Papa, ich habe einen Silberschatz gefunden“, ruft Paula laut. Das kleine Mädchen läuft aufgeregt ihrem Vater entgegen. In der Hand hält sie mehrere Krüge und Becher aus Zinn, die sie in der Haller Sulengasse entdeckt hat. Jan Kütterer sieht sich die Rückseite eines Bechers genauer an. Der eingravierte Engel verrät ihm sofort, wer diesen hergestellt hat. „Paula, dein Becher stammt aus der ehemaligen Zinngießerei in Gnadental. Ich glaube, dass dein Schatz leider nicht so wertvoll ist“, erklärt er seiner Tochter.
 In einer ruhigen Minute tippt er am Computer bei der Online-Auktionsplattform Ebay die Suchbegriffe „Zinn“ und „Gnadental“ ein. Das Suchergebnis bestätigt seine Vermutung. „Einen Trinkbecher von der historischen Zinngießerei aus Gnadental gibt es bei Ebay schon für wenige Euro zu kaufen“, sagt Kütterer.

Alte Bierkrüge aus Hall

Auch Christoph Bärtle hat die Auktionsangebote nach alten Gegenständen mit lokalem Bezug durchforstet. „Als Dekoration für meine Gaststätte machen sich alte Bierkrüge von  Haller Löwenbräu oder historische Biergläser mit Kocherreiter-Motiv immer gut“, erläutert der Gastronom, der in Fichtenberg das Seestüble betreibt. „Flohmärkte sind auch eine gute Fundstelle. In Crailsheim habe ich schon einen nostalgischen Bierhumpen der Häberlen-Brauerei aus Gaildorf entdeckt“, erzählt der in Hall aufgewachsene Gastwirt.
Wer intensiv recherchiert, wird bei der Suche nach historischen Bierdeckeln und -gläsern von Brauereien aus dem Hohenloher Land oder Krügen von der Gnadentaler Zinngießerei bis heute fündig. Schwieriger gestaltet sich inzwischen die Suche nach Römergläsern und anderen Glaserzeugnissen aus den ehemaligen Glashütten in den Löwensteiner Bergen und im Mainhardter Wald. Dass sich das Freilandmuseum in Wackershofen noch rechtzeitig historisches Waldglas sichern konnte, verwundert nicht.

Ohne Geschichte geht es nicht

Seit den 80er-Jahren wird die Sammlung im Freilandmuseum kontinuierlich angelegt. „Wir repräsentieren im Hohenloher Freilandmuseum in Wackershofen ein klar umrissenes geographisches Gebiet. Uns interessieren ausschließlich Dinge, die aus Württembergisch Franken stammen“, so Michael Happe. Anonyme Ankäufe zur Sammlungserweiterung kommen für den Museumsleiter nicht in Frage. „Wir können den Dingen nur dann Informationen entlocken und diese an die Besucher vermitteln, wenn wir deren Geschichten kennen.“
Eine Schreinerwerkstatt aus einem Hohenloher Freilandmuseum sei erst dann interessant, wenn der alte Schreiner erzählen könne, dass sein Großvater die Werkbank im Jahr 1892 gegen eine Standuhr getauscht habe. Der Tausch sei dann bei einem kräftigen Schluck aus der Flasche besiegelt worden. „Im Idealfall wird die Flasche bis heute in einer Kiste der Werkstatt aufbewahrt.“ Ohne diese Geschichte sei die Werkbank für das Museum weitaus weniger interessant.
 Auf Internetrecherchen ist das Freilandmuseum selten angewiesen. „Wir bekommen häufig Angebote aus der Bevölkerung“, bestätigt Happe. Manche Bürger würden ganze Höfe und Häuser anbieten. Auch Arbeitsgeräte, Spielzeug, Möbelstücke, Textilien oder Küchenutensilien seien darunter. „Das sind fast immer Angebote als Schenkungen von Menschen, die unsere Arbeit schätzen und uns unterstützen wollen“, freut sich Happe.

Brenz aus Antiquariatshandel

Beim Stadtarchiv sind Daniel Stihler und seine Kollegen froh über jede materielle Zuwendung. „Die Firmen- und Privatarchive, die bei uns aufbewahrt werden, sind entweder als Schenkung oder als Dauerleihgabe zu uns gekommen“, sagt Daniel Stihler. Der Fokus des Stadtarchivs liegt eigentlich auf der Übernahme und inhaltlichen Erfassung von Schriftgut der Haller Stadtverwaltung. Gelegentlich werden die Bibliotheksbestände im Stadtarchiv aber auch um neue Bücher aus dem Buchhandel erweitert. „Bei älteren Drucken von Haller Autoren wie Johannes Brenz filzen wir schon mal den Antiquariatshandel“, betont Stihler.
 Eher selten sind  Ankäufe bei gewerblichen Anbietern. „Auf der Suche nach Postkarten oder Fotografien sichten wir gelegentlich die Angebote von Internet-Handelsplattformen wie Ebay“, erklärt der Stadtarchivar. In Einzelfällen sei es dadurch schon zum Kauf von seltenen Urkunden oder Grafiken gekommen. „Für eine regelmäßige systematische Durchsicht fehlt uns angesichts der Masse von Angeboten insbesondere im Bereich Postkarten jedoch die Zeit.“

Regionale Fundstücke im Online-Auktionshaus

Die Auktionsplattform Ebay ist eine mögliche Anlaufstelle für Privatsammler, die sich für historische Gegenstände mit einem Bezug zu Hall oder Hohenlohe interessieren. Auf der Internetplattform gibt es neben historischen Zinnbechern aus der einstigen Gießerei in Gnadental ebenfalls alte Bierdeckel von der Schwäbisch Haller Ritterbrauerei oder von der Dreikönig-Brauerei, die im Jahr 1974 ihren Betrieb einstellte. Auch Plüschfiguren oder Schlüsselanhänger vom Haller Bausparfuchs werden bei Internet-Auktionen angeboten. Nostalgische Postkarten mit Comburg-Motiv sind bei Ebay ebenso schnell gefunden.
Die imposante Silhouette der Michaelskirche prangt auf den Schützenscheiben aus dem 19. Jahrhundert, die ein Auktionär im Januar bei Ebay postete. Günstig im Internet zu haben ist der Merian-Bildband über Schwäbisch Hall aus dem Jahr 1975. Teurer dagegen sind original Haller Heller aus dem 13./14. Jahrhundert. Der Auktionsstartpreis liegt hier in der Regel bei mindestens 50 Euro. Schnell ins Minus schießt das Girokonto beim Mitbieten um einen Bauernschrank aus dem Hohenloher Land. Ein original Crailsheimer Vasanenschrank wird bei Online-Auktionsportalen nicht unter 700 Euro eingestellt.