Ein Unternehmen wie Six feet to eat, das essbare Insekten und somit ein neuartiges Lebensmittel produziert, muss sich seinen Markt selber kreieren. Dabei könnte die Glutenfrei-Szene eine wichtige Rolle spielen. Ein Cracker- und Chips-Hersteller aus Brandenburg will den Schnürpflinger Züchtern 500 Kilogramm glutenfreies Mehlwurmmehl im Monat abnehmen. Noch ist das Geschäft nicht in trockenen Tüchern, aber laut Geschäftsführer Jürgen Müller liege schon eine Absichtserklärung vor. „Das wäre der mit Abstand größte vorstellbare Auftrag für uns in dieser Anfangszeit. Wirtschaftlich könnte das der Durchbruch sein.“
Glutenfreie Insekten - so kam es dazu
Die Idee, sich auf glutenfreie essbare Insekten zu fokussieren, kam nicht aus dem Kreis der Schnürpflinger. Sie kam von außen. Potentielle Kunden hatten danach gefragt. Also begann Mitarbeiter Michael Bullmer, der als Biologe über viel Knowhow verfügt, mit Versuchsreihen. Normalerweise werden die Mehlwürmer in Kisten mit Weizenkleie gezüchtet; sie fressen die glutenhaltige Kleie, so kommt dieses Eiweiß in den Körper der Tiere.
Die Herausforderung war, eine Methode zu entwickeln, die gewährleistet, dass die Würmer wachsen, ohne dass sie Gluten zu sich nehmen. Es gelang nach einer Reihe von Versuchen, die „Zuchtmethode zu modifizieren“, berichtet Müller. Die Details sind Betriebsgeheimnis. Ein Prüfbericht des Analytischen Instituts Bostel in Stuttgart bescheinigt, dass bei der eingereichten Probe kein Gluten nachweisbar war.
Viele Lebensmittelhersteller sind potentielle Kunden
Das Marktpotential ist groß, zumal es 180 Lebensmittelhersteller und -vertriebe gibt, die eine europäische Lizenz der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft haben. Sie verpflichten sich, die für die Glutenfreiheit erforderlichen Produktionsstandards und Kontrollen einzuhalten. Müller: „Für diese Firmen können wir unsere Protein-Ware auch glutenfrei herstellen.“