Man stelle sich einen kleinen Jungen vor, der in Zimmermannskluft, mit stolzem Gesicht und an der Hand des Großvaters durch den Betrieb marschiert. Gut 25 Jahre später sitzt Michael Noller in weißem Hemd und dunklem Sakko als Geschäftsführer in seinem eigenen Büro.
Alles um ihn herum ist schwarz und weiß, schmucklos, minimalistisch. Lediglich der Holzboden könnte den Beweis dafür liefern, dass Fertighaus Weiss ein Holz verarbeitender Betrieb ist. Als Arbeitsgerät dient der PC, ergänzt durch einen großen Monitor an der Wand. Die Fensterflächen geben den Blick frei auf weite Wiesen und den nahe gelegenen Wald. Dort hat der inzwischen 31-jährige Michael Noller mit den Nachbarskindern provisorische Lager gebaut. Heute dreht sich in seiner Arbeitswelt alles um topmodern konzipierte, schlüsselfertige Häuser. Andere Berufswünsche hatte er nie. Er wusste schon früh, dass er später einmal im Familienbetrieb arbeiten würde. Sein Weg war vorgezeichnet.
„Alle in meiner Familie waren oder sind Zimmerer“, bemerkt Michael Noller, und er ist auch ein bisschen stolz auf diese Familientradition. Aus Liebe zum Holzhandwerk gründete Josef Weiss im Jahr 1881 die Zimmerei Weiss und legte damit den Grundstein für das Unternehmen. Sein Sohn Karl und wiederum dessen Sohn Karl bauten das Marktsegment Hausbau weiter aus. Seit 29 Jahren führen Christel Noller, die Tochter von Karl Weiss jr., und ihr Mann Hans Volker Noller gemeinsam den Betrieb.
Die rasante Entwicklung spiegelt das inzwischen riesige Firmengelände im Oberroter Ortsteil Scheuerhalden wider. Aktuell sind annähernd 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verwaltung, Produktion und Außendienst beschäftigt. „Zum 1. Januar 2017 ist unser Sohn Michael in die Geschäftsführung des Unternehmens bestellt worden“, teilten Christel und Hans Volker Noller kürzlich der Öffentlichkeit mit. Somit sitzt nun die fünfte Generation mit im Boot und zugleich am Ruder.

Seit 2014 im Unternehmen

Michael Noller ist Technischer Leiter, und zudem verantwortlich für den Bereich Marketing. Er kennt den Betrieb in- und auswendig, ist quasi mittendrin aufgewachsen. Das Büro der Mutter war sein Spielplatz, an der Seite des Vaters lernte er später alle betrieblichen Abläufe kennen. Nach Schuljahren in Oberrot, Gaildorf und einem Schweizer Internat, dem BWL-Studium in Heidelberg, einer Zimmererlehre und der Meisterschule in Stuttgart stieg er 2014 ins Unternehmen ein.
Schon nach einer kurzen Einarbeitungszeit wurden Michael Noller wichtige Aufgaben übertragen. „Spannend“ nennt er seine Arbeit. Als Praktiker wisse er um die Arbeitsprozesse in der Produktion, aber auch, was draußen auf den Baustellen passiert. Wie das Produkt funktioniert, was sich wie umsetzen lässt und welche Auswirkungen das hat.  Er habe schon den Hof gekehrt, erzählt er weiter, mit den Malern gestrichen oder im Regen Häuser aufgestellt. Er kenne so ziemlich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und ein gutes Betriebsklima sei ihm sehr wichtig.
Sein Blick ist permanent in die Zukunft gerichtet. Ihn beschäftigt, wie das Smart Home, das vernetzte Haus von morgen, oder der Häusermarkt in einigen Jahren aussehen könnte. Oder wie sich handwerkliche Tradition optimal mit Fortschritt verbinden lässt. Was er nicht kennt, das ist ein geregelter Acht-Stunden-Tag. Fast immer sitzt er morgens um 7 Uhr an seinem Arbeitsplatz und verlässt ihn selten vor 18 Uhr.

Tradition beibehalten

Momentan wohnt er noch in einem früheren Musterhaus in Hohenhardtsweiler, doch das soll sich in absehbarer Zeit ändern. Die Großeltern hatten ihr Zuhause gleich neben dem Betriebsgelände, die Eltern wohnen da, und er will auch diese Tradition beibehalten.
Derzeit durchlebt Michael Noller allerdings eine wahre Leidensphase. Als treuer VfB-Fan bangt er darum, ob seinem Lieblingsverein der Wiederaufstieg in die Bundesliga gelingt. Skifahren zählt zu seinen Hobbys, außerdem ist er Mitglied beim Club Round Table 101 in Schwäbisch Hall. Und der Unternehmerspross ist absolut bodenständig. Zwar fahre er auch gern mal in eine größere Stadt oder besuche seine Schwester Michaela in Berlin, sagt er, aber dann sei er auch wieder froh, daheim zu sein. Er mag die ländliche Umgebung, die Wiesen, den Wald.
 Als höflicher, aufgeschlossener und freundlicher junger Mann dürfte er der Traum aller Mütter von Töchtern im heiratsfähigen Alter sein. Doch ist er bereits vergeben und will – ganz traditionell – in absehbarer Zeit eine Familie gründen.