Obwohl noch in Arbeit, gibt es bereits erste Erkenntnisse, wie ein sogenanntes energetisches Quartierskonzept für Gaildorfs Innenstadt aussehen könnte. Vertreter der Freiburger endura kommunal GmbH, damit beauftragt und in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats anwesend, skizzieren bekannte, aber auch erst durch die bisherigen Untersuchungsschritte sich abzeichnende Potenziale, den Energieverbrauch zu optimieren.
Bürgermeister Frank Zimmermann nennt dazu den Sachstand aus städtischer Sicht und umreißt als einen Schwerpunkt die Verbesserung des gegenwärtigen Nahwärmenetzes, an das einige öffentliche Gebäude angeschlossen sind. Der Ölkessel am Gymnasium sei in die Jahre gekommen, ebenso das Heizkraftwerk bei der Schul-Mensa. Es muss also nachgebessert werden. Denn das Alte Schloss ist derzeit vom Netz „abgeklemmt“ – um die Versorgung sicherzustellen, berichtet der Bürgermeister.
Eine der größten Herausforderungen wäre laut endura die Verknüpfung des städtischen und des Pücklerschen Nahwärmenetzes, wozu aber, wie CDU-Fraktionschef Matthias Rebel – er ist Geschäftsführer der Pückler-Stiftung – betont, ein professioneller Betreiber nötig wäre.
Hohe Rücklaufquote
Eingebunden in die Untersuchungen sind auch Privathaushalte, die nach einer öffentlichen Versammlung im Februar von der endura angeschrieben und befragt worden waren. Von insgesamt 333 Fragebogen waren 140 ausgefüllt zurückgekommen, wie Projektleiterin Sarah Berberich dem Gemeinderat erläutert. Was einer hohen Quote von mehr als 40 Prozent entspreche. Üblich sei ein durchschnittlicher Rücklauf von etwa 30 Prozent.
Für die Energieexpertin ist das ein Zeichen dafür, dass das Thema Nahwärme die Bürger bewegt. Auch deshalb, weil für viele auch laut Umfrage eine Gebäudesanierung ansteht: Das Gros der Wohnhäuser sei nicht oder nur schlecht gedämmt. Berberich wertet das nicht als Überraschung: Der Gebäudebestand in der Innenstadt sei etwa zu zwei Dritteln mindestens 80 Jahre alt. Vielfach herrsche „Sanierungsstau.“ Das Problem: Eine Sanierung sei in vielen Fällen schwierig. Und teuer. Als weiteren Knackpunkt nennt sie den Zustand der privaten Heizungsanlagen: Fast 80 Prozent seien älter als 25 Jahre und wiesen einen schlechten Wirkungsgrad auf, müssten also mit Blick auf die in der Energieeinsparverordnung vorgeschriebene Tauschpflicht nach 30 Jahren ersetzt werden.
Mit Handlungsempfehlung
Einsparpotenziale ergäben sich laut Untersuchung auch in der Stromversorgung, hauptsächlich in Industriebetrieben oder städtischen Gebäuden. Hier agiere die Stadt durch die Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Gymnasiums bereits als Vorbild. Wenig Interesse indes scheint die Bevölkerung laut Berberich an der Elektromobilität zu haben.
Endura-Chef Pfeifer fasst zusammen und ergänzt um weitere Details – etwa die Einbeziehung des Naturstromspeicherbeckens, die klimafreundliche Gestaltung des bislang komplett versiegelten Hallengeländes und vieles mehr. Die Stadträte hören aufmerksam zu, hätten gerne aber noch mehr handfeste Informationen. Die gibt es, wenn das Konzept fertig, spruchreif ist – nebst Handlungsempfehlungen.
Optimistisch gestimmt
Und dann geht die Arbeit richtig los. Wobei Rolf Pfeifer der Stadt ans Herz legt: „Wenn Sie das Konzept umsetzen wollen, rate ich Ihnen zu einem Sanierungsmanagement.“ Schließlich ist er recht optimistisch, dass sich die von seinem Büro erarbeitete Empfehlung dann auch umsetzen lässt. Denn, so Pfeifer, „zwei Faktoren spielen uns in die Hände: steigende Energiepreise und attraktive Fördermittel.“
Konzept in wenigen Monaten fertig
Zuverlässig, umweltfreundlich, bezahlbar: So sähe Bürgermeister Frank Zimmermann gerne die Gaildorfer auch in Zukunft mit Energie versorgt. Und die Stadt selber könnte – nicht zuletzt durch das Naturspeicherprojekt – zur „energieeffizienten“ Kommune werden. Einbezogen sind deshalb in das „Quartierskonzept zur energetischen Stadtsanierung“, das gemeinsam mit der endura kommunal GmbH aus Freiburg und dem Energiezentrum mit Sitz in Wolpertshausen erarbeitet wird, auch interessierte Bürger. In wenigen Monaten soll das Konzept stehen. Zu Beginn des kommenden Jahres wird es eine weitere Bürgerinformation zum Stand der Dinge geben.