Zum Telefonieren hat Dr. Elisabeth Koerber-Kröll, Vorsitzende der Kreisärzteschaft, dieser Tage kaum Zeit. „Das Wartezimmer ist überfüllt“, erklärt die Sprechstundenhilfe. Fast alle Patienten, die die Haller Hausarztpraxis aufsuchten, litten an Erkältungskrankheiten. Kurz vor Mittag ergibt sich doch noch ein Gespräch mit der Ärztin. „Von einer Grippewelle will ich nicht sprechen. Eher von einer sehr ansteckenden Erkältungswelle“, sagt Koerber-Kröll. Die sei für die Winterzeit üblich. Sie schätzt, dass etwa nur fünf Prozent der Patienten tatsächlich eine Influenza mit hohem Fieber hätten. Nur in seltenen Fällen werde das bei Risikopatienten mit einer Blutentnahme überprüft. Wer an Grippe oder Erkältung leide, solle sich auskurieren und zu Hause bleiben, um die Kollegen nicht anzustecken.

Lehrer wieder gesund

Wie heftig die Erkältungswelle in Schulen zuschlagen kann, zeigte sich in der vergangenen Woche unter anderem an der Grundschule Eutendorf-Ottendorf im Limpurger Land. Dort waren von neun Lehrkräften sechs erkrankt und konnten keinen Unterricht erteilen. Auch viele Schüler fehlten krankheitsbedingt. Seit Montag kann die kommissarische Schulleiterin Dagmar Spohn-Jakob aufatmen. „Alle Kollegen sind wieder da“, freut sie sich. Auch wenn einige noch gesundheitlich angeschlagen wirkten. „So etwas habe ich in etwa 40 Jahren im Schuldienst noch nicht erlebt“, erklärt Spohn-Jakob. Trotz der Erkrankungen der Kollegen hätten die Kinder, die gekommen seien, in der Schule betreut werden können. Das sei auch mit dem Schulamt so abgesprochen gewesen.
Auch in anderen Schulen im Kreis kommen aus Klassen mit 30 Schülern mitunter weniger als die Hälfte zum Unterricht.

Höhepunkt noch nicht  erreicht

Dr. Eva König, die Leiterin des Gesundheitsamtes im Land-
ratsamt, spricht von insgesamt 162 Grippekranken, die von Januar bis zum 13. Februar dieses Jahres  registriert sind. Im gesamten Vorjahr waren es 143 Fälle, 2015  immerhin  208 Fälle. „Der Höhepunkt der Influenza ist noch nicht überschritten“, so die Leiterin des Gesundheitsamtes. Todesfälle wegen Influenza gebe es im Kreis nicht. Regionale Ausbreitungsschwerpunkte kann sie nicht erkennen. „Übertragen wird das Virus von Mensch zu Mensch über Tröpfcheninfektion. Charakteristisch für eine echte Virusgrippe ist der plötzliche Beginn mit schwerem Krankheitsgefühl und hohem Fieber. Als gefürchtete Komplikation kann eine Lungenentzündung auftreten“, erklärt Dr. König.
Es ist immer noch sinnvoll, sich impfen zu lassen, rät die Expertin. Allerdings benötige der Körper danach zehn bis 14 Tage, um einen Impfschutz aufzubauen. Insbesondere sollten sich alle Personen schützen, die durch Kontakt zu vielen Personen ein erhöhtes Ansteckungsrisiko hätten oder die gefährdete Personen in ihrem nahen Umfeld anstecken könnten: medizinisches Personal, Personal in Pflegeeinrichtungen und in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr, beispielsweise Busfahrer und  Lehrer.
Im Rathaus Crailsheim liegt der „Krankenstand im Verwaltungsbereich jahreszeitlich bedingt im üblichen Rahmen“, erläutert Ruth Ley, Zentrale Dienste im Rathaus. Bei Krankmeldungen könne der Arbeitgeber nicht beurteilen, ob die Mitarbeiter Grippe hätten. Mona Schneider, Leiterin des Fachbereichs Bildung und Familie im Crailsheimer Rathaus, sieht es so: „In den Kitas konnten wir mit Vertretungen den Betrieb gewährleisten. Dies lag auch daran, dass nicht nur das Personal, sondern auch die Kinder erkrankt sind und damit die Gruppen kleiner waren als üblicherweise. In der Schulkindbetreuung hatten wir ebenfalls krankheitsbedingte Ausfälle, die aber durch Vertretungskräfte und Schule aufgefangen werden konnten.“ Einzig das Mittagessen habe am 3., 6. und 7. Februar für vier Schulen abgesagt werden müssen, da diese von einer zentralen Küche versorgt werden, in der das Personal erkrankt sei.
In der Verwaltung der Stadt Hall gibt derzeit keine größeren Personalausfälle, weiß Pressesprecherin Franziska Hof. Die Krankenstände würden bedingt durch den hohen organisatorischen Aufwand allerdings auch nicht erfasst.

Krankenkasse DAK schaltet heute Telefon-Hotline

Angesichts der Grippewelle,  so teilt die DAK-Gesundheit im Landkreis Schwäbisch Hall mit, schaltet die Krankenkasse für heute, Mittwoch, eine Telefon-Hotline rund um das Thema Grippe. Wie kann man vorbeugen? Ist die Impfung noch sinnvoll? Wie unterscheidet sich die echte Grippe von einer Erkältung? Medizinische Experten beraten heute zwischen 8 und 20 Uhr. Das Serviceangebot unter der kostenlosen Rufnummer  0 80 01 11 18 41  können Versicherte aller Krankenkassen nutzen.
Experten vermuten, dass sich die Grippe in den nächsten Wochen weiter ausbreiten wird. „Die Influenza oder echte Grippe sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen“, warnt Andree Rump, Chef der DAK-Gesundheit in Schwäbisch Hall. „Besonders für ältere Menschen und Schwangere kann die Infektion gefährlich werden.“