Am Schenk-von-Limpurg-
Gymnasium in Gaildorf wird seit vielen Jahren in einer Arbeitsgemeinschaft das Fach Chinesisch unterrichtet. Wohl auch durch die kompetente und freundliche Art der Lehrerin Frau Wacker aus Heilbronn und durch die Aussicht, über diesen Weg Kontakte nach China zu bekommen, hatte dieser Unterricht einen regen Zulauf. Um die Sprache anzuwenden und das Land kennenzulernen, wurden bisher lediglich Studienreisen angeboten. Die Gaildorfer Schüler hatten in China Schulbesuche, Fabrikbesichtigungen, Sightseeing und auch Kontakte zu Familien auf ihrem Programm. Ein Gegenbesuch von chinesischen Schülern kam in der Vergangenheit jedoch nicht zustande. Trotzdem weiß man schon von ersten Erfolgen in der Ausbildung einiger Schüler zu berichten. Sie haben sich beim Studium erfolgreich im Fach Sinologie eingeschrieben und ihre Kenntnisse über Sprache und Kultur in China verbessern können.
Dieses Jahr ist nun alles etwas anders: Am Dienstag landeten 34 chinesische Jungen und Mädchen im Alter von 16 bis 18 Jahren am Frankfurter Flughafen. Mit vier Begleitlehrern und einer Dolmetscherin besuchen sie eine Woche lang das Gaildorfer Gymnasium. Schwerpunkte in dieser Woche sind der Unterricht in verschiedenen Fächern, der Besuch des Gaildorfer Floßfestes sowie eine Fahrt nach Stuttgart ins Daimler-Museum und in die Staatsgalerie. Natürlich gehören auch in Schwäbisch Hall Informationen über die Comburg, die  Michaelskirche und den Marktplatz zum Programm, das überwiegend von Lehrer Günter Engel und seiner Kollegin Erika Theil erarbeitet wurde. Nach einer Woche werden die Gäste auf Deutschlandtour gehen, um dabei noch einiges über ihr Gastland zu erfahren.
Die Jungen und Mädchen aus Fernost besuchen die Wenlin
Xinhe High School in der Stadt Wenzhou, die zur Provinz Zhejiang gehört – etwa 500 Kilometer südlich von Shanghai. An dieser Schule werden rund 2000 Schüler unterrichtet, alle im Alter von 16 bis 18 Jahren, was unserer gymnasialen Oberstufe entspricht. Alle chinesischen Jugendliche kommen in Gaildorf  bei Gasteltern unter und erleben so mit ihren Austauschpartnern die Kultur und Lebensweise in Deutschland hautnah. Zum Mittagessen trifft man sich meist in der Mensa des Schulzentrums.

Wichtige Unterstützung

Gymnasium und Realschule ist es gelungen, dieses Projekt für alle Schüler zu öffnen. So nehmen an dem Austauschprogramm zehn Schüler aus Klasse 8 und 9 der Realschule und 23 Schüler der Klassen 8 bis 10 des Gymnasiums teil. Die Bürgerstiftung Gaildorf unterstützt diesen Austausch finanziell kräftig und fördert damit nicht nur jedes einzelne Kind, sondern auch die Beziehungen zwischen beiden Ländern. Und ganz nebenbei wird auch die Kooperation beider Gaildorfer Schulen gefördert. Jeder Austauschschüler hat einen Partner aus China und wird diesen dann beim Gegenbesuch wiedersehen, für den die Reise vom 27. Oktober bis zum 10. November nach China geht. Nur Schüler, die die Chinesisch-
AG sowohl im Anfänger- als auch im Fortgeschrittenenkurs besuchten, kamen bei der Auswahl zum Zuge. Der Austausch soll nicht
als Urlaubsreise fungieren, sondern der Weiterentwicklung der bisherigen Sprachkenntnisse dienen.
Am Mittwoch wurden die chinesischen Lehrer und Schüler im Wurmbrandsaal des Alten Schlosses von Bürgermeister Frank Zimmermann willkommen geheißen. Er erläuterte den Gästen kurz die Stadtgeschichte. Die Schüler spendeten auch höflich Beifall, als sie erfuhren, dass Gaildorf mit etwa 12 000 Einwohnern die drittgrößte Stadt im Landkreis ist – sie selbst kommen nämlich aus einer für chinesische Verhältnisse eher kleinen Stadt mit etwa 1,3 Millionen Einwohnern. Seine Ausführungen über den Wald rund um Gaildorf, der einerseits einen hohen Freizeitwert hat, andererseits in der damit verbundenen Holzindustrie für viele Arbeitsplätze sorgt, interessierte alle sehr. Erstaunt waren die Schüler darüber, dass es viele Arbeitsplätze im Bereich Maschinenbau gibt.
Sehr positiv äußerte sich Zimmermann über den Sinn des Schüleraustauschs. Das Entdecken und das Kennenlernen anderer Kulturen bereite alle Schüler auf das Leben vor. Er dankte der Bürgerstiftung mit ihrem Mäzen Gerhard Schick und dem Lehrer Günter Engel mit seinen Mitstreitern, dass sie alle Hindernisse zwischen Gaildorf und Peking für diesen Austausch beiseite geräumt haben. Besonderes Lob fand er für die Gasteltern, die für die Austauschschüler ein gutes Heim bieten und ohne deren Engagement dieses Projekt nicht durchführbar wäre.
Als Vertreter der chinesischen Lehrer bedankte sich Cai Chunyou bei seinen Gastgebern. Alle sind froh, dass ein Gedankenaustausch und eine Kommunikation untereinander stattfinden kann. In der kurzen Zeit seit ihrer Ankunft haben die Gäste Gaildorf als freundliche, dynamische Stadt kennengelernt und fühlen sich schon wie zu Hause. Er gab der Hoffnung Ausdruck, dass eine Freundschaft zwischen Deutschland und China und den Schülern beider Staaten aufgebaut werden kann. Seine Worte beendete er mit der chinesischen Weisheit „Auch wenn gute Freunde weit voneinander leben, bleiben sie im Herzen nahe.“
Sowohl die Erläuterungen von Frank Zimmermann als auch die Dankesworte von Cai Chunyou wurden in charmanter Weise gekonnt von der chinesischen Dolmetscherin Gu Yu übersetzt.