Die Landtagsabgeordnete der Grünen, die auch für die Fraktion Grüne/ÖDP im Kreistag sitzt, hat eine Anfrage an die Kreisverwaltung gestellt. Aus den Antworten an Jutta Niemann geht hervor, dass im Jahr 2015 im Diakonie-Klinikum 1213 Kinder und im Krankenhaus in Crailsheim 503 Kinder zur Welt gekommen sind. Über die Zahl der Hausgeburten hat der Kreis keine Erkenntnisse. “Selbst das Statistische Landesamt zählt nur die Zahl der Geburten, nicht differenziert nach Krankenhaus- und Hausgeburten“, schreibt Steffen Baumgartner, Stableiter im Landratsamt.
Dafür kann er aber über die beschäftigten Hebammen in den Krankenhäusern Auskunft geben. Im Diak gibt es 12,05 Stellen, im Landkreis Schwäbisch Hall Klinikum in Crailsheim sechs Beleghebammen. Im Kreis sind derzeit 68 freiberufliche Hebammen tätig, davon sind auf der Homepage der Haller Hebammen 18 gelistet, davon wiederum zwei Hebammen für Hausgeburtshilfe.
Die Geburtshelferinnen im Diak haben eine Nebentätigkeitserlaubnis und bieten diverse Kurse im Rahmen des “Jungen Diak“ an. Die Räumlichkeiten werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Kursgebühren werden entweder von den Hebammen direkt mit den Krankenkassen abgerechnet oder als Selbstzahlerleistung angeboten.
“Die Kurse werden sehr gut angenommen, viele sind schon frühzeitig ausgebucht“, weiß das Landratsamt. Das bestätigt die Öffentlichkeitsarbeit im Diak. “Wir würden gern weitere Hebammen im Team begrüßen“, heißt es. Für die angestellten Hebammen werde natürlich auch die Haftpflichtversicherung übernommen.
Das ist auch im Klinikum Crailsheim der Fall. Die Beleghebammen bieten freiberuflich ebenfalls ein umfangreiches Kursangebot, Stillberatung und Wochenbettbetreuung an, außerdem Geburtsvorbereitungskurse für Flüchtlingsfrauen. Die Zertifizierung als “babyfreundliche Geburtsklinik“ wird in Crailsheim vorbereitet und soll bis zum Jahresende abgeschlossen werden.
Gerade die Haftpflichtversicherung stellt für freiberufliche Hebammen das größte Problem dar. Die Prämie ist in den vergangenen Jahren explosionsartig angestiegen und ist von den Frauen kaum noch aufzubringen. Immer weniger Hebammen bieten deshalb Hausgeburten an. “Grundsätzlich sind die Fragen der Hebammenvergütung und der Versicherungen Bundesangelegenheit, und die bestehenden Probleme sind in erster Linie dort zu lösen“, heißt es in dem Antwortschreiben an die Kreisrätin.
Landrat Gerhard Bauer erläutert, dass auf seine Bitte hin das Thema Hebammenversorgung bereits in der Gesundheitskonferenz angesprochen und aufgenommen wurde. Bei der Vollversammlung der kommunalen Gesundheitskonferenz Mitte Juni wurde dazu eine Arbeitsgruppe eingerichtet.
“Die Arbeitsgruppe trifft sich im September“, freut sich Jutta Niemann. Es liegt ihr am Herzen, dieses wichtige Thema in die Öffentlichkeit zu tragen. Bei den Gesprächen soll erörtert werden, wie der Kreis den Hebammen helfen kann. Niemann kann sich eine Koordinierungsstelle im Landratsamt vorstellen, auch könnte Fahrtkostenunterstützung geleistet werden.
“Das Land möchte die kommunalen Gesundheitskonferenzen stärken. Das ist ein wichtiger Punkt im Koalitionsvertrag“, so die Abgeordnete. Wichtig sei es, mit allen Beteiligten ins Gespräch zu kommen. Aus ihrer Sicht sollte eine Eins-zu-eins-Betreuung in den Krankenhäusern, sprich eine Hebamme betreut eine Schwangere, angestrebt werden. Davon sei man aber noch weit entfernt. Auch gelte es, die hohe Arbeitsbelastung der Hebammen zu senken.
Arbeitsgruppe Hebammen
Aufgaben Mitglieder der Arbeitsgruppe Hebammen im Rahmen der kommunalen Gesundheitskonferenz sind Susanne Otter, Vorsitzende der Haller Hebammen, Frida Kunz, eine Hebamme aus Crailsheim, Margit Gronbach-Grün, die Fachbereichsleiterin für Schwangeren- und Schwangerenkonfliktberatung beim Diakonieverband Schwäbisch Hall sowie Katja Schühlein von der Koordinationsstelle “Frühe Hilfen“ im Jugendamt.
Die Arbeitsgruppe hat die Aufgabe, die Situation der Hebammen im Kreis zu analysieren sowie Handlungsfelder zu definieren und zu entwickeln. Die Gruppe kann gerne noch um weitere Mitglieder erweitert werden, schreibt das Landratsamt. Ansprechpartnerin für die Besetzung ist die Leiterin des Gesundheitsamts, Dr. Eva König. kor