Michael Weller legt den Rückwärtsgang seines Traktors ein und fährt gemächlich an den großen Kartoffelvollernter heran. Mit wenigen Griffen hat er die Maschine angehängt. Vor ihm liegt ein Tag, den er auf den Kartoffeläckern in Mainhardt-Ziegelbronn verbringt. Die starken Regengüsse in der vergangenen Woche haben Michael Weller und seinem Vater Wolfgang ideale Erntebedingungen beschert.
Der 24-jährige Junglandwirt lenkt seinen Traktor im Schritttempo auf den Acker zu. Das ist nötig, denn er muss die Räder genau zwischen die Erddämme steuern, in denen die Knollen stecken. Als der Kartoffelvollernter richtig steht, schaltet der Landwirt die Maschine ein. Ein lautes Rattern ertönt. Sogenannte Siebbänder setzen sich in Bewegung und befördern den Erddamm in die Maschine. Dort wird die feine Erde herausgesiebt und die Kartoffeln purzeln wild nach oben. Auf der Plattform der imposanten Großmaschine stehen heute vier Erntehelfer, die auf dem Förderband Erdklumpen und Steine heraussortieren, sodass nur noch die Knollen übrig bleiben. Nach einem weiteren Meter Beförderung landen diese im sogenannten Bunker. „Drei Tonnen passen dort circa rein“, klärt Michael Weller auf.
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An Ostern g’steckt

Seit drei Tagen ernten die Wellers auf ihren dreieinhalb Hektar großen Feldern die Kartoffeln. Übrigens ihr zweites Standbein neben der Milchviehhaltung. Mit dem Ergebnis sind sie hoch zufrieden. „Wir haben sie an Ostern g’steckt“, sagt Wolfgang Weller in seinem schwäbischen Dialekt. Von der Bodenfeuchtigkeit her sei es da optimal gewesen. „Durch die Dammfräse konnten wir dort die Erde fluffig-feucht halten – wie einen Schwamm“, fügt sein Junior hinzu. Die Kartoffeln hätten so einen perfekten Wachstumsstart auf den sandigen Böden gehabt. „Wir hatten aber auch Glück, denn die Pflanzen gingen erst drei Tage nach dem schlimmen Frost Mitte Mai auf“, so der 24-Jährige. Am Vortag wurden innerhalb sieben Stunden bereits 20 Tonnen auf einer Fläche von einem halben Hektar geerntet. Ein überdurchschnittlich guter Ertrag, wie der Senior betont.

Verschiedene Sorten

„Die Reife der Kartoffeln erkennen wir am Kraut und an der Knolle“, klärt er auf. Wenn man über die Schale reibe, müsse diese dranbleiben. Die Wellers pflanzen verschiedene Sorten an. Sie lieben bei den Salatkartoffeln Alexandra und Belana, bei den Speisekartoffeln Finka und die rotschalige Laura. Als Dekoobjekt gibt es den „Blauen Schweden“, eine mehlige Speisekartoffel, deren Schale tatsächlich blau ist und auch das Innere der Knolle ist blau durchzogen.
„Bevor wir in den Verkauf gehen, kosten wir alle Sorten erst einmal vor“, erklärt der 64-Jährige. In diesem Jahr hätten die Kartoffeln einen sehr kräftigen Geschmack, genau so wie er es liebe. Weller beginnt zu grinsen und sagt: „Eine Kartoffel ist dann gut, wenn die Frau dem Mann beim Schälen auf die Finger hauen muss, weil er sie wegessen will.“