Eigentlich können Sie das Gleiche schreiben wie letztes Jahr“, scherzt der gut gelaunte Marcus Meyer gestern bei der Bilanzpressekonferenz des Hohenloher Kultursommers im Landratsamt in Künzelsau. Klar, die Zahlen variieren ein wenig. Doch die charmant-lockere Äußerung ist auch charakteristisch: Denn der Kultursommer ist ein Festival von großer Beständigkeit. Dennoch bleibt das Programm nicht starr, sondern entwickelt sich immer weiter und nimmt Impulse auf.
22 Mal „ausverkauft“
Im Mai hat die diesjährige Festivalauflage vor vollbesetzten Reihen im Rittersaal auf Schloss Neuenstein begonnen. Und für den musikalischen Schlusspunkt der Saison am kommenden Sonntag meldet Kultursommer-Chef Meyer erneut „ausverkauft“ – übrigens zum 22. Mal in dieser Spielzeit. Knapp 13 500 Besucher kamen zu insgesamt 72 Veranstaltungen. Das sind zwar sechs Konzerte mehr und 900 Gäste weniger als 2016, allerdings war der Kultursommer damals auch mit publikumsträchtigen Angeboten auf der Landesgartenschau in Öhringen präsent.
Mit der Verpflichtung bekannter Künstler für große Säle könnte man durchaus die 15 000er-Marke knacken. „Aber wir machen ein Programm in der Region“, und dies werde von den Besuchern geschätzt, auch von jenen, die aus dem Umkreis von einer bis eineinhalb Autostunden stammen.
Insgesamt erreicht der Kultursommer eine durchschnittliche Auslastung von 79,6 Prozent. Allerdings sei das Musikfest auf Schloss Weikersheim Anfang Juli mit knapp 1400 Besuchern erneut hinter den Erwartungen zurückgeblieben, bedauert Meyer. 2016 habe sich dies noch mit der Fußball-EM und schlechtem Wetter erklären lassen. Heuer wog der Faktor Schlechtwetter wohl noch schwerer. Und tatsächlich musste erstmals seit 25 Jahren das Hauptkonzert im Schlosspark nach 50 Minuten abgebrochen werden. „Am Programm lag es nicht“, ist Meyer sicher. Er habe viele positive Feedbacks zu dem Frankreich-Schwerpunkt bekommen. Nun hofft er also, 2018 mit einem populären Thema punkten zu können. Der Arbeitstitel lautet „Ein Fest mit den Mozarts“, verrät er.
Thema Reformation zieht nicht
Schwer zu erklären sei auch, warum einzelne Ensembles, die in den Vorjahren die Säle mit beeindruckten Zuhörern füllten, diesmal vor teils spärlich besetzten Reihen auftraten – beispielsweise „Heinavanker“ auf der Stöckenburg in Vellberg oder „NeoBarock“ in Niederstetten. Das müsse man eben hinnehmen. Auch das Thema Reformation bei manchen Konzertprogrammen habe die Besucher eher kalt gelassen, hat Meyer beobachtet.
Einen förmlichen Run gab es dagegen auf alle „Brass-Geschichten“, so Meyer: ob im Schlosshof Braunsbach, beim Konzerttag auf Schloss Schillingsfürst oder beim Auftritt der norwegischen Trompeterin Tine Thing Helseth mit Ten Thing im Kelterhof in Niedernhall.
Altes Konzept immer noch gültig
Auch das Concertino-Ensemble mit jungen Musikern unter der Leitung von Petru Munteanu habe längst eine eingefleischte Fangemeinde. Wichtig in Sachen Nachwuchsförderung sei auch der Internationale Violinwettbewerb im Kloster Schöntal, an dem diesmal fast 60 junge Streicher aus 21 Ländern teilnahmen, berichtet Meyer.
Mit den Würth-Philharmonikern, die im Oktober im neuen Carmen-Würth-Forum ihre erste Konzertsaison beginnen, gibt es nun ein neues hochkarätiges Ensemble in der Nachbarschaft. „Sie spielen von Herbst bis Frühjahr, wir im Sommer“, sagt Meyer. Man kommt sich also nicht ins Gehege. Im Gegenteil, vielleicht werde es in Zukunft auch Kooperationen geben.
Seit jeher sei für den Hohenloher Kultursommer der Charme der vielen historischen Spielstätten ein Aushängeschild. Dieses Ursprungskonzept „hat nichts von seiner Attraktivität eingebüßt“, betont Meyer. Überhaupt: Es gehe quasi um den Dreiklang von Akustik, Optik und Können.
Alte Musik, Klassik und Weltmusik bleiben die Säulen des Festivals. Meyer hat die Planungen für den 32. Kultursommer, der von 2. Juni bis 30. September 2018 stattfindet, fast abgeschlossen. Wer mit dabei sein wird? Einige Namen verrät Meyer schon: der Pianist Herbert Schuch, der Flötist Stefan Temmingh, das südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim – und Canadian Brass.
Saison endet am Sonntag in Schöntal
Ausverkauft ist auch das letzte Konzert des diesjährigen Hohenloher Kultursommers: Am Sonntag, 1. Oktober, setzen der Flötist Stefan Temmingh und The Gentleman’s Band um 17 Uhr im Festsaal des Bildungshauses Kloster Schöntal den musikalischen Schlusspunkt einer erfolgreichen Saison. Erklingen werden unter anderem Werke von Händel und Vivaldi.