Vom miesen Wetter ließen sich die jungen Demonstranten nicht abschrecken. „Das Klima – schlimmer als unser Mathe-Abi“, „Fleisch frisst den Planeten“ oder „Rettet die Erde“ stand auf den Plakaten und Transparenten. Bei der Veranstaltung der „Fridays for Future“-Bewegung zogen am Freitag mehrere hundert Schüler über den Münsterplatz und durch die Ulmer Innenstadt.
Und die machten ihrem Unmut über die aktuelle Klimapolitik lautstark Luft: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“ war eine häufig gehörte Parole.
In mehr als 100 Ländern wurden am Freitag mehr als 1600 Demonstrationen von Schülern erwartet - im Südwesten in gut 30 Städten. Den Organisatoren zufolge sollte es diesmal der bislang umfassendste Protest werden.

Hier ein Live-Video von der Veranstaltung:

Vorbild für die Aktionen ist die schwedische Schülerin Greta Thunberg, die seit vielen Wochen freitags für den Kampf gegen den Klimawandel demonstriert, anstatt zur Schule zu gehen. Sie ist zu einer Symbolfigur für Klimaschützer rund um die Welt geworden.
Bundesweit sind am Freitag in Deutschland zehntausende junge Leute auf die Straße gegangen. In Großstädten wie Berlin, Köln und Bremen versammelten sich bereits am Vormittag jeweils tausende Schüler mit handgemalten Plakaten und Sprechchören. In zahlreichen Städten sollten Demonstrationen später beginnen. Bundesweit waren mehr als 220 Protestaktionen geplant.
"Fridays for Future"-Demo in Ulm

Klimaschutz „Fridays for Future“-Demo in Ulm

In Berlin kamen bereits am frühen Vormittag bei weiterem Zulauf 5000 junge Menschen am Bundeswirtschaftsministerium zusammen, um ihren Unmut über ausbleibende Maßnahmen zum Schutz von Klima und Umwelt auszudrücken. In München versammelten sich laut Polizei rund 8000 Demonstranten, in Bremen etwa 5000. In Köln waren es nach Angaben von Veranstaltern und Polizei tausende Teilnehmer.

„Ihr zerstört unsere Zukunft“

Begonnen hatte die weltweite Protestwelle am frühen Morgen in Asien und Ozeanien, wo ebenfalls zehntausende junge Menschen auf die Straßen gingen. Demonstrationen gab es etwa in Sydney, Bangkok, Neu Delhi und Hong Kong. Teilnehmer trugen dabei Plakate wie "Ihr zerstört unsere Zukunft" und "Wenn Ihr euch nicht wie Erwachsene verhaltet, tun wir es" oder "Wir streiken, um die Erwachsenen weiterzubilden."
Bereits seit Monaten boykottieren in vielen Ländern weltweit junge Leute aus Protest gegen mangelnde Klimaschutzbemühungen einmal pro Woche den Unterricht. Der globale Protesttag am Freitag ist der bisherige Höhepunkt der Demonstrationen, die in Deutschland unter dem Namen Fridays for Future laufen. Inspiriert werden die Proteste der Schüler von der jungen Schwedin Greta Thunberg, die im Sommer des vergangenen Jahres mit einem wöchentlichen Solostreik begann.
In Deutschland waren nach Angaben der Initiative Fridays for Future mehr als 220 Protestaktionen zwischen Flensburg und Passau geplant. Die Organisatoren rechneten mit mehreren zehntausend Teilnehmern. Weltweit sollte in fast 1700 Städten in mehr als hundert Ländern gestreikt werden - von den USA bis nach Finnland.

Demos sorgen für Kritik

Dass die Jugendlichen während der Unterrichtszeit streiken, sorgt in manchen Ländern für Kritik. Gegner kritisieren die Klimaproteste als Schulschwänzerei. Andererseits unterstützen in Deutschland inzwischen unter anderem Eltern- und Wissenschaftlerinitiativen die Demonstrationen. Auch Umweltorganisationen und Parteien wie Grüne und Linke loben sie. Die Proteste sind am Freitag auch Thema im Bundestag.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) lobte das Engagement der Schüler grundsätzlich, distanzierte sich aber von Protesten während der Unterrichtszeit. Er könne das Anliegen der jungen Leute "grundsätzlich verstehen", sagte der Minister den Zeitungen des Redaktionnetzwerks Deutschland. Es wäre allerdings "noch besser", wenn die Demos außerhalb der Schulzeiten wären.
Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, unterstrich in Berlin, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und andere Kabinettsmitglieder "sehr deutlich ihre Unterstützung für das klimapolitische Engagement" ausgedrückt hätten. Dies gelte "ganz allgemein in diesem Lande" und betreffe auch den Einsatz "von jungen Menschen".
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter rief die Regierung angesichts der Schülerstreiks dagegen zu einer Änderung ihrer Prioritäten auf. "Die politischen Entscheider tun nicht ansatzweise genug, um die Lebensgrundlagen der jungen Generation zu schützen", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Die Debatte über die Zulässigkeit von Streiks während des Unterrichts sei nur ein Ablenkungsmanöver.
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