Erst am dritten Sonntag nach der Sturzflut in Braunsbach am 29. Mai 2016 hat Bürgermeister Frank Harsch einen ersten freien Tag zur Erholung. Zuvor war der Schultes wie alle anderen Mitglieder der Technischen Einsatzleitung fast pausenlos damit beschäftigt, die Situation in Braunsbach und den anderen von der Flut betroffenen Teilorten in den Griff zu bekommen. „An diesem ersten freien Tag bin ich zum Nachdenken gekommen“, erzählt Harsch. Viele Gedanken seien ihm durch den Kopf gegangen, aber einer hat sich besonders verfestigt: Ihm ist klar geworden, dass er seine Erlebnisse irgendwie festhalten muss.
Ende 2016 hat er angefangen, seine Gedanken aufzuschreiben. „Das ging in mehreren Etappen bis 2018“, sagt Harsch. „Die Wochenenden, die Nacht und die Urlaube mussten schon dafür herhalten.“ An seinem Buch hat er in der Freizeit gearbeitet, darauf legt er Wert. Bescheiden fügt er hinzu: „Es ist ja nur ein Büchlein, gewiss kein Wälzer. Aber insgesamt habe ich trotzdem Wochen an Zeit investiert.“
Tiefsinnig und humorvoll
Das Gefühl, fertig zu sein mit seinem Buch, hat sich nie so richtig eingestellt. Einen Endpunkt hatte der Prozess des Schreibens aber. „Das war am Ende meines Sommerurlaubs im vergangenen Jahr“, erinnert sich Harsch, „danach hatte ich schlicht keine Zeit und Ruhe mehr, um aus meinem Büchlein einen Wälzer zu machen.“ Er ist aber überzeugt, dass die Leser nicht mit „endlosen literarischen Ergüssen berieselt werden wollen“, sondern „konkret, tiefsinnig und manchmal ein wenig humorvoll die Sturzflut aus der Sicht eines Bürgermeisters nacherleben“ wollen.
Eigene Formulierungen
Vor den Ereignissen des 29. Mai 2016 hätte sich Harsch nicht vorstellen können, einmal unter die Autoren zu gehen. „Das Leben eines erfolgreichen Autors würde mir durchaus gefallen, andererseits habe ich mein Talent im Schreiben immer für begrenzt gehalten“, sagt er und muss lächeln: „Folglich war ein eigenes Buch nie ernsthaft ein Thema.“ Vorbilder hatte er aber. Er nennt beispielsweise den umstrittenen Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer.
„Für mich war aber klar, dass ich mit seinem schriftstellerischen Niveau nicht mithalten kann“, so Harsch. „Im Gegensatz zu manchen Spitzenpolitikern und Prominenten hätte ich aber niemals mein Buch von einem Ghostwriter schreiben lassen.“ Er habe in seinem Buch seine eigenen Gedanken und Formulierungen einbringen wollen: „Es geht mir bei meinem Buch im Übrigen um mehr als nur um die Flut.“ Ein Kapitel beschäftige sich beispielsweise mit wissenschaftlichen Gesichtspunkten. Da er nicht über tiefergehende meteorologische oder hydrogeologische Kenntnisse verfüge, habe er wörtlich die Erkenntnisse des Graduiertenkollegs der Uni Potsdam übernommen, das direkt nach der Sturzflut in Braunsbach und den Teilorten geforscht habe. „Weiterhin hatte ich Presseartikel als Erinnerungsstütze und Inspiration für meine Gedanken zur Verfügung“, so Harsch. Das ganze Buch sei von einer professionellen Lektorin überprüft und berichtigt worden, wo es nötig war. Es sei weiterhin ein Korrektorat durch diese Zeitung erfolgt. „Inhaltlich konnte ich auch auf die Erfahrung von altgedienten Redakteuren der Zeitung zurückgreifen“, berichtet der Bürgermeister. Als Designerin für die Buchgestaltung stand ihm Heidi Thomsen, ebenfalls von dieser Zeitung, zur Verfügung.
