Die Nerven sind angespannt bei Dieter Wahl. Er ist Betriebsrat bei Mah­le in Gaildorf. Dabei geht sein Blick zunächst nach Schwäbisch Gmünd. Beim dortigen Werk der Robert Bosch Automotive Steering GmbH sollen 1000 Stellen abgebaut werden – was auch mit dem technologischen Wandel in der Automobilindustrie zu tun habe. Nun erhielt der Betriebsrat des Gmünder Unternehmens vergangene Woche aber sensible Unterlagen zugespielt. In denen ist davon die Re­de, dass es konkrete Pläne ge­be, die Produktion der KFZ-Lenkung und die PKW-Produktion ins ungarische Maklar zu verlagern. Der Betriebsrat und die IG Metall haben daraufhin alle Gespräche mit der Bosch-Geschäftsleitung abgebrochen. Sie wollen Auskunft, was an diesen Plänen dran ist.

Betriebsrat fürchtet um die Substanz des Gaildorfer Standortes

Mit Sorgen blickt man bei Mahle in Gaildorf nach Gmünd. Erst vor kurzer Zeit hat Mahle die Schließung des Standortes Öhringen bekanntgegeben. Nun befürchtet der Gaildorfer Betriebsrat, dass dem Werk in der Schillerstraße nicht nur ein weiterer schrittweiser Personalabbau droht, sondern dass es in seinem Bestand gefährdet sein könnte.
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Ein wesentlicher Grund für diese Sorgen liegt in der Vergangenheit des Werkes, das 2009 noch 540 Mitarbeiter zählte. Durch die Schließung der Gießerei 2010 gingen rund 150 Arbeitsplätze verloren. „Es gab die Zusage der Geschäftsleitung, den Standort Gaildorf zu einem reinen Produktionsstandort mit neuen Produkten umzubauen“, erläutert der Betriebsratsvorsitzende Martin Maas. Der Standort Gaildorf wurde einziger Mahle-Standort für gebaute Nockenwellen im Nutzfahrzegbau. „Doch weitere Zusagen wurden nicht eingehalten“, so Dieter Wahl. „Es gab keine neuen Produkte, es gab keine zukunftsgerichteten Investitionen.“
Mittlerweile ist der Personalbestand auf 288 Mitarbeiter abgesunken, davon sind elf Auszubildende. Pro Jahr Jahr scheiden zwischen zehn und 15 Mitarbeiter aus, deutlich weniger rücken nach. „Die Personalplanung wird in Stuttgart gemacht. Diese Zahlen allein zeigen schon, dass die Größe der Belegschaft immer weiter zurückgeht“, rechnet Maas vor. Dieser Abbau gehe irgendwann an die Substanz und an die Struktur des Standortes in Gaildorf.
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Arbeitsplätze von Mahle könnten nach Indien und Polen gehen

Derzeit sind in Gaildorf die Bereiche Produktion, Planung (Engineering), Controlling, Personalwesen, Instandhaltung angesiedelt. Gaildorf hat zudem ein Alleinstellungsmerkmal im Mah­le-Konzern für den Muster- und Prototypenbau für gebaute Nockenwellen. Hergestellt werden Stössel, Ventilstellschrauben sowie Nockenwellen für PKW und Nutzfahrzeuge. Was dem Betriebsrat in Gaildorf nun Sorgen macht: dass es Pläne bei der Mahle-Geschäftsleitung gibt, einen Teilbereich der Stösselproduktion nach Indien zu verlagern, ein Teil der Rollenstösselproduktion und der Nockenwellen für Nutzfahrzeuge soll nach Polen gehen.
„Den Nockenwellen für Nutzfahrzeuge kommt hier Bedeutung zu“, sagt Wahl. Im Gegensatz zum Auto werde dort der Batterie-Elektroantrieb noch länger eine eher untergeordnete Rolle spielen. „Und so ist entscheidend, wo die Produkte für die Nutzfahrzeuge hergestellt werden.“ Im Dezember stehen Gespräche mit der Geschäftsleitung an. Entspannt dürften die nicht werden – auch weil Pläne der Geschäftsleitung nach außen drangen und zudem bekannt wurde, dass in Rumänien ein Werk aufgebaut wurde, um die Produktion des Mahle-Standortes Öhringen zu übernehmen.