Das Unternehmen wurde 1898 gegründet, doch noch ein anderes Datum stand bei der 125-Jahr-Jubiläumsfeier von Arnold Umformtechnik am Freitag im Künzelsauer Carmen-Würth-Forum im Mittelpunkt: der 29. Mai 1945. Warum? Nun, Europa hatte die Schrecken des Zweiten Weltkriegs gerade einmal drei Wochen hinter sich gelassen, da gab ein gewisser Adolf Würth die allererste Bestellung seines noch gar nicht offiziell gegründeten Unternehmens bei der Firma Arnold in Ernsbach auf: 144 Schrauben, die er zusammen mit seinem Sohn auf dem Ochsenfuhrwerk von Bauer Dümmler abholte. So erinnerte sich zumindest der damals zehnjährige Sohn – niemand anderes als Reinhold Würth – am Freitag im Carmen-Würth-Forum.
Dass Arnold damit zum ersten Lieferanten der Firma Würth wurde, wäre vielleicht nicht mehr als eine nette kleine Anekdote geblieben – wenn die besondere Verbundenheit mit Würth nicht knapp 50 Jahre später eine herausragende Rolle in der Unternehmensgeschichte gespielt hätte: Die Hintergründe der Übernahme durch den Würth-Konzern schilderte CEO Dirk Döllner im Talk mit CFO und CMO Frank Agner, der den Abend moderierte.

Wie der Spezialist für Verbindungselemente Teil von Würth wurde

Man schrieb das Jahr 1994, erinnerte sich Döllner. Die damalige Firma L. & C. Arnold, die nicht nur Schrauben produzierte, sondern auch europaweiter Marktführer für Krankenhausbetten war, war kurz zuvor teilweise von Hill-Rom übernommen worden. Doch der amerikanische Hersteller von Krankenhausmöbeln zeigte wenig Interesse an der Schraubensparte. Da ergriff Alois Wimmer die Initiative: Der Geschäftsführer des SWG Schraubenwerks Gaisbach wusste, dass die Würth-Gruppe durch den Kauf weiterer Unternehmen weiter wachsen wollte. Und so schrieb er Reinhold Würth ein Fax mit den flammenden Worten: „Wieso in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“
Gesagt, getan: Nach einem Gespräch mit Wimmer ließ Reinhold Würth die Konzernführung darüber beraten, ob Arnold Teil der Würth-Gruppe werden sollte. Und obwohl fast die gesamte Führungsetage anfangs dagegen war, kam der Kauf letztlich zustande – eben weil Reinhold Würth sich in diesen Tagen wieder an die legendäre Fahrt nach Ernsbach am 29. Mai 1945 erinnerte. „Lieber Professor Würth, Ihre Entscheidung war das größte Glück in der Firmengeschichte von Arnold“, wandte sich Döllner an den Ehrengast.
Welchen Meilenstein die Übernahme durch Würth für Arnold darstellte, verdeutlichte Robert Friedmann, Sprecher der Konzernführung der Würth-Gruppe, anhand von Zahlen: 28 Millionen Euro hatte der Umsatz von Arnold 1994 betragen, 275 Millionen Euro waren es 2022. Umgekehrt profitiere aber auch Würth von Arnold: Während der erfolgsverwöhnte Konzern in diesem Jahr bisher moderate sechs Prozent Wachstum verzeichnet, hat Arnold in den ersten fünf Monaten des Jahres vielversprechende 125 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Friedmann vergaß nicht, wem der Erfolg von Arnold vor allem zu verdanken ist: „In 125 Jahren wurden viele Herausforderungen bewältigt. Das war nur durch Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, besonders Sie, liebe Rentnerinnen und Rentner, möglich.“ Unter den 1500 Gästen im Carmen-Würth-Forum waren nämlich auch 88 Pensionäre. Die Älteste, die 90-jährige Else Kochner, wurde von Dirk Döllner mit einem Blumenstrauß geehrt.
Der unschätzbare Wert der Mitarbeitenden wurde an diesem Abend immer wieder betont: Die Menschen mit ihrer Begeisterung, Leidenschaft, Verbundenheit und Neugierde machten Arnold so erfolgreich, sagte etwa Döllner. „Die Menschen machen ein Unternehmen aus – nicht Maschinen, nicht Gebäude“, meinte auch Frank Agner. Und Friedmann bezeichnete es als eine seiner schwierigsten Entscheidungen, sich in der Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 von 144 Arnold-Mitarbeitenden zu trennen. Immerhin konnten 120 von ihnen später wiedereingestellt werden.

Seit 125 Jahren mit der Region verbunden

Einer der Festredner stammt nicht aus dem Würth-Kosmos, sondern vertrat die Lokalpolitik. Doch Dr. Matthias Neth, Landrat des Hohenlohekreises, ist Arnold trotzdem auf besondere Weise verbunden: „Ich darf im Vorstand des Kocherwerks sein. Ich genieße es sehr.“ Darüber hinaus eint den Politiker und das Unternehmen die Verbundenheit mit der Region. „Ich empfinde Stolz und Dankbarkeit, weil Arnold ganz tief mit dieser Landschaft, diesem Landkreis verbunden ist“, sagte Neth. Bei vielen Unternehmensentscheidungen habe das Bekenntnis zur Landschaft im Mittelpunkt gestanden: „Arnold ist gelebtes Bekenntnis.“
Den Schlusspunkt des Festakts setzte Reinhold Würth: „Wir wollen Flagge hissen für die nächsten 125 Jahre. Keiner von uns wird das erleben, aber das Unternehmen kann es erleben“, sagte er. Anschließend leiteten die Würth Philharmoniker mit Johann Strauss‘ festlicher Polka „Unter Donner und Blitz“ in den gemütlichen Teil des Abends über.