Mit einem prüfenden Blick begutachtet Doreen Stier ein kleines Glasfläschchen. Am Rand des „Vials“, wie das Fläschchen in der internationalen Fachsprache genannt wird, sind noch Reste blauer Farbe zu sehen. „Man kann genau sehen, wo und wie gut die Maschine das Vial gereinigt hat“, erklärt Doreen. Idealerweise ist es am Ende des Reinigungsvorgangs komplett sauber und keimfrei, schließlich soll es später mit flüssigen Medikamenten oder Impfstoff befüllt werden. „Meine Aufgabe ist es, die Maschine so zu optimieren und einzustellen, dass die Fläschchen später absolut sauber sind und problemlos von den Pharmaherstellern mit den hochsensiblen Flüssigkeiten befüllt werden können.“
Diese Versuche begleiten Doreen schon eine ganze Weile. „Das Ganze hat als Projektarbeit während meines Studiums begonnen. Zusammen mit dem Fraunhofer Institut habe ich verschiedene Simulationen durchgeführt, um den Reinigungsprozess der Fläschchen zu optimieren“, erzählt die 21-Jährige. Ihre Arbeit darf sie nun als angestellte Entwicklungsingenieurin bei Bausch+Ströbel fortführen. „Es ist wirklich toll, dass die Arbeit und die Fragestellungen während meines Studiums so praxisnah gestaltet wurden. Jetzt kann ich das Projekt weiterführen und kenne mich gut mit der Materie aus – das motiviert zusätzlich.“
Schon immer von Technik fasziniert
Ihr duales Studium im Bereich Mechatronik hat Doreen ebenfalls beim Maschinenbauer Bausch+Ströbel absolviert. Die Theorie wurde an der DHBW Mosbach gelehrt. Im September 2022 schloss sie ihr Studium mit der Gesamtnote 1,3 ab, was ihr den Titel „Jahrgangsbeste“ einbrachte. „Technik hat mich einfach schon immer interessiert“, sagt die passionierte Reiterin aus Kirchberg/Jagst. Deshalb stand für sie auch schon früh fest, dass sie einen Beruf in diesem Bereich ergreifen will. „Durch ein Praktikum bin ich zur Mechatronik gekommen, das hat mich fasziniert“, erklärt sie.
Während ihres Studiums durchlief sie alle Abteilungen beim Maschinenbauer in Ilshofen, vom Verkauf über die Fertigung bis hin zur Montage. „Doch die Forschung und Entwicklung hat mich am meisten überzeugt. Der Bereich hat mir so gut gefallen, dass ich meine Projekt- und meine Abschlussarbeit hier geschrieben habe – und jetzt darf ich hier voll mitarbeiten“, erklärt die 21-Jährige stolz.
Neue Lösungen finden
Neben der Innenreinigung der Glasfläschchen beschäftigt sich Doreen derzeit auch mit der Außenreinigung.„Zu diesem Projekt habe ich auch meine Bachelorarbeit verfasst. Es geht darum, ein ganz neues Maschinenkonzept zu erstellen, das die Vials, nachdem sie befüllt worden sind, von außen reinigt. Damit sollen die Personen, die die Fläschchen später in den Händen halten, beispielsweise Ärzte, vor gefährlichen Substanzen geschützt werden.“ Doreen arbeitet hierfür mit anderen Firmen und Institutionen zusammen. Bis Mitte des Jahres soll es einen ersten Prototyp dieser neuen Maschine geben.
„Das Themengebiet ist sehr vielseitig. Ständig wird man mit neuen Technologien konfrontiert und muss eine Lösung für verschiedenste Probleme finden. In der Forschung und Entwicklung greifen die Bereiche Informatik, Konstruktion, Werkstoffkunde, Mechanik und Elektronik ineinander. Das ist einfach unglaublich spannend“, resümiert sie.
Die Ingenieurin freut sich auf die vielfältigen Aufgaben, die vor ihr liegen und hat sich einiges vorgenommen: „Ich möchte mich intern weiterbilden und viel Neues lernen. Auch einen Master könnte ich mir vorstellen.“ Und auch die künftigen Studierenden können von Doreens geballtem Wissen profitieren: „Ich würde sehr gerne Projektarbeiten betreuen und als Ausbilderin mithelfen“, unterstreicht sie.
Weitere Berufsportäts, Geschichten von echten Machern und zahlreiche Informationen rund um Ausbildung und Studium bei uns in der Region gibt es im Magazin „Next Step“.