Amtliche Statistiken verzeichnen aktuell während und aufgrund der Corona-Pandemie einen Anstieg von Suchtproblemen. Diese Entwicklung sei auch im Landkreis Schwäbisch Hall zu beobachten. „Jugendliche Cannabiskonsumenten berichten zurzeit vielfach, dass Langeweile der zentrale Grund für ihren zunehmenden Drogenkonsum sei. Dazu kommen Schwierigkeiten wie Existenzängste, Perspektivlosigkeit oder Einsamkeit“, berichtet Thomas Feil, Leiter der Suchtberatungsstelle des Landkreises. Jugendliche konsumierten vermehrt Alkohol und griffen auch häufig zu anderen Substanzen wie opioidhaltige Schmerzmittel, beispielsweise Tilidin, Fentanyl und Oxycodon.
Eigenen Angaben zufolge betreut die Jugend-Sucht-Beratungsstelle jährlich ungefähr 420 junge Menschen bis 27 Jahre. Mehr als die Hälfte davon sei wegen problematischem Umgang mit Cannabis in Beratung. In den letzten Monaten habe zusätzlich der missbräuchliche Konsum der genannten Medikamente deutlich zugenommen. Diese Substanzen wiesen ein relativ hohes Suchtpotential auf, teilt die Beratungsstelle mit.

Spieler gehen ins Internet

Im Bereich der so genannten „nicht stoffgebundenen Süchte“ ist ebenfalls ein Anstieg zu verzeichnen. „Zwar sind die Spielhallen und die Wettbüros zurzeit geschlossen“, berichtet ein Teilnehmer der Spielerselbsthilfegruppe Schwäbisch Hall, „doch das Angebot an Glücksspiel und Wetten im Internet ist nach wie vor verfügbar“. Immer häufiger eskaliere beispielsweise das aktuell notwendige Arbeiten im Homeoffice bei Spielern zum Spielexzess.
Die beiden Suchtberatungsstellen im Landkreis Schwäbisch Hall sind systemrelevant und daher auch momentan geöffnet und für Fragen von Betroffenen und Angehörigen erreichbar. Das schreibt das Landratsamt in einer Pressemitteilung.
Die Beratung unterliege der gesetzlich vorgeschriebenen Schweigepflicht. Beraten werde zu Fragen im Zusammenhang mit Drogen, Alkohol, Spiel- und Onlinesucht, Essstörungen und anderen Süchten.
„Durch die gegenwärtige Krise haben sich latent vorhandene Probleme den Weg an die Oberfläche gebahnt. Hier liegt die Chance, eine Veränderung ins Auge zu fassen. Scheuen Sie sich nicht, bei Fragen auf die Suchtberatungsstellen zuzugehen. Die Beratung erfolgt kostenlos und kann anonym stattfinden“, sagt Landrat Gerhard Bauer.

Junge Menschen bis 27 Jahre sowie deren Angehörige können sich unter Telefon 0791/7557920 an die Jugend-Sucht-Beratung mit ihren Standorten in Crailsheim, Gaildorf und Schwäbisch Hall wenden. Für Erwachsene ab 28 Jahren ist die Beratungsstelle der Diakonie zuständig. Sie hat Standorte in Schwäbisch Hall, Crailsheim, Gaildorf und Blaufelden und ist unter Telefon 0791/94674213 erreichbar.

Weitere Informationen zu den beiden Beratungsstellen und weitere Angebote der Suchthilfe im Landkreis Schwäbisch Hall sind unter www.suchthilfe-landkreis-sha.de zu finden.