Kunst als Refugium, in dem wir das Recht haben, Dinge in Ruhe auf uns wirken zu lassen.“ So beschreibt Sarah Schrimpf ihre Ausstellung im Gaildorfer Rathaus. Sie trägt auch den Titel „Refugium“. Der Kunststudentin ist es wichtig, die Leute in dieser ungewöhnlichen Galerie anzusprechen: „Ich seh‘ was. Es gefällt mir. Ich mache mir meine eigenen Gedanken dazu. Wunderbar.“
Sie findet die Räumlichkeiten sehr schön. Kunst müsse nicht immer in einem normalen Format wie einer Galerie oder einem Museum präsentiert werden. „Kunst kann für mich auch gerne raus. Wenn jetzt ein Mensch vorbeiläuft, der seinen Personalausweis holt und sagt, die Ausstellung hat mir was gegeben, dann bin ich der glücklichste Mensch“, umschreibt Sarah Schrimpf, die in Gaildorf aufgewachsen ist, ihre Einstellung zur Kunst-Rezeption.
Keine Zufälle
Es ist Kunst für zwischendurch, aber nicht für nebenher. Die Bilder drängen sich dem Betrachter nicht auf. Die 27-Jährige studiert an der Akademie der Bildenden Künste in München und bietet durchweg Meditatives an. Sorgfältig arrangierte Kompendien in samtweicher Ausleuchtung erschließen sich nur bei längerer Betrachtung. So lässt die Serie zum „Ballett“ pedantisch verwirklichte Arbeitsprinzipien erkennen. Nichts bleibt dem Zufall überlassen.
Sowohl bei Aufnahmen in Schwarz-Weiß als auch in Farbe dient die Kamera lediglich als Objekt der Dokumentation eines subtil wirkenden Augenblicks, den es zu erhalten gilt. Bei alten Kameras, die sie verwendet, entwickelt Sarah Schrimpf die Bilder gerne auch selbst. Das intensive Erarbeiten künstlerischer Ausdrucksformen ist ihr wichtig. Auf eine aufwändige Nachbearbeitung digitaler Aufnahmen am Computer legt die 27-Jährige keinen großen Wert. „Es ist nur eine Standardbearbeitung, aber sonst versuche ich alles über das Licht zu erreichen.“ Ein nachträglicher Schnitt der Aufnahmen erfolgt nicht.
„Vielseitigkeit bewahren“
Ihr künstlerischer Weg wird wohl noch lange nicht zu Ende sein: Sarah Schrimpf will die Statik eines künstlerisch gestalteten Standbilds offensichtlich überwinden. Der Dokumentarfilm „Blütenlese“ über die jüdische Dichterin Selma Meerbaum-Eisinger, im Holocaust umgekommen, geht in diese Richtung. „Ich habe immer versucht, mir die Vielseitigkeit zu bewahren, weil das auch der Punkt ist, der Spaß macht. Aber es gab schon einen Übergang bei mir, die Bilder sind immer szenischer geworden.“
Die vielseitige Künstlerin, die im Frühjahr in München ihr Diplom machen will, hat inzwischen prägende Eindrücke in der internationalen Kunstwelt sammeln können. Bei Aufenthalten in Paris, Marseille, Krakau, London oder Lodz fand sie durchweg Anerkennung und künstlerische Bereicherung. Mit Unterstützung der Stadt Gaildorf und der Alexander-Tutsek-Stiftung war sie auch bei der Biennale in Venedig dabei.
Bei der Vernissage sagte Bürgermeister Frank Zimmermann: „Auf den ersten Blick mögen manche Fotografien etwas dunkel und rätselhaft erscheinen. Aber der Eindruck täuscht.“ Er riet den Besuchern zu einer längeren Betrachtung der Bilder, bei denen manches zu entdecken sei.
Musiker Richard Beißer aus Bühlertann ergänzte den Start der Ausstellung mit Saxofon und Klarinette, wobei die ausgezeichnete Umsetzung der gewählten Kompositionen zwischen Barock und Klezmer begeisterten Beifall erhielt. Die Ausstellung ist noch bis Ende November zu sehen.