Man fühlt sich fast in die Zeit nach dem Krieg versetzt. Das Geld ist nichts mehr wert, die Produkte des täglichen Gebrauchs sind Mangelware, aber auf dem Schwarzmarkt gibt es alles und reichlich.
Nun hat das Geld seinen Wert nicht verloren und eigentlich herrscht auch kein Mangel, doch die Hamsterkäufe gehen weiter. Viele Geschäfte geben die Ware nur noch in handelsüblichen Mengen ab. Damit dies im Gegensatz zu den vergangenen Wochen auch ohne größere Auseinandersetzungen klappt, patrouilliert mittlerweile in einigen Geschäften ein Sicherheitsdienst zwischen den Klopapier-Paletten und den Kassen. In Hanau und im Landkreis Marburg-Biedenkopf dürfen Waren nur noch in haushaltsüblicher Menge an die Kunden abgegeben werden.
Kunden fahren in Gaildorf von Supermarkt zu Supermarkt
Nun fehlt es allerdings nicht an Einfallsreichtum, wie man diese Anti-Hamster-Regelung leicht umgehen kann. Zu beobachten war dies am Samstag in Gaildorf. Da werden zunächst in einem Discounter kurz nach 7 Uhr zwei Pack Toilettenpapier und zwei Pack Küchenrollen gekauft und im Auto verstaut, ehe die Fahrt zum nächsten und übernächsten Markt geht. An der Station vier angekommen, wird dann das noch im Auffüllen befindliche Regal um zwei weitere Pack Toilettenpapier erleichtert. Mehr geht nicht, da mit der anderen Hand mindestens zehn Packungen an Fertigsuppen umklammert werden – kein Einzelfall.
Was macht man mit solchen Mengen an Toilettenpapier – wird so mancher fragen, vielleicht die Niederländer oder Franzosen. Die haben Cannabis und Rotwein gehortet, ehe an den Geschäften der Rollladen runter ging. Ein Blick ins Internet zeigt einen Weg, den das Toilettenpapier und auch Desinfektionsmittel nimmt: 20 Fläschchen Desinfektions-Spray mit jeweils 100 ml gingen gestern für 177 Euro über den Tisch. Und der private Verkäufer aus Bremen, der sonst Kinderkleidung anbietet, hat bereits den nächsten Karton eingestellt. Für 8 Rollen dreilagiges Aldi-Klopapier wird bei Ebay 31,50 plus 5,50 Euro Porto bezahlt, für Zewa „Premium fünflagig“ 12 Rollen 44,50 Euro plus 6 Euro Porto. Wohl nicht nur der Franzose bei seinem Glas Rotwein oder der Holländer beim Anzünden seines Joints kommen da aus dem Staunen noch heraus.