Paukenschlag am Schluss: „Das war meine letzte Einbringung eines Doppelhaushalts“, sagt Hermann-Josef Pelgrim am Mittwochabend mit leicht brüchiger Stimme am Ende seiner eineinhalbstündigen Haushaltsrede im Gemeinderat. So nebenbei bringt der OB damit zum Ausdruck, dass er noch bis 2021 Rathauschef bleibt, aber bei der nächsten Wahl nicht mehr antritt. Die Stadträte sind überrascht.
„Ich werde dann 24 Jahre im Amt sein und möchte meine 40-jährige Berufserfahrung an anderer Stelle für die Gesellschaft einbringen“, bestätigt Hermann-Josef Pelgrim am Donnerstag auf Nachfrage. Den Gemeinderat habe er vorab nicht informiert.
Der 60-Jährige macht deutlich, dass er Lust auf etwas Neues habe. Ob er die neue Herausforderung schon gefunden hat, lässt Pelgrim offen und will dazu „zum richtigen Zeitpunkt das Richtige sagen“, sich jetzt aber voll auf seine restliche dritte Amtszeit als OB konzentrieren. Die Amtsperiode endet zum Juni 2021.
Die Entscheidung sei nicht spontan gefallen, sondern durch längere Überlegungen. Die habe er sich nicht leicht gemacht, weil er „mit Leib und Seele“ durch die vielen Aufgaben eines OB mit der Stadt verbunden sei. Er wolle auch für die restliche Amtszeit das Beste für die Stadt geben. „Denken Sie mal an die Bundeskanzlerin, wann die Bescheid gegeben hat, dass sie nach Ende der Amtszeit nicht mehr zur Verfügung steht“, sagt Pelgrim zum Zeitpunkt rund eineinhalb Jahre vor Amtszeitende. Es sei nicht sichtbar, dass Angela Merkel seitdem nichts mehr tue.
Pelgrim hat Anfang der 90er-Jahre als Sachbearbeiter im Hauptvorstand der Gewerkschaft öffentliche Dienste, Transport und Verkehr in Stuttgart gearbeitet, war bei Tarifverhandlungen mit dabei. Seine berufliche Erfahrung in der Zeit habe ihm deutlich gemacht, dass es in einer vermeintlich guten Zeit viel schwieriger sei zu handeln, als in einer schlechteren Phase. Die Stadt Schwäbisch Hall sei in einer vermeintlich guten Phase, aber die Bedingungen würden schwieriger. Bis ein Baugebiet durch sei, dauere der Prozess mittlerweile zehn Jahre. Regulierungen und Bürokratisierung nähmen zu.
Der gebürtige Westmünsterländer wurde 1997 Stadtoberhaupt. Zunächst als Amtsverweser und ein Jahr danach als Oberbürgermeister. 2005 und 2013 wurde er wiedergewählt. Selbstverständlich bleibe er auch nach einem Berufswechsel in Schwäbisch Hall. Die Stadt sei seine Heimat geworden.