Uli, Santa und die trächtige Rosalie recken erstaunt die Hälse, als ihre Artgenossin Ramona offensichtlich einen Spaziergang unternimmt. Ramona ist die Lieblingskuh von Maike Hagel. Sie sei zahm, lieb, schmusig, laufe ihr hinterher und lasse sich auch am Strick führen, schwärmt die Halterin.
Im Frühjahr waren sie zusammen auf dem Mannheimer Maimarkt, wo sie wieder einen Preis einheimsen konnten. Seit eh und je interessiert sich die 24-Jährige für Kühe, Kälber, deren Aufzucht und Haltung. Schon als Kind half sie im Stall mit und begleitete die Eltern zu den Viehmärkten in der Umgebung.
Dem Gaildorfer Jungzüchterclub beizutreten, war die logische Konsequenz, seit 2018 steht sie an der Spitze. Sie freut sich schon darauf, wenn am kommenden Sonntag die jüngsten der rund 100 Clubmitglieder auf den Gaildorfer Kocherwiesen ihre schönsten und besten Kälber zur Schau stellen werden.
"Das Fleisch schmeckt anders"
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Rot am See

Maike Hagel will in den elterlichen Betrieb einsteigen

Zwischen den Limpurger Bergen und der Frickenhofer Höhe, idyllisch eingebettet ins Kochertal, liegt der Sulzbach-Laufener Wohnplatz Eisenschmiede. Felder, Wiesen und Wälder umgeben das landwirtschaftliche Anwesen der Familie Hagel. Die betrieblichen Standbeine sind Milchviehhaltung, Fleckviehzucht und ein Lohnunternehmen mit landwirtschaftlichen Maschinen.
Auf den Feldern wachsen Mais, Getreide und Luzerne. 60 Kühe liefern die Milch, die von der Hohenloher Molkerei alle zwei Tage abgeholt wird. Somit handelt es sich um einen Milchviehbetrieb von überschaubarer Größe. Maike ist das jüngste der vier Kinder und die Einzige, die sich für Viehhaltung und Fleckviehzucht inte­ressiert. Und Letztere hat im Hause Hagel Tradition: Mehr als 80 Plaketten an zwei überdachten Tafeln zeugen von zahlreichen züchterischen Leistungen.
Maike Hagels Berufswunsch steht fest. Sie will in den elterlichen Betrieb einsteigen und ihn irgendwann auch übernehmen. Gerade ist sie dabei, ihr Studium an der Hochschule für Landwirtschaft im fränkischen Triesdorf mit dem Titel Bachelor of Science abzuschließen. Die Planung eines Kälberstalls, mit einbezogen die eventuelle Umstellung auf ökologischen Landbau und ökologische Landwirtschaft, ist das Thema ihrer Bachelorarbeit.
Die Ernte fällt durchschnittlich aus
Landwirtschaft im Kreis Hall
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Die 24-Jährige bedauert, dass bäuerliche Arbeit so wenig wertgeschätzt wird

Es beinhaltet Aspekte, wie den Kälbern mehr Platz und Luft zu bieten, damit sie sich wohlfühlen und besser entwickeln können. Tierwohl, Klimawandel, zu hoher Nitratgehalt im Grundwasser – auch solche Themen sowie die vielfache Kritik an der Viehhaltung treiben die Studentin um. Maike Hagel bedauert, dass die bäuerliche Arbeit von der Gesellschaft so wenig wertgeschätzt werde. Die Sicherstellung der Ernährung und der Energieversorgung einer wachsenden Weltbevölkerung sei eine der zukünftigen Herausforderungen, schreibt die Triesdorfer Hochschule auf ihrer Homepage. Der Agrarsektor brauche solche qualifizierten Führungskräfte. Die Studierenden befassen sich mit naturwissenschaftlichen, produktionstechnischen und ökonomischen Inhalten.
In der Praxis sieht ein Arbeitstag für Maike Hagel momentan so aus: um 6.30 Uhr ab in den Stall und Boxen sauber machen. Der Papa füttert, die Mama ist fürs Melken zuständig. Anschließend frühstücken, den Tag planen, gegebenenfalls Grünland und Äcker bearbeiten, nach den Tieren auf der Weide sehen und vieles mehr. Mit den modernen Maschinen lasse sich die Arbeit aber ganz gut bewältigen, meint die junge Landwirtin. Für sie ist das der absolute Traumberuf.

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Rund 40 Kühe aus 16 Betrieben

Im Rahmen des Gaildorfer Floßfests finden am Sonntag, 8. September, die Bezirksrindviehschau mit Staatsprämierung Fleckvieh des Rinderzuchtvereins sowie ein Kälbervorführwettbewerb des Jungzüchterclubs statt. Der Auftrieb der Kühe erfolgt um 10.45 Uhr, Beginn der Prämierung ist um 11 Uhr, Ende gegen 15.30 Uhr. Höhepunkt ist am Schluss die Wahl zur Miss Kuh Gaildorf 2019.
Rund 40 Kühe aus 16 Betrieben sind gemeldet. Die Teilnehmer für den Vorführwettbewerb der Jungzüchter dürfen nicht älter als 16 Jahre sein. 15 haben laut Maike Hagel zugesagt. Die Vorbereitungen sind in vollem Gang. Die Tiere werden im Vorfeld geputzt und gebürstet und bekommen am Tag des Auftritts vielleicht auch noch einen Blumenschmuck angelegt. Gewertet wird in drei Jahrgangsstufen. Kriterien sind der optische Eindruck, Wissen um
Futter und Haltung, der Gang oder auch die Harmonie zwischen Kind und Kalb. hof