Professionelle Begleitung
Spannend fand der Neu-Autor den Prozess, der nach dem Schreiben folgte: Redaktion, Fotoauswahl, Layout und schlussendlich der Satz. „Ich habe ja noch nie ein Buch geschrieben. Ohne professionelle Begleitung im Hinblick auf Inhalt und Aufmachung kann man aber ein Buch eigentlich nicht auf den Markt bringen“, zeigt sich Harsch überzeugt. Das Buch soll im Buchhandel und auf Online-Plattformen verkauft werden, deshalb müsse es auch eine professionelle Aufmachung haben. „Zum Glück hatte ich mit den verschiedenen Mitarbeitern des HT und meiner Lektorin viele gute Leute an meiner Seite“, freut sich Harsch.
Mit seinem Buch will er vor allem beschreiben, wie Menschen in Krisenzeiten miteinander umgehen. „Ich war durchaus überrascht, dass ein Zusammenhalt in unserer Gesellschaft immer noch vorhanden ist“, stellt Harsch fest. „Unsere Krisensituation hat sich ja fast nur auf meine Gemeinde und auf Teile des Kocher- und Jagsttals erstreckt.“ Folglich hätten die gesamte Gefahrenabwehr und der finanzielle Wiederaufbau „relativ lokal in Angriff genommen werden können“ müssen.
„Was wäre aber, wenn ganze Landstriche, vielleicht ganz Deutschland oder Europa in einem Krisenmodus stecken würde?“, fragt sich Harsch. „Ich denke, wir müssen über solche Szenarien schon mal nachdenken und darüber, was unser persönlicher Beitrag wäre, um dann anderen Menschen zu helfen.“
Auf die Ankündigung, ein Buch über seine Erlebnisse schreiben zu wollen, hat er sehr positive Reaktionen erlebt. „Mein Umfeld hat sich darüber gefreut und gleich nachgefragt, wann das Buch endlich auf den Markt kommt“, erinnert sich Harsch. Ein weiteres Buch, beispielsweise über den Wiederaufbau in Braunsbach und den Teilorten, werde es aber wohl nicht geben. „Ich würde lieber ein Theaterstück schreiben, mal schauen“, sagt Harsch, der auch bei der Braunsbacher Theatergruppe aktiv ist. Jetzt freut er sich erst einmal, dass sein Buch auf den Markt kommt, passend zum dritten Jahrestag der Sturzflut am 29. Mai: „Das ist ja auch wirklich der richtige Termin.“
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Eine erste Lesung am 13. Juni in Schwäbisch Hall
Das Buch von Frank Harsch trägt den Titel „Die Sturzflut“. Es erscheint am 29. Mai 2019 im Verlagsbetrieb Haller Tagblatt. Zu haben ist es online, im Buchhandel sowie in den Shops der drei Kreiszeitungen. Der reguläre Preis beträgt 13,90 Euro. Nur in den Shops gilt für Abonnenten der Abopreis von 11,90 Euro. Es trägt die ISBN-Nummer 978-3-946440-03-1.
Der Autor wird sein Buch am Donnerstag, 13. Juni, um 19.30 Uhr bei einer Lesung in der Buchhandlung Osiander in Schwäbisch Hall vorstellen. Dazu hat Frank Harsch schon Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Innenminister Thomas Strobl, Regierungspräsident Wolfgang Reimer, Landrat Gerhard Bauer, weitere Politiker, Vertreter der Rettungskräfte, der Behörden, der Bauunternehmen, Bürger, Bekannte und Freunde eingeladen. „Natürlich werde ich auch in der Gemeinde Braunsbach lesen“, sagt Harsch. „Ich freue mich aber auch, wenn weitere Anfragen zu Lesungen bei mir eingehen. Ab einer Person aufwärts komme ich definitiv.“ Kontakt kann man mit ihm über
www.braunsbach.de aufnehmen. noa
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