„Sämtliche Fahrzeuge könnten unter der Erde verschwinden und diesen hässlichen Zustand beenden“, schreibt Johannes van Bergen in einem Leserbrief. Der ehemalige Stadtwerkechef war auch für die Tiefgaragen in Hall zuständig und kennt die Ideen von einst. Ein eingeschossiges Parkdeck unter dem Haalplatz hätte zwei Probleme auf einmal gelöst: Die Autos wären aus dem Sichtfeld verschwunden und die Parkplätze wären erhalten geblieben. Doch die derzeitigen Planungen sehen kein Parkdeck mehr vor.
Gesagt und nicht getan
Van Bergen bekräftigt auf Nachfrage die Idee der unterirdischen Abstellplätze. „Der OB hat mir das damals in einem Gespräch gesagt, und ich habe ihm geantwortet: ,Du, das machen wir so.’“ Das Problem: Unter dem Haalplatz, so vermuten Archäologen, schlummern Reste der mittelalterlichen und auch der keltischen Salzproduktion. Doch das ist für den Pragmatiker van Bergen kein Problem: „Dann gibt man den Archäologen eben drei Jahre Zeit. Die sollen doch das finden, wonach sie suchen.“ Anschließend könnten Museen die Fundstücke ausstellen und Arbeiter die Tiefgarage bauen.
Auch die Frage nach den Finanzen wischt van Bergen mit einer kurzen Handbewegung vom Tisch: „Wenn ich eine Bauverzögerung von drei Jahren habe, wird es doch immer günstiger.“ Diese Logik bedarf einer Erklärung: Die Tiefgaragen, die von den Stadtwerken im Auftrag der Stadt Hall gebaut und betrieben werden, sind ein Zuschussgeschäft. Je später also ein neues Parkhaus gebaut würde, umso später falle der Verlust durch die Finanzierung an. Was van Bergen dabei allerdings nicht herausstellt: Besteht der Haalplatz über Jahre aus einer Baustelle, wird das Parken in Schwäbisch Hall in dieser Übergangszeit zum Problem.
Warum jetzt mehrere Millionen Euro in nur kleine Veränderungen an der Oberfläche gesteckt würden, das verstehe er nicht, sagt van Bergen. Die Idee mit der Tiefgarage sei damit auf Jahrzehnte tot, da das neue Pflaster ja nicht gleich wieder aufgerissen werde. Die Parkdeckidee hatte noch einen Pluspunkt: Man hätte die Haalstraße an der Kreuzung zur Schwatzbühlgasse unter die Erde verlegen können. Die Autos wären dann nicht mehr oberirdisch über den Platz, sondern unter der Erde, auf Ebene des Parkdecks, durchgefahren.
Zeitfenster geschlossen
Doch was sagen die aktuell Verantwortlichen zu den Vorschlägen von van Bergen, der sich derzeit in den Ruhestand zurückzieht? „Ich bin immer noch der Meinung: Eine Tiefgarage wäre besser und die richtige Lösung gewesen“, bekennt Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim. Er liebäugele auch heute noch mit dem Tiefbau.
Bildergalerie Entwurfspläne für Haalplatz und Unterwöhrd ausgewählt
Doch warum wurde diese Idee abgelehnt? „Sie wurde faktisch nicht verworfen“, erläutert Pelgrim den Abstimmungsprozess. Durch die Definition des Wettbewerbs wurde sie vergangenes Jahr aber ausgeschlossen. Der Sieger wurde im Dezember gekürt, die Feinplanung erfolgt gerade.
Pelgrim: „Ein zukünftiger Gemeinderat könnte beschließen, zu einem späteren Zeitpunkt die Tiefgarage zu bauen.“ Sie sei weder an den Kosten noch an der Konzeption gescheitert. Allein die Bedenken der Denkmalschützer, die in Esslingen und Stuttgart sitzen, hätten sie verhindert.
„Der ehemalige Regierungspräsident Johannes Schmalzl wäre dazu bereit gewesen“, berichtet Pelgrim über die Planungen des Parkdecks. Doch Gespräche mit dem neuen Regierungspräsidenten Wolfgang Reimer hätten ergeben: Die Landesbehörden sagen „Nein“. Die dauerhafte Sicherung des Denkmals habe Vorrang vor dem Ausgraben. Denn dabei werden die Funde zwar dokumentiert, aber das Denkmalensemble zerstört.
Pelgrim hat den Konfliktfall durchgespielt. Was wäre, wenn Hall gegen diese zu erwartende Entscheidung der Landesbehörden vor Gericht Einspruch erhebt? „Im Gemeinderat müsste man dann den Beschluss herbeiführen, den Konfliktfall mit dem Land zu suchen“, sagt Pelgrim. Das Risiko einzugehen, über Jahre einen Prozess mit ungewissem Ausgang gegen das Land zu führen, sei in der Abwägung schwerwiegend. „Es gibt lohnendere Themen, um sich zu verkämpfen“, sagt Pelgrim.
Baubürgermeister Peter Klink nennt auch technische Aspekte als Hindernisgrund: „Wenn man auf Höhe der Schwatzbühlgasse unterirdisch sein wollte, müsste man eine 40 Meter lange Rampe bauen“, rechnet er vor.
Das will van Bergen nicht gelten lassen. Fahrer könnten auch bei einer einfachen Lösung das Parkdeck von unten, also von der Salinenstraße aus, anfahren. Für alles gebe es Lösungen.
Diskussion übers Parken
Der aktuelle Wettbewerb sieht keine Tiefgarage vor, aber auch keine Bebauung des Haalplatzes. Daher bleiben alle Optionen auch für zukünftige politische Entscheider offen. Bei der Zahl der verbleibenden Parkplätze sei das letzte Wort noch nicht gesprochen, erläutert Pelgrim. Bisher ist vorgesehen, 60 Parkplätze zu behalten, die auf 80 erweitert werden können. Der Oberbürgermeister kann sich aber auch eine andere Rechnung vorstellen: 80 oder mehr Parkplätze, die bleiben und bei Bedarf auf 60 – oder bei Festen auf null – reduziert werden. Im März werden die Ergebnisse der Feinplanungen mehrerer Büros erwartet.