Um die Weihnachtszeit hebt auch „Ohser Chor“ die Stimme. Am Samstag und Sonntag absolvierten die 25 Sängerinnen und Sänger mit ihrem Chorleiter Jürgen Schneider ihre weihnachtliche Kurztournee durchs Limburger Land: ein Konzert in der Sulzbacher Michaelskirche, ein zweites in der Stadtkirche zu Gaildorf.
„Ohser“, also „unser“ Chor ist kein Vereinsgewächs, sondern ein Freundeskreis. Es sind Leute, die gerne singen, die, so will es die Fama, einst auf den Hochzeiten ihrer Freunde sangen, und, als dann alle unter der Haube waren, keinen Grund sahen, aufzuhören. Der Chor ist auch nicht nur singend unterwegs: das diesjährige Programm enthält das Bachsche Adagio BWV 974, für das Schneider zur Violine greift, und eine grausame Geschichte aus grausamen Zeiten.
Grausiges aus dem Ohrensessel
Friedemann Hausch hat sie sich ausgedacht, Reinhard Steuer nimmt in dem Ohrensessel Platz, der vor dem Altar aufgestellt ist, und liest vor. Die Geschichte spielt im 15. Jahrhundert und enthält viel Lokalkolorit, ist aber Fiktion. Der Name des Protagonisten, ein Pfarrer namens Ferdinand Meyer, weist den Weg: er habe sich an der Ballade „Die Füße im Feuer“ von Conrad Ferdinand Meyer orientiert, sagt Hausch.
Davor, dazwischen, danach Chorgesang aus allen Epochen. Das Programm ist ambitioniert, enthält Stücke zum vielstimmigen Schwelgen wie „Gabriellas Song“, aber auch komplexe, rhythmisch fordernde Kunstnummern wie das „Exsultate“ von Carl Jenkins. In Sulzbach hat der Chor auch Pech: im „Wintersong“ reiben sich die Stimmen am Klavier; der tapfer geführte Kampf der Tonarten kostet Leichtigkeit, man hört, spürt und sieht Irritation.
Beachtliche Solisten
Auch zwei Solisten kommen zum Einsatz: Katharina Hoßbach hat sich eigens von Mirjam Scheider, der ehemaligen Bezirkskantorin, „coachen“ lassen. Sie verfügt über ein beachtliches Stimmvolumen, die Kraft für lange Melodielinien und auch die Souveränität, die man für barocke Verzierungen benötigt. Auf der anderen Seite findet sich Bernhard Fürter, ein stimmgewaltiger „Soulman“ wie aus dem Bilderbuch und völlig auf den Ausdruck konzentriert.
Etwa eine Stunde dauert das diesjährige Programm „ohseres“ Chores, das in einem „Gloria“ zum Mitsingen und mit einer Zugabe endet. Die ist obligatorisch und mehr, sagt Schneider bedauernd in Sulzbach, als der Beifall nicht enden will, habe man auch nicht vorbereitet. Für „White Christmas“ fehlt nach Jahren der schneelosen Weihnachten ohnehin auch heuer der Anlass und wohl auch die Motivation: draußen schüttet’s.