Die jährliche Bürgerversammlung in Fichtenberg stieß trotz brisanter Themen nur auf verhaltenes Interesse in der Einwohnerschaft. Die Diskussionen zwischen den eingeladenen Fachleuten und den Bürgern verliefen sachlich.
Mit dem Rückbau des mechanischen Stellwerks im Bahnhof Fichtenberg will die Bahn im Zugverkehr auf der Murrbahn eine technische Lücke schließen. Die neue moderne Betriebstechnik soll die Leistungsfähigkeit optimieren und die Sicherheit erhöhen, erläuterte Jürgen Kässmann von der „DB E&C“, die für die Planungen der Bahnanlagen zuständig ist. Zum Rückbau der mechanischen Technik gehört auch der Austausch der Tafelsignale gegen Lichtsignale. Signal- und Stellwerktechnik werden dann künftig von der Fahrdienstleitung im Bahnhof Murrhardt gesteuert.
Den Wunsch der Gemeinde und vieler Bahnkunden, den Fahrgästen auf Gleis 1 einen barrierefreien Ein- und Ausstieg bei den Zügen zu ermöglichen, hielt Kässmann nicht für umsetzbar. Es wäre ein Ausbau der Bahnanlage notwendig, damit die Züge überhaupt und mit entsprechender Geschwindigkeit auf Bahnsteig 1 einfahren könnten. Weichen, Signale, Oberleitungen und die Brücke über die Rot müssten umgebaut werden. Geschätzter Kostenpunkt: zehn Millionen Euro.
Ein verbesserter und barrierefreier Zugang zu Gleis 2 anstelle der unappetitlichen und übelriechenden Unterführung am Bahnhof ist ebenfalls nicht in Sicht. Madeleine Hempel von der DB Netz hatte sich vor dem Besuch der Bürgerversammlung bei der zuständigen Bahngesellschaft „Stationen und Service“ kundig gemacht – und erfahren, dass dazu kein Projekt in Planung sei.
Die Frage, was mit der mechanischen Stellwerkstechnik im Bahnhof Fichtenberg nach der Umstellung auf den modernen Betrieb geschehen soll, gab Bürgermeister Roland Miola an die Versammlungsteilnehmer zurück. Miola plädierte für den Erhalt des Stellwerks im Bahnhofsgebäude, das zwischenzeitlich von der Gemeinde erworben wurde. Es hätte durchaus seinen musealen Reiz, das Stellwerk ebenso wie das Stellwerksgebäude am früheren Bahnübergang in der Hauptstraße als Anschauungsobjekt zu erhalten.
Der Bürgermeister erinnerte an die Bedeutung der Bahnlinie für die Rottalgemeinde: „Unser gutes Leben hier ist mit dieser Bahnlinie eng verbunden!“ Dafür erntete er allgemeine Zustimmung in der Versammlung.