Rettungsdienst, Krankentransport, Kleiderläden, soziale Besuchs- und Hilfsdienste, Seniorenangebote, Breitenausbildung, Hausnotruf, betreuter Fahrdienst, integrierte Leitstelle und noch vieles mehr. Was sich anhört wie die Angebotspalette eines Großbetriebs, ist das, was eigentlich ein einziger Verein leistet: der Kreisverband Schwäbisch Hall-Crailsheim vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Und dort macht man sich derzeit große Sorgen. Denn die Corona-Vorschriften sorgen für massive Einnahmeausfälle, weil Angebote eingestellt werden mussten. Gleichzeitig sorgen die Vorsichtsmaßnahmen dafür, dass zu bewältigende Aufgaben höhere Ausgaben erfordern.
„Wir bekommen auch keine Fördermittel, weil wir über 50 Mitarbeiter haben“, erklärt Kreisgeschäftsführer Stefan Amend. Deshalb hofft die DRK-Spitze jetzt auf Spenden – denn der Verein lebt ohnehin im sozialen Bereich größtenteils von den Mitgliedsbeiträgen und Geldern, die im Haller Land freiwillig gegeben werden. Auch den ehrenamtlichen Bereitschaften in den einzelnen Kommunen fehlt’s an Mitteln, weil Sanitätsdienste bei Veranstaltungen und andere Einnahmequellen wegbrechen.
Manche lassen dem Roten Kreuz auch materielle Hilfe zukommen – in Form von ausge­dienten Kleidern. „Doch seit dem 11. März sind unsere Kleiderläden in Schwäbisch Hall und Crailsheim geschlossen“, berichtet Amend. Deshalb kann der Inhalt der Sammelcontainer auch nicht an die Frau oder den Mann gebracht werden. Geprüft werde derzeit eine teilweise Öffnung, überstürzen wolle man es aber nicht. „Die Kleiderläden werden meist von älteren Ehrenamtlichen betreut, die sich dadurch gefährden“, gibt er zu bedenken.
Die Menschen, die mit Schutzmasken und Abstrichstäbchen gegen Corona kämpfen
Corona Münsingen
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Münsingen

Schutzmaterial kostet Geld

Das gelte auch für die freiwilligen Helfer, die sich beim Kreisverband in den sozialen Diensten engagierten, Hausbesuche und hauswirtschaftliche Hilfe leisteten. Dort zögen sich manche Stammkunden derzeit zurück, weil sie Angst davor hätten, anderen die Türen zu öffnen. Gleichzeitig gebe es neue Anforderungen von Menschen, die sonst in derzeit geschlossenen Tagespflegeeinrichtungen betreut werden. „Dafür brauchen wir aber viel Schutzmaterial für Kunden und Helfer“, so Amend. Das sorge für zusätzliche Kosten.
Doch auch Schutzmaterial nutzt nicht immer. Die Umsetzung der Corona-Vorschriften macht manche Angebote des DRK unmöglich. Dazu gehören beispielsweise die rund 40 Gruppen im Seniorenbereich, die sich in verschiedenen Orten im Landkreis um ältere Mitbürger kümmern. Auch die Breitenausbildung, wie Erste-Hilfe-Kurse, egal ob für den Führerschein, Kinder, Senioren oder für Berufsgenossenschaften in Betrieben, müsse ruhen. „Das bedeutet massive Erlösausfälle für uns“, so der Kreisgeschäftsführer.

Betreuter Fahrdienst steht still

Erlösausfälle gibt es auch im Bereich des betreuten Fahrdienstes. „Den hat es am schlimmsten erwischt“, berichtet Amend. Da die Einrichtungen für Menschen mit Handicap und Reha-Kliniken geschlossen sind, stehen die Fahrzeuge still. Nur die Versorgung von Ärzten und Kliniken mit Schutzmaterial, die das DRK im Auftrag des Landkreises übernommen hat, sorgt für etwas Arbeit.
Bergwacht im Einsatz: Mountainbiker bei Pfullinger Wanne gestürzt und verletzt
Unfall Pfullingen
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Wer denkt, dass Rettungsdienst und Krankentransport dafür für Mehreinnahmen sorgen, der irrt. Zum einen bedeutet der zusätzliche Schutz Kosten, zum anderen müssen Fahrzeuge nach einem Infektionstransport statt nur zehn Minuten nun rund eine Stunde desinfiziert und hergerichtet werden. So können die Wagen in viel niedrigerer Frequenz eingesetzt werden. „Aber dadurch, dass verschiebbare Operationen derzeit abgesagt werden, gibt es auch weniger Transporte“, weiß DRK-Kreisvorsitzender Karl Rosenhagen.
Er lobt die Ehrenamtlichen, die zusätzlich die Abstrichstellen im Landkreis und die Fieberambulanz mitbetreuen. Täglich könnten sich gesetzliche Vorschriften ändern – das DRK werde auch weiter entsprechend reagieren.

Corona-Pandemie: Leitstelle ist gerüstet

Anrufe über Notruf 112 landen im Landkreis Schwäbisch Hall in der integrierten Leitstelle, die das DRK gemeinsam mit dem Landkreis in Hall betreibt. Vorbereitet auf Corona-Fälle hat man sich dort mit einem Notfallplan und zusätzlichen ausgebildeten sogenannten „Call-Takerinnen“, welche die Disponenten bei ihrer Arbeit unterstützen können und intensiv eingearbeitet wurden. Die Besetzung der Leitstelle ist so auch bei Corona-Fällen unter Mitarbeitern gesichert. fär