Ich habe schon lange auf diese Chance gewartet: eine Reise nach Amerika. Im Rahmen des Schüleraustauschs am Schenk-von-Limpurg-Gymnasium in Gaildorf flog ich für einen Monat in den US-Bundesstaat Tennessee.
Dort kam mir zunächst alles größer vor als in Deutschland. Am Flughafen in Knoxville angekommen, wurde ich von meiner Gastfamilie mit einem Pick-up-Truck abgeholt. Auf der Fahrt fielen mir die großflächigen Wohnviertel mit Reihensiedlungen aus roten Ziegelbauten auf.
Mit meinem Austauschpartner Benjamin Bryan Nichols besuchte ich die Highschool. Nach einem Bagel zum Frühstück ging es morgens los – und zwar nicht in einem überfüllten Bus, sondern mit dem Auto. Da Jugendliche in Tennessee schon ab 16 Jahren den Führerschein machen können, darf Ben schon Auto fahren.
So hatten wir die Möglichkeit, auch in unserer Freizeit Ausflüge zu machen, zum Beispiel zum Nationalpark Great Smoky Mountains und zum Country-Freizeitpark „Dollywood“. In Kentucky haben wir eine Höhlentour durch die Mammoth Caves unternommen. Dabei hatten wir nichts außer einer Öllampe – ein Highlight.
Am Unterricht in der Highschool ist mir aufgefallen, dass die mündliche Beteiligung nicht in die Gesamtnote einfließt. Deshalb gab es auch durchaus unmotivierte Schüler, die die Zeit am Smartphone absaßen. Dadurch, dass es an der Schule ein Kurssystem gab, war ich nicht immer in derselben Klasse, sondern kam mit vielen Schülern in Kontakt. Ich habe zum Beispiel Soziologie und Programmieren belegt.
So viel Müll
Kulturschocks gab es zwar nur geringfügig, aber wenn ich einen nennen müsste, dann wäre es der Müll. Durch den ständigen Gebrauch von Einwegbesteck, Plastikbechern und Papiertellern häufte sich der ganz schön an, und das obwohl wir nur einen Vier-Personen-Haushalt bildeten.
Eine der größten Sprachherausforderungen erwartete mich bei einem Dinner mit der Familie. Denn dort war auch Bens Großmutter, die als eingefleischte Südstaatlerin mit entsprechendem Dialekt sprach. Abgesehen davon lief die Verständigung aber ziemlich reibungslos.
Unter den typischen Fragen, die man zu Hause nach einem Auslandsaufenthalt gestellt bekommt, taucht immer wieder eine auf: „Wie war denn das Essen?“ Also, das hat mich echt umgehauen – im negativen Sinne. Da bestätigte sich leider das Vorurteil, dass die Amerikaner viel Fast Food und ungesund essen. Natürlich gebe ich zu, dass es geschmeckt hat und es praktisch ist, auf dem Nachhauseweg mal schnell was zu holen, aber nach einem Monat war ich fertig mit Fertiggerichten.
Die Gespräche am Tisch sind oft geprägt durch politische Diskussionen, vor allem über den US-Präsidenten Donald Trump. Das war echt interessant, denn die Amerikaner sagen offen ihre Meinung. Mehrmals wurde ich an das „First Amendment“ der Verfassung erinnert, in dem es um die Meinungsfreiheit geht. Auf den Autos einiger Schüler habe ich Sticker mit der Aufschrift „Make America great again!“ gesehen.
Typisch für die Südstaaten ist auch die Gastfreundschaft. Mich überraschte die Höflichkeit der Bürger, und zwar von jedem, der mir begegnet ist. Einmal hat mir eine fremde Seniorin an der Supermarktkasse angeboten, Süßigkeiten für mich zu kaufen. Wir kamen ins Gespräch darüber, dass ihr Name „Miller“ aus dem Deutschen kommt und ihr Mann in Deutschland stationiert war. Sie gab mir noch den Tipp, sogenannte „Cracker Jacks“ zu probieren. Sie wollte mir die Packung mit Karamellbonbons kaufen, aber ich konnte sie gerade noch davon abhalten. Diese und viele weitere Begegnungen und Gespräche haben mich sehr beeindruckt.
Wiedersehen im nächsten Jahr
Anderthalb Monate nach meinem USA-Aufenthalt stand der Gegenbesuch von Ben in Deutschland bei uns zu Hause an. Er hat mit mir den Unterricht besucht. Wir haben auch Ausflüge gemacht. So waren wir zum Beispiel in Rothenburg ob der Tauber, im Porsche-Museum in Stuttgart und auf Schloss Neuschwanstein.
Wir hoffen, dass wir weiter in Kontakt bleiben, um diese transatlantische Freundschaft aufrechtzuerhalten. Ben plant, schon 2020 wieder nach Deutschland zu kommen. Wir beide haben sehr von dem Auslandsaufenthalt profitiert. Manche Vorurteile haben sich bestätigt. Viele konnten überwunden werden.