Wie wird der ehemalige Rektor des Gymnasiums bei St. Michael, der im Verwaltungs- und Finanzausschuss sitzt, den Kurswechsel seines Nachfolgers benoten? FDP-Stadtrat Thomas Preisendanz hört den Ausführungen von Frank Nagel aufmerksam zu.  Latein soll als dritte Fremdsprache durch Italie­nisch ersetzt werden. Preisen­danz urteilt: „Ich stimme dem Kollegen Nagel absolut zu.“ Italie­nisch sei eine gute Wahl. Denn das Angebot müsse auch gut ankommen. Bei den Sprachen tobe „ein ewiger Kampf um Schüler.“
Doch warum wendet sich das Gymnasium bei St. Michael von der traditionellen Sprache der humanistischen Bildung  tendenziell ab. „Die Mindestzahl für Latein von acht Schülern kam oft gar nicht zustande“, berichtet Nagel über das Angebot ab Klasse 8.
Latein ist weiterhin wählbar. Denn die erste Fremdsprache bleibe in Klasse 5 Englisch. In der 6. Klasse steht die Entscheidung zwischen Latein oder Französisch an. Als dritte Fremdsprache kann bald Italienisch oder Französisch gewählt werden.
CDU-Fraktionssprecher Ludger Graf von Westerholt zeigt sich irritiert: „Ein großer Teil der Welt spricht Spanisch. Doch Sie wählen Italienisch?“ Nagel: „Wären wir die einzige Schule am Ort, hätten wir das gemacht. Spanisch haben wir aus Respekt vor dem Angebot am Erasmus-Widmann-Gymnasium nicht gewählt.“ Ein Vorteil für Hall: Die Auswahl der Sprachen an den beiden allgemeinbildenden Gymnasien, die neben Waldorf- und Berufsschulen zum Abitur führen, werde erhöht.
OB Pelgrim hakt nach: „Warum nicht Russisch oder Chinesisch?“ Russisch sei nicht gewählt worden, weil die Erfahrung zeige, dass diese Sprache meist nur von Muttersprachlern gewählt werde. Chinesisch sei zu schwer. Ein Gymnasium in Heidenheim, eines von zwei im Land, hätte zwar einen Kurs zustande gebracht. Doch bereits während des Schuljahrs gab es drei Anträge zum Sprachenwechsel. Wann die Umstellung in Hall auf Italienisch kommt, sei offen. Das Ministerium muss zustimmen.
Viel Lob gibt es beim zweiten Profil, das im Gymnasium bei St. Michael geschärft werden soll. Dem Fach Informatik, Mathematik und Physik  (IMP). Statt einer dritten Fremdsprache kann es ab Klasse 8 gewählt werden. Frank Nagel will damit ein Erfolgsmodell ausweiten: „Informatik in Klasse 10 wird bereits von 60 Schülern gewählt.“
„Wie sieht es bei euch mit der Hardware aus?“, will Damiana Koch, fraktionslose  Stadträtin wissen. „Ich habe gehört, es gibt Computer, die 20 Minuten zum Hochfahren benötigen.“ Pelgrim versichert, dass im Rahmen der 9 Millionen Euro, die in den nächsten Jahren in die Modernisierung des Schulgebäudes gesteckt werden, auch neue Computer drin sind. Alle Stadträte stimmen der Profilerweiterung zu.

Schüler greifen vermehrt zum Pinsel

Noch schneller als den Änderungen im Gymnasium bei St. Michael stimmen die Stadträte den Neuerungen am Erasmus-Widmann-Gymnasium zu. „Jeder hat seinen Fokus und versucht seine Schule gut zu positionieren“, erläutert Rektor Ralph Schröder. Er freut sich, dass an seiner Schule weiterhin der Schwerpunkt Spanisch konkurrenzlos bleibt. „Das Angebot wird angenommen.“
Einer von dann dreizehn Schulstandorten mit dem Profil Kunst könnte ab dem Schuljahr 2019/2020 in Schwäbisch Hall sein. Das Erasmus-Widmann-Gymnasium will sich mit diesem Profilfach ein Alleinstellungsmerkmal schaffen. Es soll dauerhaft als dritte Wahlmöglichkeit neben dem sprachlichen und naturwissenschaftlichen Zug in den oberen Klassenstufen bestehen bleiben.
Auf zehn eng beschriebenen Seiten hat Rektor Schröder dargelegt, warum gerade sein Gymnasium für das Profilfach Kunst in Frage kommt. Kurz gesagt: Es wird jetzt schon viel Wert auf den musischen und den künstlerischen Bereich gelegt. Einige Projekte sind schon gelaufen. Zudem bestehen Kooperationen mit Einrichtungen aus diesem Bereich in der Kulturstadt Hall. Das kommt im Ausschuss gut an.