Endlich Sonnenschein, endlich wieder duftende Blüten und endlich wieder Lust nach draußen zu gehen – hach, endlich Frühling! Pünktlich zu dieser Jahreszeit wird aber nicht nur die Natur aus dem Winterschlaf geweckt. Auch die Lebensenergie der Menschen steigt parallel zu den Temperaturen auf dem Thermometer nach oben hin an. Und ab einem gewissen Schwellenwert ist es so weit: Die Frühlingsgefühle kicken!
Hochgefühl im Hormonchaos
Der Hauptgrund für diesen überwältigenden Höhenflug sind laut Wissenschaftlern die Hormone. „Sobald die Temperaturen steigen und die Tage endlich wieder länger werden, zieht es viele Menschen verstärkt ins Freie. Das tut uns sehr gut, denn das Tageslicht regt die Produktion von Serotonin an. Zugleich wird die Bildung des Schlafhormons Melatonin gehemmt“, erklärt Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der Barmer. Und das sorgt schon fürs Kribbeln im Bauch? Nicht ganz, aber die Expertin ergänzt: „Beim Frühlingserwachen haben viele das Gefühl, aktiver zu werden und treffen dabei natürlich häufiger auf andere Menschen. Gleichzeitig werden durch die positive Stimmung unsere Sinne und Reize aktiviert, die das Kennenlernen fördern können.“ Bedeutet das aber, dass man sich jedes Jahr aufs Neue und ausschließlich im Frühling verliebt? Natürlich nicht. Dass das für den April typische Hormonchaos die Paarbildung beeinflusst, konnte bislang keine Studie belegen.
Und es hat „Zoom“ gemacht
Frühlingsgefühle hin oder her – die berühmt-berüchtigten Schmetterlinge im Bauch sind einfach eines der schönsten Gefühle der Welt. Selbst dann, wenn sie erst eine ganz schön lange Aufwärm-Phase brauchen, bis sie los flattern. Das können Sandra und Moritz Mendrzyk bestätigen. Bis es bei den beiden Hallern „Klick“ gemacht hat, vergingen zehn Jahre. „Wir haben uns beim Zwischenball vom Tanzkurs kennengelernt, da war ich 14 und Moritz 15 Jahre alt“, erinnert sich Sandra. „Unsere Tanzpartner an diesem Abend waren schon verschwunden. Da habe ich einfach Moritz gefragt, ob er nicht nochmal mit mir tanzen möchte.“ Und dann haben sie sich direkt ineinander verliebt? „Nein, wir haben uns aber gut verstanden und dann – nachdem unsere eigentlichen Tanzpartner den Sport an den Nagel gehängt hatten – als Tanzpaar nach dem Kurs weitergemacht“, berichtet Moritz. „Ich habe einfach die Tanzlehrerin direkt nach Moritz gefragt und als er ‚frei‘ war, sind wir zusammen durchgestartet“, erklärt Sandra. Sie war es dann auch, die die beiden für die Turniergruppe anmeldete.
Einige Jahre vergingen. Die beiden verbrachten sehr viel Zeit in ihrer Freizeit miteinander – sei es beim Tanzen oder beim Reitsport. Sandra reitet, seit sie zehn Jahre alt ist. „Natürlich wurden wir von Freunden und Verwandten immer wieder gefragt, was das bei uns ist“, sagt Sandra klar. „Bis wir dann selbst ins Grübeln geraten sind und uns gefragt haben: Warum sind wir eigentlich so gerne zusammen?“ Und dann fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen. Dass sie sich nur ein Jahr nach dieser Erkenntnis das Ja-Wort gaben, ist auch Sandras spontaner Art geschuldet. Silvester 2006 auf 2007 habe Moritz kurz nach Mitternacht ganz salopp gefragt, was denn im neuen Jahr anstehe. „Heiraten!?“, antwortete Sandra. Und Moritz stimmte grinsend zu.
