Surrend beginnen sich fünf Rotoren zu drehen, ein Signalton mahnt zum Einhalten eines gebührenden Sicherheitsabstandes. Dann hebt die 25 Kilogramm schwere Drohne über dem Acker von Bio-Landwirt Rolf Däuber nahe Braunsbachs Teilort Jungholzhausen ab. In fünf Metern Höhe öffnet sich der Tank des ferngesteuerten Luftfahrzeugs und 7,5 Kilogramm Grünroggensamen rieseln mit einer Streubreite von sieben Metern aus voller Fahrt hinab Richtung Boden.
Nach etwa 200 Metern ist der Tank leer. Jens Weber, der die Drohne von einem Feldweg aus lenkt, lässt seinen Prototypen zum Boden zurückkehren. Auf der Fernsteuerung erkennt er dank Navigationssatellitensystem GPS genau, welche Bereiche des 3,6 Hektar großen Ackers bereits abgeflogen wurden. Weber und sein Kollege Stefan Coels schütten weitere 7,5 Kilo Samen in den Tank nach. Rund 20 Mal muss die Prozedur wiederholt werden, bis das Saatgut auf dem gesamten Feld ausgebracht ist.
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Schonende Untersaat

Die Grünroggensamen werden per Drohne verstreut, obwohl der Buchweizen auf Däubers Acker noch steht. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Untersaat. „Ziel ist, den abgeernteten Acker möglichst früh wieder nutzen zu können“, erläutert Jens Weber. Durch die Untersaat werde auch nach der Ernte der Hauptfrucht noch Stickstoff in den Boden aufgenommen, außerdem Unkräuter vertrieben, da die Untersaat deren Platz einnimmt.
„Wir brauchen den ständigen Bewuchs auf dem Feld auch zur Humusbildung. Außerdem wird so Bodenerosion verhindert“, ergänzt Landwirt Rolf Däuber, der schon Ende der 80er-Jahre auf Bio umstellte. Der Einsatz der Drohne bei der Untersaat habe den Vorteil, dass nicht mit einer Landmaschine in den stehenden Bestand gefahren werden muss. Denn dabei werde oft ein Teil der Ernte zerstört.
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Komplexe Steuerung

Bislang widmet sich Webers 2015 gegründetes Unternehmen, das seit Kurzem den Namen Webaro trägt, vor allem der Produktion wesentlich kleinerer Agrardrohnen. Diese haben sich vor allem bei der Schädlingsbekämpfung in der Bio-Landwirtschaft bereits bewährt. So können per Drohne zum Beispiel Schlupfwespeneier (Trichogramma) auf einem Maisacker verteilt werden. Sobald die mikroskopisch kleinen Insekten geschlüpft sind, parisitieren sie die Eier des Maiszünslers und vernichten den Schädlings-Bestand dadurch.
Die Ausbringung des Saatguts bei Jungholzhausen hingegen sei ein erster Test, bekräftigen Weber und Däuber. Die 3,6-Hektar machen etwa zehn Prozent der gesamten Ackerfläche des Bio-Familienbetriebs aus. In einigen Monaten werde sich zeigen, wie gut die Grünroggen-Saat aufgehe und wie gleichmäßig der Samen mit der Drohne tatsächlich verteilt wurde. Die gesammelten Erfahrungswerte könnten dann in weitere Tests einfließen.
Die Steuerung der 25-Kilo-­Drohne sei übrigens alles andere als einfach, erfordere Konzen­tration und sei nicht ohne Vorkenntnisse von Landwirten selbst leistbar, betont Jens Weber. Insbesondere bei der Landung muss der Jungunternehmer darauf achten, dass sein rund 15.000 Euro teures Hightech-Konstrukt keinen Schaden nimmt. Noch schwerere Drohnen mit größerer Tankkapazität dürfen in Deutschland nicht ohne Weiteres zivil betrieben werden.

Info

Landwirte, die ebenfalls eine Aussaat per Drohne erproben möchten, können sich gern bei der Firma Webaro melden. Weitere Infos gibt es im Internet.

Roboter sollen bewässern und Unkraut jäten

Webaro beschäftige derzeit drei Mitarbeiter in Vollzeit und einige weitere in Teilzeit, sagt der aus Michelfelds Teilort Witzmannsweiler stammende Firmenchef Jens Weber. Vor Kurzem habe sein Unternehmen eine Halle im Haller Gewerbegebiet Stadtheide angemietet und die Produktion seiner Agrardrohnen dorthin verlagert.
Neben Drohnen möchte Webaro künftig auch Landwirtschaftsroboter produzieren. Geplant sind unter anderem Roboter, die bei anhaltender Trockenheit Wasser auf Äckern direkt zu den Pflanzen bringen. Im Vergleich zu herkömmlichen Beregnungsanlagen sollen die Roboter 50 Prozent weniger Wasser verbrauchen. Auch Unkraut jätende sowie Pflanzenschutzmittel spritzende Roboter wollen die Hightech­-Tüftler demnächst herstellen. gm