Es ist nur ein Spiel, aber die Schüler nehmen die Hall Model United Nations (H-MUN) sehr ernst. Die Jungs tauschen ihr T-Shirt gegen Hemd und Krawatte, die Mädchen ihre Sneaker gegen Pumps. Klassenzimmer werden in Sitzungssäle umfunktioniert und jeder trägt ein Schildchen mit seinem Namen.
Bereits zum 18. Mal veranstalten die Schüler des Gymnasiums bei St. Michael, ganz ohne Hilfe und Betreuung der Lehrer, die H-MUN. Es ist ein Planspiel, bei dem die Schüler als Delegierte eines Mitgliedstaats der Vereinten Nationen realitätsnah in Gremien über aktuelle politische Themen diskutieren. Sowohl in Deutsch, als auch in Englisch. Um die Änderung eines Antrags geht es beispielsweise bei Fallon Olsen, Nina-Sophie Raach und Emily Bullinger im englischsprachigen Rat.

Spaß trotz strenger Regeln

Insgesamt rund 180 Teilnehmer, davon 105 Delegierte, versuchen innerhalb einer Woche verschiedene Anträge, sogenannte Resolutionen, auszuhandeln. Jugendjargon ist da nirgendwo zu hören, denn wer in einer der Ratssitzungen eine Frage hat, muss zunächst einen Antrag auf Information stellen, der dann vom Vorsitz ­genehmigt werden muss. Was sich streng anhört, ist dennoch für alle mit Spaß verbunden, da sich die Teilnehmer dabei in eine andere Rolle hineinversetzen können.
Auf der Internetseite der H-MUN finden sich alle wichtigen Infos und auch die Möglichkeit, sich zu bewerben. Ab der 8. Klasse kann man dem „Service“ beitreten, der für die Getränke und Kommunikation zwischen den einzelnen Organen des Projekts zuständig ist. Ab der 9. Klasse ist eine Bewerbung als Delegierter oder auf eine andere Position möglich. Dabei spielt es keine Rolle, von welcher Schule man kommt.
So findet die H-MUN nicht nur im Gymnasium Anklang. Einige Schüler der Realschule Schenkensee oder vom Schulzentrum West sind mit dabei. Emily Schneider (15) ist mit vier weiteren Schülern des Gymnasiums bei St. Anna in Augsburg extra nach Schwäbisch Hall gereist, um dabei zu sein: „Das H-MUN-Projekt ist in der Umgebung das Einzige, bei dem wir teilnehmen können.“ Dafür wohnen die fünf Schüler eine Woche lang bei Gastfamilien oder sogar im Hotel.
An Engagement fehlt es den Schülern nicht. „Die Vorbereitungen beginnen oft ein Jahr im Voraus“, sagt Larissa Schwarz (17). Sie macht das dritte Mal mit und hat es bis in die Projektleitung geschafft. Es gibt viel zu tun. Es müssen Sponsoren gefunden und Teilnehmerbeiträge eingesammelt werden. „Die 19 Euro Beitrag sind für das Mittagessen in der Kantine gedacht“, erzählt Larissa Schwarz weiter. „Mit dem restlichen Geld der Sponsoren kommen wir auf 4000 bis 5000 Euro pro Jahr.“ Von dieser Summe werden Getränke oder Ventilatoren bezahlt.
Während der gesamten Projektzeit werden die Ergebnisse von einer Presseabteilung verfolgt und dokumentiert. Täglich kommt eine Zeitung mit den Ergebnissen des Vortages heraus, die von den Mitarbeitern der Redaktion analysiert und kritisiert werden. Die Leitung über die Presse hat Julia Graetz (17). „Ich liebe das Projekt und bewundere, dass es jedes Jahr so gut funktioniert.“ Sie ist zum dritten Mal dabei und hat 2018 noch mehr Verantwortung übernommen. „Schade dass unsere Abteilung dieses Jahr nur acht Mitglieder hat. Da ist es schwierig in allen Sitzungen gleichzeitig zu sein und auch noch die Zeitung zu entwerfen“, klagt Julia. Die Abtaktveranstaltung findet am letzten Tag der Projektwoche statt. Dort werden Ergebnisse vorgestellt und Ehrungen überreicht. Außerdem wird dabei gleich die neue Leitung für das nächste Jahr verkündet. So sorgen die Schüler dafür, dass das Projekt nicht zum Stoppen kommt. Und so schnell die Woche vorbei geht, die Meisten freuen sich bereits auf das nächste Jahr.

Info Alle Infos rund ums Projekt gibt es auf www.hmun.de.