Seit Mai 2017 sitzt der Grundstein, nun steht der Rohbau. Richtfest ist das Fest der Handwerker. Zimmermann Alexander Krause steht oben auf dem Neuen Globe, das bis zum Dachrand eine Höhe von 13,5 Metern und einen Durchmesser von 25 Metern erreicht – fast dieselben Maße wie der Vorgängerbau an ähnlicher Stelle. Unten erklingen schwungvolle Töne der Freilichtspiele-Band, singen die Gäste „Großer Gott, wir loben Dich“.
Die Zimmerer haben die Dachkonstruktion vollendet, nur die Abdichtung fehlt noch. Passend zum Freilichtspielcharakter hat der Dachholzring einen Durchmesser von 9,50 Metern und bleibt erst mal offen. Das Dach kann aber auch mit einem fahrbaren, transparenten Folienkissen verschlossen werden. Krause lässt Bauherren, Handwerker und Planer hochleben und sein Glas „in tausend Scherben springen“.
Nicht irgendein Gebäude
„Hier wird nicht irgendein Gebäude gebaut, sondern ein zentrales, das für die Zukunftsausrichtung der Stadt und der Freilichtspiele steht. Es ist am richtigen Platz und hat die richtige Anmutung“, betont Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim. Der Vorsitzende der Freilichtspiele ist vor allem von der Muschelkalkfassade angetan, die hervorragend an den Platz passe.
Nun sei es von entscheidender Bedeutung, dass das Gebäude mit der Kulturstadt Schwäbisch Hall verbunden wird. Kritische Diskussionen zum neuen Theater sieht Pelgrim als Impuls für den Wettbewerb zum Unterwöhrd, der wie der Haalplatz neugestaltet werden soll. Das Gebäude sei nicht nur im Innern, sondern durch die flexible, ausfahrbare Bühne auch nach außen bespiel- und nutzbar, macht Pelgrim mit Blick auf den großen Vorplatz deutlich.
In der Summe kostenbewusst
„Wir sind in der Summe kostenbewusst, aber es muss auch etwas Gescheites entstehen und es wird etwas Gescheites“, sagt Pelgrim zu den Kosten fürs neue Theater. Von nun an zähle nur noch Rückenwind, um die Fantasie der Theatermacher zu beflügeln, „das Neue Globe mit Inhalten zu füllen“, sagt er in Richtung Intendant Christian Doll.
Pelgrim verdeutlicht die Komplexität des Baus, indem er einen Einblick in das Netz von Handwerkern und Planern gibt. Insgesamt 14 Planungsbüros und 40 Firmen sind am Bau des Neuen Globes beteiligt. Pelgrim ruft sie einzeln auf und bekommt viele Handzeichen unter den Gästen, die beim Richtfestschmaus miteinander ins Gespräch kommen.
90 Prozent der Arbeiten mittlerweile vergeben
„Alles im Rahmen“, sagt Hochbauamtsleiter Dieter Koch zum Kosten- und Zeitplan des neuen Theaters am Rande des Richtfests am gestrigen Nachmittag. 90 Prozent der Arbeiten sind mittlerweile vergeben. Was noch fehlt, ist vor allem der Innenausbau, wie beispielsweise die Schreinerarbeiten für die Möblierung, die Gastroeinrichtung im Foyer oder Bodenbeläge. In diesem Jahr soll das Neue Globe fertig werden. Die Premiere ist für das letzte Märzwochenende geplant (29. bis 31. März), sagt OB Pelgrim in seiner Ansprache. Die Komödie „Was ihr wollt“ von William Shakespeare wird inszeniert, informiert Intendant Doll.
Als Kosten wurden fürs neue Theater zuletzt mehr als 9 Millionen Euro genannt, nachdem zu Beginn von rund 5 Millionen Euro ausgegangen wurde. Konjunkturelle Preissteigerungen wurden als Hauptgrund genannt. Die Finanzierung steht noch nicht komplett. 4,5 Millionen Euro will die Stadt zuschießen, eine Million hat das Land zugesagt. Die Freilichtspiele haben Eigenmittel von 300 000 Euro, vom Förderverein kommen 200 000 Euro. Die Summe der Spenden belaufe sich auf 1,5 Millionen Euro, machte OB Pelgrim beim Pressegespräch vor der Premiere auf der Großen Treppe deutlich. Er und Intendant Christian Doll hoffen auf weitere Spenden. Für den Rest nehmen die Freilichtspiele ein Darlehen auf, das durch erhöhte Zuschüsse der Stadt an die Freilichtspiele zurückgezahlt wird.
Das Alte Globe wurde von der Globe Works GmbH für einen symbolischen Euro gekauft und nach Berlin geholt, um es dort wieder aufzubauen. Geschäftsführer Christian Leonard hat politische Unterstützung und einen Standort direkt an der Spree gefunden. Derzeit wird am Bauantrag gearbeitet. Zudem fehlt es noch an rund einer Million Euro. Mit diesem Betrag rechnet der Theatermacher und Gründer der Shakespeare Company Berlin, um das Alte Globe wieder im Sommer als fliegenden Bau bespielbar zu machen und mit einem Anbau zu ergänzen, der ganzjährig nutzbar ist. cus