Vom E-Bike-Kauf zum Traumberuf – so in etwa lief es bei Sachitha Suduge. „Ich habe mir, als ich meinen Bundesfreiwilligendienst beim Sonnenhof in Hall absolviert habe, ein E-Bike zugelegt, um mobil zu sein“, berichtet er. Dabei habe er zum einen entdeckt, wie viel unterschiedliche Fahrrad-Modelle es in Deutschland gibt – vom Mountainbike bis hin zum E-Lastenrad – und zum anderen, wie viel Spaß ihm das Fahren mit und Instandhalten von seinem eigenen E-Bike macht. Radfahren zählt inzwischen zu seinen größten Leidenschaften. Dass er erst „so spät“ regelmäßig in die Pedale tritt, hat einen einfachen Grund: „Ich bin vor zweieinhalb Jahren von Sri Lanka nach Deutschland gekommen. Dort ist Radfahren überhaupt kein Thema“, lacht der junge Mann.
Als sein „Bufdi“ sich dem Ende zuneigte, lag es für Sachitha nahe, ein Praktikum im Zweirad-Bereich zu machen. Er ließ sich von den Mitarbeitern im Schwäbisch Haller Geschäft von e4.bike alle Aufgaben zeigen, die ein Zweiradmechatroniker zu erledigen hat. „Ich wollte ganz genau wissen, was hinter dem Beruf steckt“, macht er deutlich. Keine Woche habe es beim ihm gedauert, bis er wusste: „Das möchte ich machen!“ Seit September 2020 absolviert der 30-Jährige nun die Ausbildung zum Zweiradmechatroniker mit Fachrichtung Fahrradtechnik beim Fachhändler e4.bike in Schwäbisch Hall.

Kfz-Wissen gehört dazu

Dreieinhalb Jahre dauert die Lehrzeit insgesamt. Das erste Jahr davon verbringt Sachitha hauptsächlich an der Gewerblichen Schule in Schwäbisch Hall. Dort sind zunächst alle Mechatronik-Azubis, egal ob für Kfz oder Zweirad, in einer Klasse zusammengefasst. Denn die Grundlagen zur Ausübung des Berufs sind dieselben. Ab dem zweiten Lehrjahr wird er zum fachspezifischen Blockunterricht an die Berufsschule in Breisach am Rhein gehen. „Die Schule macht mir großen Spaß“, sagt der Azubi. „Neben Fächern wie Deutsch oder Gemeinschaftskunde, steht Berufsfachkunde auf dem Stundenplan.“ Dabei lernen sie unter anderem, wie Verbrenner-Motoren, Bremssysteme oder die Hydraulik funktionieren. „Auch wenn das alles an einem Kfz gelehrt wird, kann man es auf Zweiräder übertragen – Motorräder, E-Bikes oder Fahrräder haben ja auch Bremsen“, macht Sachitha deutlich.
In den Schulferien oder wenn der Unterricht mal ausfällt, hilft er im Laden seines Ausbildungsbetriebs. Sein Arbeitsbereich ist dort dann die Werkstatt, wo ihn die Kollegen anleiten. Neurad-Montage, Inspektion oder Reparaturen von E-Bikes oder E-Lastenrädern stehen dann auf der To-do-Liste. „Mir fehlt natürlich noch die Erfahrung, aber mit der Unterstützung der Kollegen geht alles leichter. Sobald ich fertig bin, kontrollieren sie nochmal, ob alles stimmt.“ Insbesondere der Aufbau von neuen Rädern gefällt dem Azubi. Je nach Kundenwunsch muss er die vom Hersteller gelieferten Bikes noch umbauen, also beispielsweise einen anderen Sattel oder einen Kindersitz montieren. „Bevor wir die Räder dann dem Kunden übergeben, machen wir eine Probefahrt“, erklärt Sachitha. „So kann ich immer wieder andere Modelle kennenlernen – das finde ich top.“

Glücklich im Handwerk

Kein Wunder, schnappt er sich inzwischen auch in seiner Freizeit regelmäßig ein Rad und düst damit die Trails der Region entlang. Mit der Helm-Kamera nimmt er seine Touren auf und kann so seiner zweiten großen Leidenschaft nachgehen: dem Filmen. „In Sri Lanka habe ich als Kameramann in der Film- und Werbebranche gearbeitet.“ Diesen Beruf weiterhin in Deutschland auszuüben, gestalte sich Sachitha zufolge aber schwierig. „Die Bedingungen sind komplett andere.“ Er sei aber sehr froh, nun im Handwerk seine Berufung gefunden zu haben.
Wer sich für den Job interessiert, der sollte dem Azubi zufolge diese Eigenschaften mitbringen: technisches Verständnis, Mathekenntnisse
für Messungen und Co., handwerkliches Geschick und Lust darauf, immer wieder neue Technologien kennenzulernen. „Und man sollte Spaß am Radfahren haben, aber das ist ja fast selbstverständlich“, sagt Sachitha lachend.
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Gut zu wissen

Die Ausbildung zum Zweiradmechatroniker gibt es mit zwei Fachrichtungen: Fahrradtechnik und Motorradtechnik. Bei beiden ist sowohl der Kundenkontakt als auch das handwerkliche Können wichtig. Das Einstellen von elektrischen Anlagen oder Antriebssystemen gehört genauso in das Aufgabengebiet, wie das Prüfen von Leitungen, Verbindungen und Batterieständen mit Messgeräten oder das Montieren von Ersatzteilen. Weitere Infos gibt es hier.

Das Magazin „Next Step“

In Next Step gibt es hilfreiche Tipps und Infos rund um die Themen Ausbildung und Studium in der Region. Larissa Rieß ist der Titelstar der Juli-Ausgabe. Das ausführliche Interview mit der Moderatorin sowie tolle weitere Geschichten gibt es in der gedruckten Ausgabe. Hier geht es zur Online-Version des Magazins.