Haben sie ein Erfolgsrezept? „Wir ergänzen uns in unserer Denkweise und unseren Interessen sehr gut, sind einfach ein super Team“, so Moritz. „Aber auch die Unterschiede machen es aus“, hakt Sandra ein. Moritz liebe etwa scharfes Essen, sie so gar nicht. „Und ich mache gerne Nägel mit Köpfen“, sagt die 48-Jährige. Und Moritz? Der stehe schmunzelnd daneben, zucke kurz mit den Schultern und mache sich gemeinsam mit seiner Frau auf den Weg ins nächste Abenteuer, wie etwa das Golfen, die jüngste Leidenschaft der beiden.
Liebe zwischen zwei Kontinenten
Abenteuerlich war auch das Kennenlernen von Viviane Sapucaia-Gunzenhauser und Jörg Gunzenhauser. Die 33-Jährige kommt aus Salvador in Brasilien, er ist in Weiler in den Bergen aufgewachsen. „Wir haben uns als Austauschstudenten in Trondheim in Norwegen zum ersten Mal gesehen“, berichtet der 34-Jährige. „Ein gemeinsamer Freund stellte uns vor. Er war auch Brasilianer, lebte mit Jörg zusammen und besuchte mit mir einige Kurse“, erinnert sich Vivi. Dass sie inzwischen verheiratet sind und sogar zwei kleine Kinder haben, damit hätten sie zu diesem Zeitpunkt niemals gerechnet. „Wir dachten, mit dem Austauschjahr endet auch unsere Beziehung. Als alle Vorlesungen vorbei waren, haben wir noch einen Trip nach Thailand unternommen“, so Jörg. In diesem Urlaub sei ihnen dann endgültig klar geworden, dass sie zusammengehören. Stellte sich lediglich die Frage, wo sie ihr gemeinsames Leben verbringen wollen. „Jörg hat dann erstmal seine Abschlussarbeit bei mir in Brasilien gemacht. Danach sind wir für den Master zusammen nach Aachen gezogen“, erläutert Vivi. Die finale Entscheidung, in welchem Land sie sich niederlassen, war für sie schlussendlich keine große Sache, denn „uns war es einfach nur wichtig, zusammen zu sein.“ Da sich Vivi in Jörgs Heimatort nahe Schwäbisch Gmünd aber sofort wohlfühlte, richteten sie sich dort ihr „Nest“ ein.
Fragt man das Ehepaar, was sie an sich gegenseitig schätzen, nennen sie die Liebe und das Vertrauen zueinander. „Wir passen aufeinander auf und sind ein Team.“ Aber es gibt auch Unterschiede: Während Vivi gerne ausschläft, ist Jörg ein Frühaufsteher. „Und zu Beginn unserer Beziehung beherrschten wir die Muttersprache des jeweils anderen nicht“, sagt Vivi lachend. Das hat aber allem Anschein nach nichts ausgemacht. Die „Sprache der Liebe“ funktioniert meist doch eben auch ganz ohne Worte.
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Mehr über das Verliebt-sein
Dauerhaft verliebt sein hält der Körper nicht aus, denn Liebe ist für ihn wegen der „Emotionsspirale“ und den vielen Hormonen ganz schön anstrengend. Sind wir verliebt, schütten wir haufenweise Dopamin, Adrenalin, Testosteron und Serotonin aus.
Die Nase entscheidet im Hormonchaos mit. Pheromone sind sogenannte Sexualbotenstoffe und gelangen über die Luft zur Nase des Partners. Wenn wir also jemanden „nicht riechen können“ zeigt uns sein Geruch, dass er nicht zu uns passt. Meist bedeutet das übrigens gleichzeitig, dass er uns genetisch zu ähnlich ist.
Verliebte sind happy, fast ohne „Glückshormon“. Merkwürdigerweise fehlt frisch Verliebten das Serotonin fast völlig. Ihr Serotoninspiegel ist so niedrig, wie bei psychisch Kranken. Nach gewisser Zeit normalisiert sich ihr Hormonspiegel wieder.
Quelle: www.planet-wissen.de