Der ausverkaufte Neubau-Saal jubelt, obwohl er noch keinen Satz gesagt hat. Roter Trainingsanzug mit dem Arbeitsamt-Emblem und weiße Turnschuhe – das ist Tedros „Teddy“ Teclebrhans Paraderolle als Antoine Burtz, der Hartz IV erhaltende Möchtegern-Showman. Natürlich singt er seinen Hit „Lohn isch da“, bei dem das Geld vom Staat als Salär gepriesen wird. Als er zwei Gäste auf die Bühne holt und mit ihnen Theater spielt, zeigt er ihnen, wie eine Autokontrolle der Polizei nach seinem Geschmack ablaufen sollte: auf amerikanische Weise. Der kräftige Fahrer muss aussteigen, sich umdrehen und breitbeinig gegen das Auto lehnen, während er abgetastet wird. „Ey, schickt noch eine Streife, Mann, der Typ ist zu stabil“, fordert Burtz Verstärkung in polizeiuntypischer Sprache an.
Bei den anderen Nummern wird alles und jeder als dumm („Du bisch so ein Blödmann, ey“) bezeichnet. Was für Burtz zählt, ist der „Fame“ (Ruhm) in seiner „Hood“ (Nachbarschaft).
Youtube „Lohn isch da“ von Tedros „Teddy“ Teclebrhan
Diese Artikulation, bei der man das breit gefächerte Vokabular und teilweise den Satzbau an der Garderobe abgibt und durch Beleidigungen und Anglizismen ersetzt, zeichnet auch den Abend im Haller Neubau aus. Bei seiner Unterschichten-Persiflage darf die überhebliche und latent aggressive Coolness, die den Rollen von Teclebrhan Glaubwürdigkeit verleiht, nicht fehlen.
Manchmal fragt man sich, wie viel Arroganz in Teddy selbst steckt und was geschauspielert ist. Bei den fast ausschließlich jungen Fans des gebürtigen Eritreers kommt das aber an. Jeder aus dem Publikum kennt irgendeinen „Assi“ oder hat einen schon mal beobachtet. Klar ist aber auch, dass mit diesem Humor nur die Smartphone-Generation etwas anfangen kann.
Mehr als eine Million Abonnenten auf Youtube hat der Kanal von „Teddy Comedy“. Die eigene Fernsehshow „1:30“ im Abendprogramm von Pro7 zeugt ebenfalls von Teclebrhans Aufstieg. Der Comedian wuchs in Tübingen auf und ging an die Stuttgarter Schauspielakademie „CreArte“. Auftritte in TV-Serien folgten, auch bei Stefan Raabs „TV Total“ saß er mehrmals auf der Couch.
Teclebrhans Gastspiel in Hall lebt von seinen Youtube-Charakteren. Nicht nur Burtz kommt auf die Bühne, sondern auch Model Percy und der rassistische schwäbische Hausmeister Ernst Riedler, der am liebsten alle „mit Hintergrund“ gruppenweise mit dem Bus zurück zum Flughafen bringen würde. Zu Beginn hören die Gäste Stand-up-Comedy von Teddy als Teddy über Greta Thunberg („boah, die nervt voll“) und was Schwaben und Eritreer gemeinsam haben: die skeptische Einstellung zum Leben.
Auch wenn der Stil der Witze keine große Varianz aufweist, fühlt sich das Haller Publikum zweieinhalb Stunden lang gut unterhalten. Deswegen erstaunt es, dass Teddy nur einen kurzen Schlussapplaus bekommt. Er hätte mehr verdient gehabt. Schließlich passt das freie Agieren auf der Bühne wesentlich besser zu ihm als das steife Format seiner TV-Show.
Auftritt in Ilshofen erst Ende 2020
Wer Teddy Comedy in der Region live sehen möchte, muss sich gedulden. Erst am 5. Dezember 2020 kommt er mit seiner Show in die Ilshofener Arena Hohenlohe. Tickets gibt es auf imk-konzerte.reservix.de.