Wenn Niklas Berroth tagsüber Tonnen von Erde, Schalmaterial und Beton bewegt, dann weiß er am Abend, was er geschafft hat. An der frischen Luft und im Team arbeiten, das liebt er an seinem Beruf. Schmutzige Hände seien für ihn kein Problem, sagt er, da gelte der Spruch: „Dreckige Hände sind ein Zeichen für sauberes Geld.“ Und noch nach vielen Jahren das Erbaute betrachten zu können, das sei ein gutes Gefühl.
„Extrem anstrengend“
Der 21-jährige Betonbauer aus Sulzbach-Laufen ist einer der Besten in seinem Beruf. Das hat er als Landes- und Bundessieger 2017 bereits unter Beweis gestellt. Bei den Worldskills 2019 in Kasan, einer Art Weltmeisterschaft für Ausbildungsberufe, durfte er deshalb für Deutschland antreten. Im Team mit Julian Kiesl aus Mallersdorf-Pfaffenberg in Bayern schaffte er in der Disziplin „Concrete working“ den dritten Platz. „Extrem anstrengend war’s“, sagt er rückblickend, aber trotz allem Stress eine Erfahrung, die er nicht missen möchte.
Schönen Beton zu bauen, das ist für Niklas Berroth Herausforderung und Leidenschaft zugleich. In Russland hatte das deutsche Zweierteam einen kompletten Grundriss zu schalen. Dafür mussten 9,5 Tonnen Schalmaterial in 22 Stunden Wettbewerbszeit verarbeitet werden. Eine Wand sollte einen viereckigen Erkervorsprung mit einer Aussparung bekommen, die einen russischen Bogen enthielt. Die zweite Wand eine schräge Ecke sowie einen schrägen, breiter werdenden Vorsprung. Auch die dritte und die vierte enthielten knifflige Aufgaben.
Beton zu nass
Ein wenig Pech hätten sie gehabt, meint Niklas, dass die vier Kubikmeter Beton, die ihnen als fertige Masse zur Verfügung gestellt wurden, eine Spur zu nass gewesen seien. 719 Punkte reichten für die Bronzemedaille. Gold ging mit jeweils 723 Punkten an ihre Konkurrenten aus China und Österreich. Bei der Abschlussveranstaltung durften sich die Teilnehmer dann sogar über die Anwesenheit des russischen Präsidenten Wladimir Putin freuen.
Niklas ist in der vierten Generation ein Spross des Familienunternehmens Berroth Bau in Sulzbach-Laufen. Die Firma mit rund 20 Mitarbeitern hat derzeit Baustellen in Laufen, Göggingen, Michelbach, Obersontheim. Der Einsatzort von Niklas und seinem Team ist das Neubau-Projekt der Firma „Neue Räume“ im Wilhelm-Heller-Ring in Schwäbisch Hall.
Berroth Bau zieht den Bürotrakt neben der außergewöhnlich gestalteten Halle hoch. Hier bringt sich der hochdekorierte Junghandwerker mit allen seinen beruflichen Fähigkeiten ein. Auch mit dem Bagger kann er umgehen. Seine berufliche Ausbildung hat er seinerzeit mit der Note 1,3 abgeschlossen und war damit unter den drei besten Schulabsolventen. Sein Gesellenstück, eine auf einer Konsole liegende konische Säule, kann sich ebenfalls sehen lassen. Doch er hat noch weitere Talente zu bieten. Im Musikverein Sulzbach/Kocher bläst er die Posaune, er fährt Motorrad und betätigt sich sportlich.
Azubis gesucht
Bei den Worldskills im deutschen Nationalteam zu stehen, war bislang der Höhepunkt in seinem Berufsleben. Insgesamt waren sechs Mitglieder des Nationalteams Deutsches Baugewerbe am Start. Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, zeigte sich beeindruckt von ihrer Leistung und teilte in einem Schreiben mit: „Die Nachwuchstalente haben in Kasan großartig gekämpft und alles gegeben. Sie sind ein hervorragendes Aushängeschild für die Baubranche und zeigen, was man mit einer qualitativ hochwertigen Ausbildung und engagiertem Einsatz in einem Bauberuf erreichen kann.“
Der junge Betonbauer aus dem Kochertal hat es erfahren. Er weiß aber auch um die Schwierigkeiten seiner Branche, an Lehrlinge und Fachkräfte zu kommen. Berroth Bau sucht schon lange händeringend nach Arbeitskräften.
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Deutschland landet im Medaillenspiegel auf Platz 14
Wettkampf Bei der 45. „Weltmeisterschaft der Berufe“ vom 22. bis 27. August in Kasan kämpften 1354 Teilnehmer aus mehr als 62 Nationen in 56 Hauptdisziplinen um die Medaillen. Rund 250 000 Besucher erfreuten sich an dem Wettbewerb. 39 deutsche Teilnehmer waren in 34 Berufen am Start. 22 Wettbewerbe fanden ohne deutsche Beteiligung statt. Zimmerer Alexander Bruns und Fliesenleger Janis Gentner holten Gold für das deutsche Team. Im Medaillenspiegel war Deutschland auf Platz 14 zu finden. Ganz vorne rangieren China, Gastgeber Russland, Korea und die Schweiz. Dennoch zieht die deutsche Nationalmannschaft ein positives Fazit, zumal sie sich zur vorangegangenen Weltmeisterschaft um viele Plätze verbessern konnte. Es gehe nun darum, so die Deutsche Handwerkszeitung, die Talente zu fördern, um den Anschluss an die Spitze nicht zu verlieren.
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