Es gab schon einige Hamsterkäufe“, sagt ein Mitarbeiter an der Kasse eines Supermarkts. Man kann ihn kaum verstehen: Er trägt einen Mundschutz. Ein Gemüsestand wird auf dem Haller Wochenmarkt am Samstag nahezu leer gekauft. In einzelnen Supermärkten bilden sich öfters längere Schlangen. Ein Gerücht macht in WhatsApp-Gruppen die Runde: Das Kaufland schließt. Doch der Supermärkte in der Stadtheide hat offen. Das ist am Samstag vor Ort deutlich zu erkennen. Ein Haller, der dort einkauft, berichtet: „Ein Schild am Eingang weist darauf hin, dass Kaufland weiterhin offen hat und alles nur eine Falschmeldung in den sozialen Medien war.“
Massenhaft Nahrung
Neben diesen verstörenden Beobachtungen und Gerüchten gibt es auf dem Boden der Tatsachen einige handfeste Fakten festzustellen: Geld kommt genügend aus den Automaten der Banken. „Am Freitag bei Rewe gab es alles“, sagt eine Hallerin auf dem Markt. „Norma verkauft auch heute noch Klopapier“, meint eine andere. Einzelne Regale in Discountern sind vielleicht kurzzeitig ausgedünnt. Das, was Lidl-Deutschland auf Nachfrage der Zeitung versichert, trifft wohl auf alle Supermärkte zu: Fehlt ein Produkt, ist es in den nächsten Tagen wieder vorrätig. So haben es die Schwäbisch Haller auch schon vor einer Woche erlebt, als die Regale nach den ersten Hamsterkäufen wieder aufgefüllt wurden. Wenn gleichzeitig alle bestimmte Produktgruppen wie Klopapier, Mehl und Nudeln kaufen, weicht das vom üblichen Nachfrageschema ab und die Supermärkte müssen ihre Angebotsmenge regulieren – was ihnen bisher immer gelang.
Auffällig ist dabei: Billigmehl und Billignudeln sind im Rewe-Markt in der Innenstadt am Samstag nahezu ausverkauft, während die gesünderen und teureren Sorten noch reichlich vorhanden sind.
Dabei könnte eine Lösung bei potenziellen Problemen in globalisierten Lieferketten der Kauf von lokalen Produkten sein. Die findet man auf dem Haller Wochenmarkt.
„Es gibt eine ähnlich hohe Nachfrage wie vor Feiertagen, nur ohne Festtagsstimmung“, sagt Armin Stutz. Der Sprecher der Marktleute und CDU-Stadtrat verkauft Eier und Nudeln. Er will nicht von Hamsterkäufen sprechen. Stutz will aber beobachtet haben, dass sich Kunden vermehrt bevorraten.
„Wir haben noch genug“, versichert er. Elke Fromm am Apfelstand meint: „Wir haben tonnenweise Obst im Lager.“ Das Coronavirus ist Marktgespräch Nummer eins. Man sieht so gut wie keine Menschen mehr, die sich die Hand geben. Das bestätigt auf Nachfrage auch die Stadtverwaltung am Freitag. Der Verkauf findet unter freiem Himmel statt, die Menschen können Abstand halten. „Wir haben fließend Wasser und Seife an den Ständen“, sagt Armin Stutz.
Hamsterausleihen sind hingegen am letzten Öffnungstag der Bibliothek zu beobachten. Stapelweise werden Bücher und Filme abtransportiert. Einige Kinder und Jugendliche rennen noch in den letzten Minuten vor der Schließung durch die Stockwerke. So viel Bildungshunger war selten.
Lesestoff geht nicht aus
Das Interesse an der Stadtbibliothek sei an sich toll. „Mit so einem Ansturm haben wir aber nicht gerechnet“, sagt die stellvertretende Bibliotheksleiterin Dorothea Lebrecht. Das Personal hatte alle Hände voll zu tun, um dem Ansturm gerecht zu werden. Die Mitarbeiter würden nun in der fünfwöchigen Schließzeit Überstunden abbauen und alle liegengebliebenen Aufgaben abarbeiten. Ganz so leergeliehen ist die Bibliothek auch wieder nicht: Die Regalbretter in der Kinderbibliothek sind alle immer noch halbvoll. Auch hier wäre wie bei den Nahrungsmitteln auf dem Markt noch Lesefutter übrig.