Gleich um 11 Uhr hat’s geströmt“, stellt die etwas erschöpfte Judith Ölschläger am Spätnachmittag des für die Familie recht anstrengenden Sonntags fest. „Es waren viele Leute da.“ Sie waren interessiert an den Gemälden, Grafiken, Drucken, Vorarbeiten und Skizzen, die in den 26 Ruhestandsjahren ihres Vaters entstanden sind. Im Atelier unter dem Dach des Fachwerkhauses hat er sie geschaffen.

Neuer Platz für Fächer gesucht

Der Ausstellungsraum im Erdgeschoss ist für die Öffentlichkeit vorgesehen, dort sind die Ausstellungsstücke thematisch gegliedert. Im Eingangsbereich befinden sich größere Installationen wie der japanische Fächer. Die überdimensionale Konstruktion aus Holz mit dunkelrotem und wollweißem Japanpapier ist von zentralen Begriffen der christlichen Glaubenswelt eingesäumt und jeweils mit den entsprechenden Zeichen der japanischen Bilderschrift versehen. Für dieses Objekt wünscht sich Judith Ölschläger noch einen – vielleicht auch institutionellen – Abnehmer aus der Region. Sie weiß: „Es ist eine spezielle, intellektuelle Kunst, nicht unbedingt was für über’s Sofa.“ Auch andere Werke sind noch zu haben.
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Vieles entstammt der Berufswelt des Theologen, der 2013 starb. Rechts an der Fensterfront des Ausstellungsraums hängen Werke zu kirchlichen und religiösen Fragen. Eberhard Berg sprechen sie mehr an als die Ausarbeitungen zur Passion ganz hinten rechts. Dort finden sich Dornenkronen mit großen Holznägeln oder das Christusmonogramm. Pfarrer Ölschläger hat Eberhard Berg Mitte der 60er-Jahre konfirmiert, seither bestand der Kontakt. Der langjährige Freund der Familie hat schon gewählt. „Vier große stilisierte Ähren und oben die Sonne in einem hellen Gelb“, schwärmt er. Das ist eines der Motive aus dem Bereich der Naturdarstellungen.
Bei Ölschläger ist die symbolische Bedeutung jedoch nie weit. Die Ähre verweist auf Nahrung, Ernte und auf die Substanz des Brotes, das in der Eucharistiefeier gebrochen wird, das Brot des Lebens. Berg entscheidet sich noch für zwei Vorstudien großformatiger Werke, die in der Christuskirche hängen. Er ist im Kirchengemeinderat in Kleinglattbach, einer der ehemaligen Wirkungsstätten Ölschlägers.
Dass dem Künstler Farbe sehr wichtig war, gefällt nicht nur Eberhard Berg. Es gibt sehr viel Grün, naturgemäß auch in den Baumbildern. Bäume werden oft geradezu personifiziert, indem sie Augen oder andere Organe bekommen. Ölschläger hat sich systematisch mit dem Wesen und der Substanz von Farben auseinandergesetzt. So finden sich komplementäre Arrangements wie ein leuchtendes Orange zu einem abgestuft dunklen Blau oder ein zentrales Grün mit dem entsprechenden Rotton. Er spielt auch mit einem zarten Azur, das letztlich auf einen auch jenseitigen Himmel verweist.
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Die reine Freude an der Natur spricht aus vielen dieser Darstellungen. Und dennoch: Die Schöpfung ächzt. Ölschläger machte es sich nicht leicht. Diskussionen des letzten Vierteljahrhunderts sind in Bild und Wort bei ihm veranschaulicht. Umweltzerstörung, Genmanipulation, Radioaktivität beschäftigten ihn.
Eines seiner Hauptanliegen war das Tierwohl. Der Vegetarier aus Überzeugung litt mit geschundenen und gequälten Tieren. Die Geschöpfe Gottes, die mit in der Arche Noah waren, waren ihm ein zentrales Anliegen. Deshalb ist auch Edmund Haferbeck für PETA Deutschland vor Ort. Die Tierschutzorganisation wurde testamentarisch bedacht. An sie fließen die Spenden der Besucher. 25 Exponate hat Haferbeck für das Stuttgarter Büro ausgewählt. Vielleicht gehen sie auch an besondere Förderer und finden dort einen Platz.

Info

Interessierte können Judith Ölschläger per E-Mail an [email protected] erreichen.

Tierrechtsorganisation bekommt Geld

Die Spenden für die nachgelassenen Objekte von Alfred Ölschläger gehen an den Verein PETA Deutschland (People for the Ethical Treatment of Animals). Die deutsche Sektion der weltweit größten Tierrechtsorganisation wurde 1993 gegründet.
Ihr Ziel ist es, mit aufsehenerregenden Aktionen, Tieren zu einem besseren Leben zu verhelfen. Misshandlung, Diskriminierung und Ausbeutung von Tieren sollen abgeschafft werden.