Wer meint, das Sammeln von Münzen und Briefmarken sei ein eher langweiliges Hobby, der irrt gewaltig. Ganz im Gegenteil: Spannend wie ein Krimi kann das sein. Denn die Sammelleidenschaft beschränkt sich längst nicht nur auf das Sammeln von hübschen Motiven, sondern es steckt eine aufwändige und interessante Recherchenarbeit dahinter, die manches Mal gar spannende Aspekte zutage fördert.
Die Vorsitzende des Briefmarken- und Münzenclub Laichinger Alb, Eleonore Claus, rückt das ewige Klischee um die Briefmarkensammler zurecht: „Beim Motivsammeln, dem Schwerpunkt unseres Clubs, wird das Motivthema ausgearbeitet.“ Das bedeute, der Sammler muss im Vorfeld schon erste Kenntnisse über sein Motivthema haben. Dieses gilt es dann mit Nachforschungen zu vertiefen: Beim Schmökern in Geschichtsbüchern, auf Börsen und im persönlichen Austausch innerhalb des Clubs oder mit anderen Tauschfreunden. Immer mehr wird auch im Internet recherchiert. „Doch da bleibt das Zwischenmenschliche auf der Strecke, bei der herkömmlichen Forschungsarbeit entstehen tiefe Freundschaften“, sagt die Clubvorsitzende.
Interessante Entdeckung
Doch nie verlieren die Sammler ihre Marken aus dem Auge. So kann der Blick durch eine Lupe zur interessanten Entdeckung führen. So eine war etwa bei Eleonore Claus der Auslöser, sich außer mit Pferdemotiven und hübschem Porzellan obendrein mit Mozart zu beschäftigen. „Auf einem Briefmarkenmotiv entdeckte ich ein winzig klein gemaltes Büchlein. Unter dem Vergrößerungsglas stellte es sich heraus, dass der Buchtitel von Mozart handelte.“
Thematische Zusammenhänge zwischen den einzelnen Motiven darzustellen ist die nächste Aufgabe des Sammlers. Am Ende stehen wettbewerbsfähige Sammlerrahmen in A0-Plakatgröße. Auf zwölf A4-Bögen stellen die Sammler innerhalb dieses ein Quadratmeter großen Rahmens ihr Motivthema dann vor. Ja, richtig gelesen, die Sammler nehmen auch an Wettbewerben teil. Dort zählt, wie überschaulich und interessant ist das Thema grafisch ausgearbeitet und wie intensiv waren die Forschungen dazu. Wichtig ist die Darstellung von Zusammenhängen. Neben Briefmarken und Poststempeln dürfen obendrein etwa Postkarten verwendet werden, die das Briefmarkenmotiv verwenden.
Spannende Ergebnisse präsentieren die Clubmitglieder derzeit in Albanplus zum Lutherjahr. Die Sammlerrahmen kommen fast wie Bildreportagen daher. Und über manchen, nach mühseliger Forschung erarbeiteten Aspekt kann man sich nur wundern. Was hatte etwa der Maler Lukas Cranach mit Luther zu tun? Gerda Dannat, die Luthers Biografie vorstellt, hat es herausgefunden: Er und seine Frau waren Luthers Trauzeugen. Schon weist Gerda Dannats Motivauslese in eine neue, weltliche Richtung, die des Künstlers. Solch interessante Begebenheiten kommen immer wieder vor bei der Recherche.
Die derzeit 31 Mitglieder des Briefmarken- und Münzenclubs Laichinger Alb haben für dieses Reformationsjahr zwei Sondermarken herausgebracht. Der Kreative unter den Mitgliedern ist der stellvertretende Vorsitzende Klaus Riebauer. Er gestaltet die Markenmotive am PC. Und das Besondere: Dank eines Services der Deutschen Post können die Marken tatsächlich als Postwertmarken auf Briefen oder Postkarten verschickt werden. Das hat der Club schon bei der 650-Jahr-Feier der Stadt Laichingen anbieten können und hat auf diese Weise 800 Sondermarken verkauft. Auch für das Lutherjahr können die zwei Motive des Clubs als Postwertmarken, aber natürlich auch zum Sammeln erworben werden.
Ausstellung im November
Am 18. und 19. November feiert der Club im Alten Rathaus sein 35-jähriges Bestehen – wieder mit zwei eigens kreierten Sondermarken und einer wenigstens 20 Themen umfassenden Ausstellung. Wie man zum Briefmarkensammeln kommt, dafür ist Eleonore Claus das beste Beispiel: „Ich hatte mir als Kind sehnlichst ein Pferd gewünscht, der Wunsch blieb aber ein Traum.“ Also hatte sie begonnen, Pferdemotive zu sammeln. Diese Form des kindlichen Sammelns sei häufig der Einstieg zur Sammelleidenschaft, sagt Klaus Riebauer.