Vom traditionellen Buchbinder zum hochmodernen Logistik-Dienstleister – in den mehr als 130 Jahren seines Bestehens hat Sigloch Distribution einen weiten Weg zurückgelegt. „Wir sind heute froh darüber, dass wir es so gemacht haben. Auch wenn es damals für Helmut Sigloch schwierig war“, sagt Christoph Schaupp, der seit 2012 als geschäftsführender Gesellschafter – gemeinsam mit Inhaber und Geschäftsführer Helmut Sigloch – an der Spitze des Blaufeldener Unternehmens steht. Sigloch führt den Familienbetrieb in vierter Generation – kein Wunder, dass es dem heute 75-Jährigen anfangs schwerfiel, sich voll auf die Logistik zu konzentrieren und althergebrachte Geschäftsbereiche zu verkaufen oder zu schließen. Darunter war der hauseigene Verlag, berühmt für seine Koch- und Sportbücher.

Weiterhin wichtigstes Standbein

Bücher stellen aber nach wie vor den größten Bereich des Logistik-Dienstleisters dar – nur auf eine andere Weise als früher. Ab den 60er-Jahren waren es nämlich zuerst Buchverlage gewesen, die ihre Bücher nicht mehr nur bei Sigloch binden, sondern auch gleich lagern lassen wollten. Heute beliefern die Blaufeldener auch Buchhändler, Online-Versandhändler wie Amazon, Zentrallager, aber auch Supermärkte und Endkunden mit Büchern, drucken Lieferscheine und Rechnungen, empfangen und bearbeiten Reklamationen und kümmern sich um Mahnungen und Inkasso. „Wir managen den physischen Prozess von der Druckerei zum Kunden und zurück und bilden den Innendienst für den Kunden ab, da auch direkte Bestellungen bei uns eingehen. Der Kunde kann sich auf Inhalt und Verkauf seiner Bücher konzentrieren“, fasst Schaupp zusammen. 60 Prozent des Geschäfts macht die Verlagslogistik heute aus. Doch längst bietet Sigloch seine Dienstleistungen in vier weiteren Geschäftsbereichen an: Zunächst einmal betreuen die Blaufeldener Webshops ihrer Kunden, zu denen Zeitungsverlage gehören, aber auch etwa der Künzelsauer Textilexperte Mustang. „Wir sind dafür zuständig, dass das passiert, was passieren muss, wenn der ,Bestellen’-Knopf im Webshops gedrückt wird“, erklärt Schaupp. Auch die Call-Center vieler Kunden werden von Sigloch betreut.
Der dritte Geschäftsbereich umfasst Logistik-Dienstleistungen für Konsumgüter – von Kleidung über Schmuck bis zu Lebensmitteln. Der vierte Bereich ist der derzeit am stärksten wachsende: das Indus­triegeschäft. Auch hier lagert Sigloch Produkte und auch Ersatzteile seiner Kunden, verpackt und versendet sie. Stärker als die anderen Bereiche ist das Industriegeschäft exportorientiert. Auch Werkzeugkoffer für Handwerker stellt Sigloch zusammen. Als letztes Geschäftsfeld komplettiert der Print- und Lettershop das Dienstleistungsspektrum. Im Mittelpunkt stehen Kataloge, die Siglochs Kunden an ihre Kunden verschicken: „Die Kataloge kommen gedruckt hierher, werden hier zusammengetragen, mit einem Anschreiben personalisiert, in Folie eingeschweißt und verschickt“, erklärt Schaupp und spricht von einem „Massengeschäft mit bis zu 1500 Euro-Paletten am Tag“.
Alle Bereiche erfordern eine hohe logistische Kompetenz, denn oft werden die Waren in sehr kleinen Mengen ausgeliefert. „Es wird eine hohe Präzision von uns erwartet. Pickfehler dürfen nicht passieren. Das erfordert auch ein sorgfältiges Qualitätsmanagement“, sagt Schaupp.

60 neue Arbeitsplätze

Die Geschäftslage stellt sich günstig dar: In allen Bereichen hat Sigloch in den letzten Jahren zugelegt, selbst im allgemein stagnierenden Buchmarkt wurden neue Kunden gewonnen. „Wir sehen in allen Bereichen Chancen, uns weiterzuentwickeln – schwerpunktmäßig im Industrie- und im Konsumgüterbereich“, sagt Schaupp. Besonders im Industriegeschäft tut sich Spannendes: „Wir haben einen großen Automobilzulieferer als Kunden dazugewonnen, den wir vor allem an unserem zweiten Standort in Tschechien betreuen“, berichtet Schaupp. Das erfordert zusätzliche Kapazitäten: Zu den bisherigen 12 000 Quadratmetern im tschechischen Horšovský Týn soll ein weiteres Lagergebäude in der gleichen Größe dazukommen. Baubeginn ist voraussichtlich noch dieses Jahr, bis Mitte 2018 soll das Gebäude bezugsfertig sein. 60 Arbeitsplätze werden dort entstehen.

Weitere Daten und Fakten

Sigloch wurde 1883 in Stuttgart gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte der Umzug nach Künzelsau, vor 25 Jahren wurde der Hauptsitz nach Blaufelden verlagert. Seit etwa zehn Jahren ist die ehemalige Buchbinderei ausschließlich als Logistikdienstleister aktiv.
Rund 60 Millionen Euro betrug der Umsatz im vergangenen Jahr, im Durchschnitt der letzten Jahre war er im Steigen begriffen. Am Blaufeldener Stammsitz mit seinen rund 100 000 Quadratmetern beschäftigt Sigloch inklusive Saisonkräften bis zu 800 Mitarbeiter. Weitere 70 sind es im tschechischen Horšovský Týn.