebt schon seit etwa 40 Jahren in Deutschland. Sie hat in Bangkok an der Chulalongkorn-Universität auf Lehramt studiert und dabei das Fach Deutsch belegt. Sie gab auch Deutsch-Unterricht am Goethe-Institut in Bangkok und später dann Thailändisch-Kurse an der vh Ulm. Seit ihr Mann Herbert Och, zuvor bei Airbus in Ulm tätig, pensioniert ist, verbringen sie das Winterhalbjahr im thailändischen Badeort Hua Hin.