Der 56-Jährige ist offen für Neues. Daher finden sich in seiner Biografie mehrere Episoden. Reiner Gauger wollte zweimal Bürgermeister werden: 2012 in seiner Heimatstadt Gaildorf, 2016 in Bad Ditzenbach. In beiden Fällen scheiterte er (siehe Info). Dafür war er in den 90er-Jahren Präsident des heutigen Fußballbundesligisten FC Augsburg. Der Kontakt kam über seinen Arbeitgeber, der beim damaligen Drittligisten Hauptsponsor war, zustande.
Ex-Nationalspieler Helmut Haller habe ihn für das Präsidentenamt ins Gespräch gebracht, erinnert sich Gauger, dessen eigene Fußballerkarriere in der Jugend des TSV Gaildorf endete. Mit dem angestrebten Aufstieg der Augsburger wurde damals nichts. Ein Jahr später war Gaugers Präsidenten-Karriere vorbei.
Marketing in Gaildorf betreut
Doch die Geschichte zeigt: Der studierte Wirtschaftsingenieur traut sich fast jede Aufgabe zu, und so schlägt er auch jetzt, mit Mitte 50, einen neuen Weg ein. Dass er noch nie als Wirtschaftsförderer gearbeitet hat, sieht er nicht als Nachteil. Als Inhaber einer Marketingagentur habe er viele Jahre eng mit der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken zusammengearbeitet und für diese unter anderem die Jobbörse „Students on Snow“ in einem Skigebiet organisiert. Auch das Stadtmarketing in Gaildorf habe er damals mit betreut. Die Themen eines Wirtschaftsförderers seien ihm vertraut. Als ehemaliger Selbstständiger kenne er zudem die Sorgen und Nöte eines Unternehmers.
2013 hat Gauger seine Agentur verkauft und sein bis dahin ehrenamtliches politisches Engagement zum Beruf gemacht. Fünf Jahre war er Bezirksgeschäftsführer der CDU Nordwürttemberg, anschließend acht Monate Hauptreferent beim CDU-Wirtschaftsrat. Hat ihn dort der Ruf seines Parteifreundes Frank Nopper erreicht? Gauger widerspricht: „Ich kannte OB Nopper nur vom Sehen.“ Auf die Stelle in Backnang habe er sich ganz normal beworben und das übliche Auswahlverfahren durchlaufen. Seine parteipolitische Vergangenheit will er am liebsten gar nicht groß thematisieren: „Für diese Aufgabe hat das eigentlich keine Relevanz.“ In Backnang tritt Gauger die Nachfolge von Ralf Binder an, der im Mai als Wirtschaftsförderer
zum Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald gewechselt war.
zum Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald gewechselt war.
Fokus auf schnelles Internet
Auf die Stelle in Backnang habe sich Gauger beworben, weil die Stadt viel zu bieten habe: „Backnang ist ein sehr interessanter Standort für Unternehmen“, findet der 56-Jährige, der in Kornwestheim wohnt. Die Stadt habe eine gute Verkehrsanbindung und im Vergleich zu anderen Städten auch noch ein relativ großes Angebot an Gewerbeflächen.
Wirtschaftsförderung sei eine Dienstleistung, erklärt der neue Mann im Rathaus. Seine Aufgabe sei es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Unternehmen eine positive Entwicklung am Standort Backnang ermöglichen. Schnelles Internet werde dabei immer wichtiger. „Ziel ist es, Breitband bis zum letzten Hof zu bringen“, erklärt Gauger.
Die nächsten Wochen und Monate will der neue Wirtschaftsbeauftragte nutzen, um möglichst viele Unternehmer in Backnang persönlich kennenzulernen. Gauger bezeichnet sich als Netzwerker: „Als Wirtschaftsförderer muss ich wissen, wo den Unternehmen der Schuh drückt.“
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Zweimal für Bürgermeisteramt kandidiert
Reiner Gauger wollte 2012 Bürgermeister seiner Heimatstadt Gaildorf werden, musste sich aber mit dem zweitbesten Ergebnis Ulrich Bartenbach geschlagen geben. Bartenbach selbst konnte das Amt aber nicht lange ausüben. Er kämpfte gegen den Krebs und trat 2014 von seinem Amt zurück. Gegen die heimtückische Krankheit kam er letztlich nicht an und verstarb im Januar 2016. Im Gaildorfer Rathaus beerbte ihn Frank Zimmermann, der im Juli 2014 im ersten Wahlgang zum neuen Bürgermeister gewählt wurde. Gauger trat damals nicht wieder in Gaildorf an, versuchte es aber 2016 in Bad Ditzenbach, wo er wieder nicht ins Amt gewählt wurde.