Bechtle und Würth gehören zu denjenigen deutschen Konzernen, die im zurückliegenden Jahr am meisten neue Stellen aufgebaut haben. Audi und Mahle sind dagegen in der Rangliste derjenigen Unternehmen aufgeführt, die sich von zahlreichen Mitarbeitern getrennt haben.

Trendwende auf dem Arbeitsmarkt

Diese Konzerne mit Standorten in Gaildorf, Neckarsulm und Künzelsau stehen insgesamt betrachtet für eine Entwicklung, in der in den zurückliegenden fünf Jahren mehr Arbeitsplätze entstanden sind als reduziert wurden. Dieser Markt ist jedoch im vierten Quartal des zurückliegenden Jahres gekippt. Nach einer Untersuchung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wendete sich das Blatt im Oktober.
Unter denjenigen Großunternehmen, die am meisten Stellen abbauen, sind auffallend viele Betriebe aus der Automobilindustrie. Diese hat mit dem Wandel vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb zu schaffen. Ein E-Motor lässt sich mit erheblich weniger Aufwand herstellen als ein Diesel oder Benziner. Ganz vorn in der Liste der Stellenreduzierer steht Audi, das in Neckarsulm ein Werk betreibt, in dem noch knapp 17.000 Menschen arbeiten – wenn sie denn arbeiten. Die Aufträge bei Audi sind erheblich eingebrochen, ganze Schichten fallen aus. Das bekommen auch diejenigen Mitarbeiter zu spüren, die aus Crailsheim, Gaildorf oder Hall ins Unterland an ihre Arbeitsplätze pendeln.
Auch Mahle ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Standorte in Schwäbisch Hall-Sulzdorf sind gestrichen und dichtgemacht worden. Im Gaildorfer Mahle-Betrieb wird hart verhandelt. Befürchtet wird, dass nicht nur schrittweise Stellen abgebaut werden, sondern dass der Standort in Gefahr kommen könnte. In den zurückliegenden Jahren sank die Zahl der Beschäftigten der Mahle Ventiltrieb GmbH stetig auf inzwischen etwa noch 300. Als sicher gilt, dass Öhringen von dem Stuttgarter Automobilzulieferer aufgegeben wird.

Würth hat 2019 am viert-meisten Stellen aufgebaut

Würth wird in der Liste der Großunternehmen, die 2019 Stellen aufgebaut haben, an vierter Stelle genannt – hinter Bahn (22.000), Lufthansa (5500) und Post (5000). Der Befestigungsspezialist aus Künzelsau hat im zurückliegenden Jahr rund 3000 neue Stellen geschaffen – ebenso viele wie Bosch. Bosch spielt im Landkreis keine Rolle mehr, seitdem der Konzern aus Stuttgart den Bereich Verpackungstechnik verkauft hat. Dieser hatte in Crailsheim sein Herzstück.
Der IT-Dienstleister Bechtle, der seinen Hauptsitz in Neckarsulm hat und der seinen Buchhaltungsstandort Gaildorf demnächst erheblich ausbaut, stellte im vergangenen Jahr 915 neue Mitarbeiter ein. Das Unternehmen, das seinen Kunden Rechner, Tablets, Handys, Netzwerke, Speicherplätze und Programme zur Verfügung stellt und wartet, wächst seit vielen Jahren rasant, was sich auch am Börsenkurs ablesen lässt. Dieser hat sich seit 2003 mehr als vervierzigfacht (+4166 Prozent).
Wie geht es weiter? Fachleute gehen davon aus, dass bei den Automobilherstellern und den Zulieferern weitere Stellen abgebaut werden, die Kurzarbeit erhöht wird und die Zahl der Insolvenzen steigen wird. Davon seien Standorte in Baden-Württemberg und Bayern besonders betroffen.
Im Landkreis Schwäbisch Hall spielt die Automobilbranche allerdings keine ganz große Rolle. Jedoch ist Audi in der Region Heilbronn-Franken der größte Arbeitgeber.

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Millionen Euro investierte die Würth-Gruppe 2018. Der Schwerpunkt lag auf dem Ausbau von IT-Infrastruktur, Lagerkapazitäten, technischen Anlagen und Maschinen.